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Säckeweise Drogen hatten die Ermittler vom Zoll im Februar 2016 auf dem Milchhof in Bad Belzig gefunden. Sie waren in einem verschlossenen Keller, den der Bauer an Johann S. vermietet haben soll.

© DPA

Mehr als 100 Kilo Drogen im Darknet verkauft: Drogenbaron von Bad Belzig vor Gericht

Er soll Menschen mit Waffen bedroht und mehr als 100 Kilo Drogen im Keller eines Milchbauern gelagert haben: Jetzt stehen ein 27-Jähriger und fünf Mitangeklagte vor Gericht.

Von Enrico Bellin

Bad Belzig - Sie sollen kiloweise Drogen nach Deutschland eingeführt, als Bande im Internet verkauft und Menschen bedroht haben: Gegen sechs Angeklagte im Alter zwischen 20 und 46 Jahren, von denen derzeit fünf in Untersuchungshaft sitzen, wurde am Mittwoch am Potsdamer Landgericht der Prozess fortgesetzt. Der Hauptangeklagte soll Drogen im Keller eines Bad Belziger Bauernhofes gelagert und den Bauern dazu angestiftet haben, mehrere Sporttaschen voll Drogen aus den Niederlanden in den Fläming zu schaffen. Der Bauer, in dessen Keller 100 Kilogramm Drogen gefunden wurden, wurde wie berichtet 2016 zu fünf Jahren Haft verurteilt. Die Vorgänge erinnern an die US-Serie „Breaking Bad“ um ein verstecktes Drogenlabor.

Der 27-Jährige soll 207 Mal gedealt haben

Durch Zufall waren die Ermittler auf den Fall gestoßen. Eigentlich hatten sie den Bad Belziger Hof wegen des Verdachts auf Steuervergehen durchsucht. Durch die Durchsuchung stießen die Ermittler auch auf Johann S. und Mirco W. Laut Anklage soll der 27-Jährige Johann S. vom Oktober 2015 bis September 2017 Drogen nach Deutschland eingeführt und in 207 Fällen Handel betrieben haben. Der 46-jährige Mirco W. soll 208 Mal mit Drogen gehandelt haben.

Johann S. soll zudem mit vier weiteren Menschen, von denen drei angeklagt sind, als Bande Menschen bedroht haben. So sollen sie unter anderem einen Mann überfallen, ausgeraubt und erpresst haben: Er habe binnen 24 Stunden 50 000 Euro zahlen sollen, sonst, so drohte die Bande, würden sie ihn und seine Freundin umbringen. Zwei der Angeklagten sollen zudem illegal Waffen besessen haben. Außerdem soll die Gruppe im sogenannten Darknet, in dem Nutzer unerkannt surfen können, mit Drogen gehandelt haben.

Staatsanwalt fordert zehn Jahre Haft

Falls es zu einer Verständigung aller Angeklagten mit der Staatsanwaltschaft kommt und es umfassende Geständnisse sowie Aufklärung der Verhältnisse zu Mittätern gibt, kann sich die Staatsanwaltschaft für Johann S. eine zehnjährige Haftstrafe vorstellen. Die anderen Angeklagten sollen Strafen zwischen sechs Jahren und drei Monaten und zwei Jahren erhalten, teilweise könnte die Strafe zur Bewährung ausgesetzt werden. Der Richter verdeutlichte am Mittwoch, dass er sich für den Hauptangeklagten auch zwölf Jahre Gefängnis vorstellen könne, das Gericht sich mit den Vorstellungen der Staatsanwaltschaft zu einem Verständigungsvorschlag aber anfreunden könne.

Ob es die Verständigung geben wird, ist derzeit unklar. Die Verteidigerin von Johann S. machte gestern deutlich, dass sie dem nur bei einem Strafmaß von unter zehn Jahren zustimmen wird. Zudem hatte sie der Verwendung einiger Beweise widersprochen, da für deren Erhebung nicht die nötigen Genehmigungen oder Prüfungen vorgelegen hätten. 

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