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Alter Markt in Potsdam nach dem Abriss der Fachhochschule - erster Abend ohne FH.

© Felix Hackenbruch

Leserpost: Heimat Potsdam – für alle?

„Was und wer ist Potsdam?“ - Leser antworten in den PNN auf einen Gastbeitrag von Barbara Kuster vom 14. August 2018.

Aus der Seele gesprochen

Liebe Barbara Kuster, ich wollte von ganzem Herzen nur Danke sagen! Sie sprechen mir mit jeder Zeile aus der Seele. Hochachtungsvoll!

Wolfram Maede, Potsdam

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Einer scheinbar heilen Welt nachgeweint

Sehr geehrte Frau Kuster, ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihren Artikel, der wieder etwas mehr Realität widerspiegelt. Es ist kaum auszuhalten, wie wenig Anerkennung für unser schönes Potsdam gezeigt wird und einer scheinbar heilen Welt nachgeweint wird, die sicher vertraut, aber sehr grau und runtergewirtschaftet war.

Angelica Jacob, Potsdam

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Ausgezeichnet

Sehr geehrte Frau Kuster, Sie haben mir in ihrem Beitrag über Potsdam aus dem Herzen gesprochen. Wir waren im vorigen Jahr im Urlaub in Potsdam und es hat uns ausgezeichnet gefallen, was in Potsdam und Babelsberg entstanden ist. Ich bin 1949 in Dresden geboren, wo ich heute noch wohne. Ich kann es einfach nicht verstehen, wenn sich Menschen engagieren, um Gebäude zu sanieren und sie dann teilweise beleidigt werden.

Elke Wagner, Dresden

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Keine Chance für Otto Normalo

Sehr geehrte Frau Kuster, ich sage Ihnen gern, wie Menschen zu Urteilen kommen, die Ihnen rätselhaft vorkommen. Es ist Tatsache, dass die Stadt denjenigen entrissen wurde, die einst in ihr wohnten. Anders kann ich die Entwicklung des Areals nördlich des Heiligen Sees wie in der Berliner Straße nicht interpretieren. Otto Normalo hat dort gar keine Chance mehr, eine bezahlbare Wohnung zu bekommen. Dito die um ihre einstige Funktion beraubte Speicherstadt. Es ist ein Treppenwitz schlechthin, dass uns das Schleifen des schon aus Mitteln des Aufbau Ost top sanierten alten preußischen Hauptbahnhofs sinnigerweise mit der Wiederherstellung der historischen Mitte schmackhaft gemacht wurde.

Ein weiterer regelrechter Witz ist Ihre Behauptung, dass sich jeder in Potsdam einbringen kann. Ich versuchte dies in den letzten Jahren mehrfach. Dazu ein Beispiel: Etwa 2011 wurde die alte DDR-Kaufhalle Zum Teufelssee in der Waldstadt geschlossen. Dort war auch eine Post. Ich rannte von Pontius in Form von Herrn Mike Schubert zu Pilatus in Form diverser kommunaler Abgeordneter und bekam nur unpassende und ausweichende Antworten. Dann stand das Areal mehrere Jahre leer und war eine Gefahr für die Kinder umliegender Schulen. Dann ging es plötzlich ganz ganz schnell. Die alte DDR-Kaufhalle wurde abgerissen und anstelle dessen steht dort ein Wohn- und Geschäftshaus. Den Namen des Bauherren werden Sie sicher ahnen. Nun soll die schöne alte Waldstadt weiter „verschönert“ werden, wie ich den PNN entnehme. Nur gut, dass ich nun schon lange weg bin. In meiner neuen Heimat geht man glücklicherweise doch etwas anders mit so sensiblen Dingen wie innerstädtischer Architektur um. Vor allem wird hier richtig nach historischem Vorbild saniert. Hier kommt niemand auf die Idee, so etwas zu bauen wie diesen Landtagsneubau, der weder Fisch noch Fleisch ist.

Apropos Kaufhalle: Meine Familie hätte Potsdam konkret in Bezug auf besagte Kaufhalle liebend gern finanziell unterstützt. Nur gehören wir eben nicht zum Club! Meine Frau und ich sind nur ganz normale ehemalige DDR-Bürger. Soweit die Sicht eines Menschen, der von 1986 bis 2016 in Potsdam wohnte.

Gunter Flügel, Orrefors, Schweden

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Junge Leute haben eine ganz andere Perspektive

Liebe Frau Kuster, wie Sie bereits in Ihrem Beitrag erwähnt haben, wurde der Beschluss zur Umstrukturierung der Potsdamer Mitte bereits kurz nach der Wende beschlossen. Diese ist mittlerweile auch bald 30 Jahre her. Ich persönlich finde es sehr bedauernswert, wenn Entscheidungen, die so lange zurückliegen, nicht noch einmal überdacht werden, wenn der Aufschrei gerade junger Leute so groß ist.

Sie gehören zu einer Generation, die zu einem Teil sehr verbittert über die ehemalige DDR ist und diese Verbitterung spürt man auch in Ihrem Beitrag. Sie stellen sich das alles so einfach vor. Dann stehen dort ein paar neue Cafés, in denen sich Potsdam gemütlich zusammensetzt. Doch so ist es nicht. Studierende werden vollkommen aus der Innenstadt verschwinden und diese Cafés werden auch keinesfalls Studierende als Zielgruppe haben, sondern vornehmlich Touristen, die das Stadtschloss besuchen. Ich habe selbst am Alten Markt studiert und mit dem Abriss wiederholt sich ein Ereignis aus meinem Leben zum dritten Mal. Ich musste meine Grundschule wechseln, weil diese geschlossen wurde. Ich musste das Gymnasium aus demselben Grunde wechseln und nun auch meine Hochschule. Ich werde nie künftigen Generationen zeigen können, wo ich meine Ausbildung erhalten habe und einen großen Teil meiner Zeit verbracht habe. Es ist nicht nur die alte Generation, die Erinnerungen mit diesen Gebäuden verbindet, sondern junge Leute haben eine ganz andere Perspektive auf diese Gebäude und sehen sie – im Gegensatz zu Ihnen – nicht in einem politischen Kontext.

Es tut mir sehr leid, dass Sie so verbittert sind und nicht der jungen Generation die Entscheidung über das Stadtbild zusprechen wollen, die noch viel länger diese Nachbauten ertragen muss und jedes Mal schmerzlichst an den Verlust ihrer Ausbildungsstätten erinnert wird.

Meike Laqua, Berlin

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Auf Unwesentliches fixiertes Verfälschen der Realität

Nach dem ursprünglich guten Artikel von Peter Effenberg, auf den sich hier nun bezogen wird, ist der Gastbeitrag von Frau Kuster natürlich genau das, was jene, die so empfanden, so anwidert. Dieses falsche, unehrliche Verdrehen und auf Unwesentliches fixierte Verfälschen der Realität.

Hier schreibt einer der wenigen Nutznießer und hat sich schlicht zur Aufgabe gemacht, den überwiegenden Teil der angesprochen Bevölkerung ins Lächerliche zu ziehen.

Es wäre beleidigend, sich mit den einzelnen Punkten auseinanderzusetzen und sie einzeln richtigzustellen und einzuordnen. Hier will jemand mit aller Macht seine eigene Illusion aufrecht erhalten auf Kosten der Mehrheit. Noch mehr Leute, die sich angewidert abwenden – das ist das Ergebnis. Das ist so absurd, dass man nur noch Ohnmacht und immer mehr Wut empfindet.

Die Spaltung der Bevölkerung, die seit Gerhard Schröder durch den Wegfall der gesunden Kapitalismuskritik hin zu der Kritik der Schwächsten fixiert wird, ist erbärmlich und findet mit genau solchen Artikeln statt.

Die Reichen sind jetzt die Guten und die Schwächsten sind die Bösen – Miesmacher, ewig Gestrige, Verlierer, Unzufriedene und das ganze Arsenal an Begrifflichkeiten, die einzig jede Wertschätzung jener ausschließen sollen.

Ein einzig guter Artikel in so vielen Jahren (der von Peter Effenberg), ein Lichtblick auf etwas Ehrlichkeit. Und so schnell ist es wieder dunkel.

Frank Giedo, Potsdam

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