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Michendorf: Millionen-Betrug: Bürgermeister wird befragt

Michendorf - Wegen des mutmaßlichen Millionenbetrugs in Michendorf will eine Arbeitsgruppe aus Gemeindevertretern in zwei Wochen Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) befragen. Das sagte der Vorsitzende der AG, Gerd Sommerlatte (FBL/UWG), den PNN.

Michendorf - Wegen des mutmaßlichen Millionenbetrugs in Michendorf will eine Arbeitsgruppe aus Gemeindevertretern in zwei Wochen Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) befragen. Das sagte der Vorsitzende der AG, Gerd Sommerlatte (FBL/UWG), den PNN. Auch weitere Mitglieder der Verwaltung sollen demnach am 6. Juni darüber Auskunft geben, wie es dazu kommen konnte, dass die Gemeinde Michendorf von der SRS Hausverwaltungs GmbH um etwa 1,5 Millionen Euro betrogen wurde. „Warum ist das nicht aufgefallen?“, fragt Sommerlatte stellvertretend für viele Michendorfer.

Die Hausverwaltung hatte bis zum Sommer 2016 mehr als 80 private und kommunale Wohnungen verwaltet. Der kaufmännische Geschäftsführer der SRS soll zwischen 2009 und 2016 die Treuhandkunden der Kunden geplündert haben. Im Oktober 2016 wurde das Insolvenzverfahren eingeleitet, nachdem die Unterschlagungen öffentlich geworden waren und der Geschäftsbetrieb nicht weitergeführt werden konnte.

Die Ermittlungen gegen den Geschäftsführer laufen. Dabei stellt es sich laut der Staatsanwaltschaft Potsdam als „echte Sisyphusarbeit“ heraus, die vielen Abhebungen der verschiedenen Treuhandkonten zu bewerten. Denn: „Es gibt auch korrekte Abhebungen“, sagte Behördensprecher Christoph Lange. Die Kontounterlagen werden also weiter gesichtet. Zudem werden Zeugen befragt. Wann und ob es zu einer Anklage kommt, ist noch nicht abzusehen. Es gibt eine Vielzahl von Anzeigen von geschädigten Kunden. Ob diese oder ob die Gemeinde Michendorf als größter Gläubiger ihr Geld zurückbekommen, ist jedoch fraglich. Lange wollte dazu konkret nichts sagen, gab aber zu bedenken: „Wo nichts ist, kann man nichts abschöpfen.“

Auch der Insolvenzverwalter Christoph Schulte-Kaubrügger kann derzeit noch nicht sagen, ob für die Gläubiger noch etwas zu holen sein wird. „Durch die Strafverfahren erschwert sich unsere Arbeit“, sagt der Rechtsanwalt.

Die Gemeindevertreter betreiben indes unabhängig von der Staatsanwaltschaft Aufklärung. Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Acco GmbH aus Potsdam wurde beauftragt, die Abläufe und Strukturen in der Gemeindeverwaltung zu untersuchen. 30 000 Euro lässt sich die Gemeinde das kosten. Am 19. September soll ein erster Zwischenbericht vorliegen. Daraus sowie aus den eigenen Befragungen will die AG dann im Idealfall bis Ende des Jahres Maßnahmen für die Verwaltung ableiten, um in Zukunft solche Vorkommnisse zu vermeiden. Gerd Sommerlatte ist entschlossen: „Es muss etwas dabei herumkommen“, sagte er.

Bürgermeister Mirbach hält sich nach eigenen Angaben bei dem Thema „ein bisschen raus“. Schließlich geben ihm einige die Mitschuld am Geschehenen. Mirbach nennt die Anschuldigungen „absurd“. Ihm liege an einer sorgfältigen Untersuchung der Sache, sagte er. „Die Brisanz ist weiterhin da“, erklärte der Michendorfer Bürgermeister. Viele Einzelanleger seien durch die Unterschlagung existenziell betroffen. Für die Gemeinde sei der Millionenverlust schmerzhaft. 

Martin Anton

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