zum Hauptinhalt
Teltows neuer Hafen soll nach neuen Kalkulationen 14,6 Millionen Euro kosten. Nun sollen die Stadtverordneten über die Mehrkosten von 4,5 Millionen Euro entscheiden.

© B. Stelley

Marina-Projekt auf Sparkurs: Teltow sucht Investor für den Hafen

Die Kosten des Hafenprojekts in Teltow sind explodiert, das Rathaus will dem nun entgegenwirken. So soll ein neuer Investor gefunden werden, der das Hafengebäude bauen soll. Und noch weitere Sparmaßnahmen sind geplant.

Von Eva Schmid

Teltow - Teltow geht auf Sparkurs: Für das Marina-Projekt will die Stadt jetzt nach einem Investor suchen. Er soll das dreigeschossige Hafengebäude bauen und selbst einen Gaststättenbetreiber suchen. Das könnte bis zu zwei Millionen Euro in die Stadtkasse spülen. Die Ausschreibungen für eine derartige Konstruktion seien in Bearbeitung, so Teltows 1. Beigeordnete Beate Rietz gegenüber den PNN. Stimmen Ende des Monats die Stadtverordneten für die Ausschreibung, rechnet das Rathaus im Frühjahr 2017 mit Angeboten von Interessenten.

Im Hafenausschuss am Dienstag dieser Woche kam das Thema auf den Tisch. Neben der Idee, einen Investor für das teure Hafenprojekt zu gewinnen, stellte die Stadt auch Pläne vor, wie die zuvor auf zwei Ebenen geplante Sitzterrasse verkleinert werden können. Auch ein fester Bootskran könnte durch einen mobilen ersetzt werden. Insgesamt könnten somit noch einmal weitere 200 000 bis 400 000 Euro eingespart werden.

Ursprünglich sollte der neue Hafen in Teltow 5 Millionen Euro kosten

Den Sparkurs hatte die CDU/Grüne-Fraktion angeregt, sie hatte bereits Anfang vergangenen Jahres eine Vorlage ins Stadtparlament eingebracht, nach der das Rathaus Einsparpotentiale prüfen sollte. Mit Blick auf die Kostenexplosion beim Marina-Projekt ist das kein Wunder. Zuletzt hatte der Bund der Steuerzahler das Teltower Hafenprojekt in seinem Schwarzbuch der Steuerverschwendungen angeprangert: Die Kosten haben sich von ursprünglich fünf Millionen verdreifacht. Die Empfehlung des Steuerzahlerbundes: sofortiger Baustopp.

Vor allem die Entsorgung des verseuchten Bodens auf der Fläche am Teltowkanal gegenüber der Innenstadt ist der Stadt teuer zu stehen gekommen. Dem Vernehmen nach seien dadurch Mehrkosten von bis zu sieben Millionen Euro entstanden. Warum die Stadt bisher das Risiko durch die Altlasten im Vorfeld nicht besser einschätzen konnte, wird noch geprüft. Festgehalten wird an der Marina in Teltow aber nach wie vor: „Die Mehrheit der Stadtverordneten hat sich erst im Juli erneut für das Hafenprojekt ausgesprochen“, so Baubeigeordnete Rietz. Man sei in der Umsetzung, treibe das Projekt jeden Tag weiter voran. Zur Saison 2018 soll der Hafen mit seinen 39 Liegeplätzen in Betrieb genommen werden.

Teurer Boden-Austausch müsste dem Investor in Rechnung gestellt werden

Ganz so optimistisch wie Teltows Baubeigeordnete sind nicht alle im Stadtparlament – auch wenn die Pläne, einen Investor zu suchen, im jüngsten Finanzausschuss und im Hafenausschuss eine Mehrheit fanden. Rolf Kasdorf von der Bürger-Initiative Teltow nennt das Vorhaben unrealistisch. Es sei vielmehr „ein schönes Ablenkungsmanöver der Stadtverwaltung“. Die Ausschreibung sei „in den blauen Dunst hineingeschossen“, ohne jegliche Vorgaben. Kasdorf kritisiert auch, dass die etwa 1300 Quadratmeter große Fläche für das Hafengebäude – ein Filetstück auf dem insgesamt 10 000 Quadratmeter großen Areal – zu günstig angeboten werde. „Genau auf dieser Fläche wurden die meisten Altlasten gefunden.“ Laut Kasdorf müsste die teure Bereinigung eigentlich anteilig dem künftigen Investor in Rechnung gestellt werden, Ausschussmitglied Hans-Peter Goetz (FDP) wiedersprach dem Vorstoß. Selbst wenn der Investor es günstig erwerbe, sei fraglich, ob es sich überhaupt lohne. „Rechnet man die Restaurantausstattung mit, müssten bis zu drei Millionen investiert werden – für einen Saisonbetrieb.“

Den bisher größten Hafenkritikern, den Linken, so scheint es, ist mit den Einsparvorschlägen vorerst der Wind aus den Segeln genommen. „Wir können das Projekt politisch nicht mehr verhindern, nur noch gerichtlich“, so Kay Kudell, Fraktionsvize von Linke/Umweltaktive/BFB/Piraten. Kudell wie auch Fraktionskollegin Jeannette Paech (Piraten) hoffen, dass die Stadt mit dem potentiellen Investor einen hieb- und stichfesten Vertrag schließt. „Man muss sicherstellen, dass es keine bösen Überraschungen gibt und dass der Investor haftbar gemacht werden kann“, so Paech.

Zur Startseite