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Potsdam-Mittelmark: Lkw prallte auf Reisebus: Zwei Menschen getötet

Schwerer Unfall auf dem Berliner Ring bei Michendorf. Schüler aus Polen hatten Glück im Unglück – sie waren im Bus angeschnallt

Michendorf - Zwei Menschen sind bei einem Unfall mit einem Reisebus und mehreren Lastwagen auf dem südlichen Berliner Ring bei Michendorf ums Leben gekommen. Zudem gab es mehrere Verletzte bei dem Unglück in der Nacht zum Donnerstag. Bei den Toten handelt es sich um einen polnischen Lastwagenfahrer und seinen Beifahrer im Alter von 45 und 58 Jahren. Schwer verletzt wurde der 23-jährige Fahrer des Reisebusses, der mit 54 Schülern und vier Lehrern eines Gymnasiums aus dem polnischen Posen (Poznan) sowie einem Reiseleiter auf dem Weg zu einem einwöchigen Aufenthalt in London war.

Das Unglück ereignete sich um 0.25 Uhr kurz hinter der Raststätte Michendorf. Der polnische Lastwagen fuhr nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei auf den verkehrsbedingt bremsenden Bus auf. Für den Mann am Steuer und seinen Beifahrer, der in der Schlafkabine lag, kam jede Hilfe zu spät. Die beiden eingeklemmten Leichen konnten erst nach mehreren Stunden geborgen werden.

Nach dem Aufprall war der Bus zunächst in die Leitplanke und dann gegen einen weiteren Lastzug geschleudert worden. Dieser Laster kollidierte dann noch mit einem dritten Lastzug. Dabei wurde auch der Busfahrer schwer verletzt. Ein weiterer Lkw-Fahrer erlitt Kopfverletzungen und musste ebenfalls ins Krankenhaus gebracht werden.

Glück im Unglück hatten die 54 meist 15-jährigen Schüler und ihre Begleiter. 17 von ihnen wurden leicht verletzt, 14 wurden zur Untersuchung ins Potsdamer Klinikum „Ernst von Bergmann“ gebracht. Drei Schüler blieben am Donnerstag noch in stationärer Behandlung. Als sich der Unfall ereignete, schliefen die meisten Jugendlichen, einige sahen sich noch einen Film an. Alle waren in dem modernen Reisebus angeschnallt. „Es war wie eine Explosion, danach breitete sich Rauch im Bus aus“, berichtete ein Schüler. „Alle waren sehr diszipliniert und verließen den Bus, Panik gab es nicht“, sagte eine Lehrerin des Gymnasiums.

Als einer der ersten war der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes Potsdam-Mittelmark, Matthias Klebe, am Unfallort. „Die Jugendlichen waren bereits außerhalb des Busses, wir haben dann veranlasst, dass sie sich am Rande der Fahrbahn sammeln. Dass die Jugendlichen und ihre Lehrer angeschnallt waren, hat vielen wahrscheinlich das Leben gerettet“, berichtete er. Dass die Insassen des aufgefahrenen Lkw nicht mehr zu retten waren, sei bei der ersten Sichtung schnell klar geworden. Auch der Busfahrer war in seinem Fahrzeug eingeklemmt, wurde von Feuerwehrleuten betreut und aus den Trümmern befreit. Im Einsatz war ein Großaufgebot an Feuerwehren aus den Kommunen Beelitz, Michendorf und Nuthetal. Alarmiert wurde auch die Versorgungseinheit des Landkreises

Schüler und Lehrer wurden nach dem Unfall schnell zur nahegelegenen Raststätte Michendorf geführt, dort waren Seelsorger vor Ort, es gab Decken und einen ersten Tee. Gegen 2 Uhr brachte ein Ersatzbus die unverletzten Schüler und Lehrer zum nicht weit entfernten Feuerwehrtechnischen Zentrum des Landkreises in Beelitz-Heilstätten. Dort ist man speziell auf die Versorgung von Betroffenen nach großen Unfällen vorbereitet, es stehen Liegen und Verpflegung bereit. Am Vormittag löste sich langsam die große Anspannung bei den Jugendlichen, nachdem sie erfuhren, dass keiner ihrer Mitschüler bei dem Unfall schwer verletzt wurde. Noch am Donnerstag sollten sie mit einem Ersatzbus die Rückreise nach Poznan antreten. „Wir möchten allen Einsatzkräften herzlich danken. Nur wenige Minuten nach dem Unfall waren die ersten Hilfskräfte vor Ort, wir wurden sehr gut betreut“, sagte Schuldirektorin Beata Celczynska-Pietka gegenüber den PNN.

Am Donnerstagnachmittag wurde die Autobahn Richtung Hannover wieder freigegeben. Bis dahin wurde der Verkehr über die Raststätte Michendorf umgeleitet. Es kam zu langen Staus. In Richtung Frankfurt (Oder) waren am Morgen bereits zwei Fahrspuren wieder freigegeben. Angaben zur möglichen Unfallursache liegen noch nicht vor. Ein unabhängiger Gutachter war am Unfallort, um die Unglücksstelle auf Spuren zu untersuchen. Brandenburgs Europa-Staatssekretär Henning Heidemanns sprach den Angehörigen der beiden Toten sein Mitgefühl aus. Bei einem Besuch des Feuerwehrtechnischen Zentrums zeigte er sich zugleich erleichtert über den „glimpflichen Verlauf“ des Unfalls für die polnischen Schulkinder und ihre Begleiter. Dazu habe auch der moderne Sicherheitsstandard des Busses beigetragen.

Am Klinikum „Ernst von Bergmann“ wurde am Donnerstagnachmittag über den Zustand der Verletzten informiert. Laut Hubertus Wenisch von der Medizinischen Geschäftsführung sind in der Nacht zum Donnerstag insgesamt 18 Personen mit Rettungswagen in das Klinikum eingeliefert worden. Bis auf vier konnten alle bereits wieder entlassen werden. Die drei leicht verletzten Schülerinnen aus Polen müssen voraussichtlich noch ein oder zwei Tage in der Klinik bleiben.

Der Busfahrer habe schwere Bauchverletzungen erlitten und musste sofort operiert werden, könne aber vermutlich auch in wenigen Tagen nach Hause, so Wenisch. Eine Betreuerin sei bei den Mädchen im Krankenhaus geblieben und wohne derzeit in einem Gäste-Appartment. Das Klinikum sei als großes Haus personell auf solche Situationen gut eingestellt, sagte Wenisch, es habe keine Probleme in der Notaufnahme oder auf den Stationen gegeben.

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