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Sauer. Die Demonstranten zogen vom Landratsamt zur Klinik.

© Andreas Koska

Letzter Kreißsaal in Potsdam-Mittelmark schließt: 500 Demonstranten gegen Schließung der Geburtsstation in Bad Belzig

Etwa 500 Menschen demonstrierten gegen die baldige Schließung des Kreißsaals in Bad Belzig. Mit dabei war auch die Bürgermeisterin Bad Belzigs, die deutliche Worte fand.

Bad Belzig - Mia-Sophie wurde vor 14 Monaten im Krankenhaus Bad Belzig geboren. Mama Angie Hildebrandt und ihr Mann überlegen, ob sie nicht ein Geschwisterchen bekommen soll. „Jetzt beginne ich zu zweifeln, ob es richtig wäre, wenn es hier bei uns keine Geburtshilfe mehr gibt“, so die junge Frau. Nach ihrer Entbindung gab es Probleme, sie wurde im Krankenhaus drei Monate lang behandelt, jetzt müsste sie stationär in Potsdam aufgenommen werden, weit weg von ihren Lieben.

Am Donnerstag demonstrierte die ganze Familie für den Erhalt der Geburtsstation in Bad Belzig, gemeinsam mit mehr als 500 Menschen. Wie berichtet hat das Ernst-von-Bergmann-Klinikum, Mehrheitseigner des Bad-Belziger Krankenhauses, angekündigt, den Kreißsaal am 31. März zu schließen. Zu dem Protestzug zwischen Rathaus und Klinik hatte ein Bündnis aus Hebammen, Kinderarzt, der Kreisstadt sowie Pro Familia und dem Wir e.V. aufgerufen.

Schwangere Frauen aus Belzig wollen im Heimatort ihre Kinder zur Welt bringen

Harsche Kritik richtete Bad Belzigs Bürgermeisterin Hannelore Klabunde-Quast in Richtung des Landrats Wolfgang Blasig. „Den Miteigentümer des Krankenhauses vermisse ich heute auf dem Marktplatz, wo ist Herr Blasig?“, fragte sie unter starkem Beifall. Der Landkreis hält ein Viertel der Anteile an der Klinik. Ähnliche Worte wurden in Richtung der brandenburgischen Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) gerichtet. „Weshalb hat sie nicht mit uns gesprochen, sich vor Ort informiert und uns vor vollendete Tatsachen gestellt?“, so Burckhard Kroll. Der Kinderarzt betonte, dass die Schwangeren ihre Kinder vor Ort in Bad Belzig bekommen wollen.

Der Oldenburger Felix Feil kam eigens zu der Kundgebung, in Oldenburg wurde im August ebenfalls die Entbindungsstation geschlossen. „Ich wohne direkt neben dem Krankenhaus. Wenn meine Frau aber entbinden sollte, muss ich 40 Kilometer fahren“, so der 30-Jährige. In den wenigen Monaten nach der Schließung habe es schon zwei Straßengeburten gegeben. „Kämpfen sie weiter, noch ist es nicht zu spät“, rief Feil den Belzigern zu. Mit der Schließung gibt es im gesamten Landkreis Ostholstein keine Geburtshilfe mehr, so wie demnächst in Potsdam-Mittelmark. Der Geschäftsführer des Belziger Krankenhauses hatte, als er vor zwei Wochen die Schließung ankündigte, den norddeutschen Kreis als positives Beispiel benannt.

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Immerhin zeigen die Proteste Wirkung, neben dem Marsch gab es eine Unterschriftensammlung und eine Online-Petition, die innerhalb weniger Tage 1200 Menschen unterschrieben haben. Am kommenden Donnerstag soll es einen runden Tisch mit Vertretern der Stadt, des Ministeriums, der Klinik und weiteren Beteiligten geben.

Andreas Koska

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