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Michendorf: Hotel soll Flüchtlingsheim werden

Der Pächter des „Sens Convent“ in Michendorf wurde von der Mitteilung am Montag überrascht: Das Hotel soll ein Asylbewerberheim werden, die ersten Flüchtlinge sollen bereits ab dem 1. Januar einziehen. Das will er so nicht hinnehmen.

Michendorf - Der Landkreis hat gestern mitgeteilt, dass aus dem „Sens Convent“-Hotel in Michendorf in den nächsten Wochen ein Asylbewerberheim werden soll. Die Pläne könnten Gegenstand eines Rechtsstreits werden, denn das Hotel mit 35 Mitarbeitern läuft gut, wie Geschäftsführer Karsten Dreger gestern auf Anfrage sagte. Davon, dass dort Asylbewerber einziehen sollen, habe er am Montag erst durch Presseanrufe erfahren.

Mit der „Sense Convent Hotel Michendorf GmbH“, einer Tochter einer Berliner Hotel-Holding, hat Dreger das Hotel vor drei Jahren gepachtet, der Vertrag sei nicht gekündigt worden und Dreger sieht dafür auch überhaupt keinen Anlass. Auch die 35 Hotelmitarbeiter seien von den Plänen „völlig umgehauen“ worden. Das Hotel sei gut ausgelastet, im vergangenen Jahr sei erstmals ein kleiner Gewinn erzielt und der Umsatz dieses Jahr weiter gesteigert worden. „Da wurde die Rechnung ohne den Wirt gemacht“, sagte Dreger. Er will sich heute mit seinem Rechtsanwalt über das weitere Vorgehen beraten, eine Klage schließt er nicht aus.

Im Hotel sollen 250 Flüchtlinge unterkommen

Der Pressesprecher des Landratsamtes, Kai-Uwe Schwinzert, teilte derweil mit, dass mit einer „Benini Intermediation & Consulting“ aus Düsseldorf ein Pachtvertrag über viereinhalb Jahre abgeschlossen wurde. Demnach soll künftig das gesamte Hotel in der Potsdamer Straße für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden. Es verfügt über 125 Zimmer. „Der Kreis beabsichtigt, bis zu 250 Flüchtlinge dort unterzubringen“, so Schwinzert. Ein Teil der Einrichtung wie das Kücheninventar werde weiter genutzt. Dass der Hotelbetreiber von den Plänen bislang nichts wusste, nannte Schwinzert „unglücklich“. „Aber wir haben einen Vertrag mit dem Eigentümer abgeschlossen und hoffen, dass er auch erfüllt werden kann.“

Die Firma „Benini“ ist Bevollmächtigter des neuen Hoteleigentümers, der Objektgesellschaft Brandenburg 1 mbH. Die wiederum sei Tochter einer Kölner Vermögensverwaltung, wie „Benini“-Geschäftsführer Carlo Gianni Benini gestern auf PNN-Anfrage erklärte. Die Brandenburg 1 habe das Hotel gerade erst gekauft. Der Kaufvertrag sei aber schon notariell beurkundet. Dem Hotelbetreiber „Sense Convent“ sei unterdessen am vergangenen Freitag der Pachtvertrag wegen Zahlungsrückständen gekündigt worden. Das habe noch der Insolvenzverwalter des alten Eigentümers getan.

Im Hotel weiß man nichts von einer Kündigung des Pachtvertrags

„Sens Convent“-Chef Dreger wusste von einer Kündigung gestern nichts. Richtig sei, dass er wegen einer veralteten Brandmeldeanlage die Pacht gekürzt hatte, nachdem auf seine Bitten um Nachbesserung nichts passiert sei. Von den einbehaltenen Beträgen wollte er die Anlage selbst erneuern und habe das dem Eigentümer auch mitgeteilt. Einen Kündigungsgrund sieht er darin nicht und will sich auch dazu mit seinem Anwalt beraten.

Dreger hatte das Hotel vor drei Jahren noch von der Medico Fonds 41 gepachtet, die seit März pleite ist. Auch von einem Eigentümerwechsel wusste Dreger nichts. „Das müsste mir der Insolvenzverwalter ja mal sagen.“

Die Initiative für den Vertragsabschluss ist von Carlo Gianni Benini ausgegangen. Hotelbetreiber Dreger kann sich gute Gründe vorstellen, aus einem Hotel ein Flüchtlingsheim zu machen, wenn man schnell zu Geld kommen wolle. „Man erzielt damit viel höhere Umsätze und hat kaum Aufwand.“ Benini wiederum sagte gestern, Dreger selbst habe bereits versucht, eine Hoteletage als Flüchtlingsheim zu verpachten. Durch den Eigentümerwechsel sei es nicht mehr dazu gekommen. Das neue Pachtverhältnis mit dem Landratsamt beginne am 1. Januar. „Bis dahin hoffen wir, eine Lösung mit Herrn Dreger zu finden.“

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