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Zentral gelegen. Der Landkreis will Flüchtlinge aus anderen Orten nach Michendorf verlegen, da die Gemeinde zentral im Landkreis liegt und das frühere Hotel im Ort gut angebunden ist. In diesem Jahr werden aber wohl keine Asylbewerber mehr einziehen.

© Andreas Klaer

Michendorf: Landkreis will das Sens Convent kaufen

Ex-Hotel in Michendorf soll 4,3 Millionen Euro kosten. Einzugstermin für Flüchtlinge noch offen

Von Enrico Bellin

Michendorf - Die Kreisverwaltung plant, das frühere Sens Convent Hotel in Michendorf zu kaufen. In der derzeit gemieteten Anlage mit 125 Zimmern sollen wie berichtet 220 Flüchtlinge unterkommen, die Genehmigung zum nötigen Umbau des Hotels war im September erteilt worden. Nun hat der Eigentümer ein Verkaufsangebot unterbreitet, das die Kreisverwaltung gern annehmen will.

Demnach soll das leere Hotel, in das eigentlich schon in diesem Frühjahr Flüchtlinge einziehen sollten, rund 4,3 Millionen Euro kosten. Das Verkaufsangebot der Objektgesellschaft Brandenburg 1 GmbH ging am 6. Oktober ein, am kommenden Dienstag wird es erstmals im Finanzausschuss des Kreises besprochen. Der Fachbereich befürwortet den Kauf, da er für die Verwaltung günstiger sei als das Mieten: Der Mietvertrag wurde für 54 Monate geschlossen, die monatliche Miete für das Haus mit rund 5200 Quadratmetern Grundfläche beträgt knapp 59 000 Euro – auch wenn noch keine Flüchtlinge im früheren Hotel wohnen, muss der Kreis sie schon bezahlen. Zusätzlich hatte sich der Kreis verpflichtet, pro Quadratmeter am Ende der Mietzeit 500 Euro Sanierungszuschuss zu zahlen. Insgesamt würden Miete und Sanierungszuschuss den Kreis also 6,2 Millionen Euro kosten, knapp zwei Millionen mehr als der Kauf.

Laut Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert soll das Objekt wie geplant als Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge genutzt werden. „Der Zustand und die zentrale Lage sprechen für Michendorf“, so Schwinzert. Das Hotel liegt an der Hauptstraße durch den Ort und hat eine Bushaltestelle vor der Haustür. Zwar hat der Kreis derzeit freie Plätze in den Unterkünften, in diesem Monat wird auch das Heim im Beelitzer Ortsteil Schönefeld leer gezogen. Im langfristigen Unterbringungskonzept sei Michendorf allerdings wichtig. So sollen etwa die Mietverträge für Metallhäuser in Brück nicht verlängert werden. Auch eine Unterkunft in Götz wurde leergezogen, dort sollen künftig unbegleitete Minderjährige betreut werden. Einen Einzugstermin für das frühere Hotel in Michendorf gibt es noch nicht. Mit einem Einzug in diesem Jahr ist Schwinzert zufolge nicht mehr zu rechnen.

Der Verkauf des Hotels ist laut Markus Mertens, Geschäftsführer der Brandenburg 1 GmbH, auf Wunsch der Kreisverwaltung angestoßen worden. Aber auch der Gesellschaft mit Sitz in Düsseldorf komme der Verkauf entgegen: „Wir wollten uns im Berliner Raum eigentlich stärker verankern, das ist uns aber nicht gelungen“, so Mertens gegenüber den PNN. Die Gesellschaft war speziell zum Verwalten von Asylwohnraum sowie der Veräußerung von Immobilien im Oktober 2015 gegründet worden – als noch mehrere Hundert Flüchtlinge pro Woche in den Landkreis gekommen waren. Doch mehr Objekte als das Sens Convent seien nicht hinzugekommen.

Das Verkaufsangebot steht Mertens zufolge nun bis Mitte Dezember, sodass der Kreistag vorher noch über den Ankauf entscheiden kann. Dessen nächste Sitzung ist am 8. Dezember, vorher wird in allen Ausschüssen beraten. Stimmen die Abgeordneten dem Angebot zu, muss der Kaufpreis bis Ende Juni 2017 bezahlt werden.

Auch wenn die Baugenehmigung erst im September erteilt worden sei, sind Mertens zufolge inzwischen schon die meisten nötigen Vorbereitungsarbeiten erfolgt. So sei die Brandschutzanlage abgenommen, die Großküche wurde ausgebaut, Doppelbetten in den Zimmern gegen zwei Einzelbetten getauscht und auch der Tresen im Aufenthaltsraum ausgebaut. Der Kreis wolle nun mehrere kleinere Küchen einbauen. Schon im Mietvertrag habe man sich auf die Verteilung der Umbaukosten geeinigt, die Ausbauten hat die GmbH bezahlt. Mertens zufolge könnten die restlichen Arbeiten, die nun der Kreis zahlen muss, zügig abgeschlossen werden.

Laut Michendorfs Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) hätten Kritiker im Ort schon zur Unterzeichnung des Mietvertrages prophezeit, dass man dafür das Hotel hätte kaufen können. Mirbach sieht seine Gemeinde gut auf den Einzug der Flüchtlinge vorbereitet. So gebe es noch die Arbeitsgemeinschaft, die sich um die bis August 2015 in der Turnhalle des Gymnasiums untergebrachten Asylbewerber gekümmert hätte. Die Mitglieder seien derzeit in benachbarten Unterkünften in Neuseddin oder Ferch aktiv. „Wir haben eine große Zahl Ehrenamtler, die sofort tätig werden können“, so der Bürgermeister. Auch Lehrer würden sich für den Unterricht von Flüchtlingen weiterbilden, sodass Integrationsklassen eingerichtet werden könnten. Zudem habe die Gemeinde einen Ehrenamtskoordinator eingestellt, der auch die Arbeit für die Flüchtlinge koordinieren kann.

Sollte der Kreis das Haus irgendwann nicht mehr für die Unterbringung von Flüchtlingen benötigen und umnutzen wollen, müssten die Gemeindevertreter den Bebauungsplan für das Areal ändern.

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