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Potsdam-Mittelmark: Mehr Lärm für Teltows Süden

Neue BER-Nachtflugroute erzürnt Fluglärmgegner. Betroffene wollen klagen

Teltow - In den Nächten wird es laut werden über Teltows Süden. Davon ist Antje Aurich-Haider von der Teltower Bürgerinitiative gegen Fluglärm überzeugt. „An eine durchgehende Nachtruhe wird dann nicht zu denken sein, wenn die Flugroute so kommt“, sagt Aurich-Haider den PNN.

Nachdem das Oberverwaltungsgericht Berlin Brandenburg im Jahr 2013 die Nachtroute über Blankenfelde-Mahlow für rechtswidrig erklärt hatte, war die Befürchtung bei den Anwohnern im Umfeld des künftigen Berliner Großflughafens BER groß, dass der nächtliche Fluglärm verlagert wird. Die Fluglärmkommission des BER hat nun am 6. Juli die alternative Flugroute 4 für Starts von der Nordbahn empfohlen. Allein in der Region Teltow werde es Aurich-Haider zufolge, die sich seit fünf Jahren in der Initiative engagiert, 40 000 bis 60 000 Menschen betreffen. Womöglich seien noch mehr Menschen betroffen, je nach genauem Routenverlauf.

Aurich-Haider kritisiert vor allem, dass die nächtliche Flugroute so weit in den Westen reicht. „Dass insbesondere in der Nacht der Fluglärm unnötigerweise so weit nach Lichtenrade und Teltow verlegt wird, ist unfassbar“, kommentiert die Vorsitzende der Bürgerinitiative in einer Stellungnahme die Empfehlung der Fluglärmkommission. Da beim BER nachts nur eine Startbahn benutzt werde, könne ein engerer Bogen um Blankenfelde-Mahlow geflogen werden. „Das bestätigte uns auch die Deutsche Flugsicherung“, so Aurich-Haider. „Durch die jetzige Variante sind viel mehr Menschen betroffen.“

Die BI-Vorsitzende befürchtet, dass von den Korridoren abgewichen wird, wenn es dem flüssigen Flugverkehr dienlich ist. Ein Flug ist gewissen Ungenauigkeiten unterworfen. Wetter, Gewicht oder Flugzeugtyp beeinflussen die Höhe und Breite des Flugkorridores. Je weiter der Korridor von der Startbahn entfernt ist, desto breiter wird er, bis zu drei Kilometer. Die Bürgerinitiative befürchtet, dass manche Flieger eine Flugfreigabe unterhalb von 10 000 Fuß erhalten. So könnten sie bereits früher von den festgelegten Flugrouten abweichen. „Wenn der Verkehrsablauf flüssig und wirtschaftlich ablaufen soll, kann das passieren“, sagt Aurich-Heider.

Die Stadt Teltow unterstützt die zahlenmäßig größte Bürgerinitiative des Landes gegen Fluglärm. Mehr als 530 Mitglieder und Betroffene engagieren sich im Verein. Wenn es aber darum geht, die Flugrouten einzuhalten, verweist die Verwaltung auf die Deutsche Flugsicherung. Auch zur möglichen Lärmbelastung könne noch keine Angabe gemacht werden. „Eine Lärmbelastung kann erst nach Inbetriebnahme festgestellt werden“, heißt es aus dem Rathaus.

Auf die künftig vom Fluglärm betroffenen Einwohner Teltows können unter Umständen gesundheitliche Probleme zukommen. Ab 50 Dezibel wird der Schlaf unterbrochen, so Aurich-Haider. „Bei 60 Dezibel haut’s die Leute aus den Betten.“ Zudem mache der Lärm krank. Diverse Studien bestätigen, dass Fluglärm vor allem zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. „Generell muss man davon ausgehen, dass nächtlicher Fluglärm mit erheblich größeren Beeinträchtigungen der Gesundheit einhergeht als Fluglärm am Tage“, heißt es im Abchlussbericht zum nächtlichen Fluglärm des Umweltbundesamtes von 2010.

Obwohl am neuen Flughafen ein Nachtflugverbot herrschen soll, können Flugzeuge zwischen 22 und 24 Uhr und ab 5 Uhr starten und landen. „An ruhigen Schlaf ist da nicht zu denken“, sagt Aurich-Haider. Die Bürgerinitiative will jetzt verstärkt in Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf aktiv werden, um auf die neue Situation hinzuweisen. „Gemeinsam mit den Gemeinden werden wir überlegen, welche Klagemöglichkeiten wir haben.“ Björn Stelley

Björn Stelley

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