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Auch für Begabte. Neben dem Werderaner Gymnasium haben das Kleinmachnower Weinberg-Gymnasium und das Gymnasium in Bad Belzig entsprechende Klassen eingerichtet.

© J. Bergmann

Leistungsklasse am Haeckel-Gymnasium: Werder: Was eine Mutter über den Ärger mit der Test-Panne berichtet

49 Kinder mussten den fehlerhaften Intelligenztest für die Werderaner Leistungsklasse am Haeckel-Gymnasium wiederholen. Dabei waren schon Zu- und Absagen erteilt worden. Eine Mutter macht ihrem Ärger nun öffentlich Luft.

Von Eva Schmid

Werder (Havel) - Nach der Panne am Werderaner Ernst-Haeckel-Gymnasium wegen falsch durchgeführter Eignungstests macht eine Mutter ihrem Ärger nun öffentlich Luft. „Wir haben zweieinhalb Wochen Nervenkrieg hinter uns“, schildert die Werderanerin die Situation gegenüber den PNN. Ihr Kind sei erst im zweiten Anlauf für die Leistungs- und Begabungsklasse des Werderaner Gymnasiums angenommen wurde. So wie ihr ging es weiteren 44 Familien.

„Die Kinder hatten einen extremen Stress durch die ganze Sache“, sagt die Mutter, die dazu auch mit rund einem Dutzend weiterer Eltern im Gespräch ist. Ihren Namen will sie nicht in der Zeitung lesen, da ihr Sohn das Gymnasium für mehrere Jahre besuchen wird. Das Vertrauen in die Schule und Schulleitung sei mit der vor wenigen Tagen bekanntgewordenen Panne angekratzt.

Wie berichtet wurde vergangene Woche durch eine Kleine Anfrage der CDU im Landtag die Panne öffentlich. Demnach musste ein Intelligenztest, der gefordert wird, um einzuschätzen, ob Grundschüler besonders begabt sind, am 3. Juli, nur einen Tag vor Schuljahresende, von Grundschülern wiederholt werden. Die Kinder hatten bereits am 14. April den zweistündigen Test durchlaufen. Am 13. Juni erhielt ihre Familie die freudige Nachricht per Post: Sie seien am Ernst-Haeckel-Gymnasium aufgenommen, berichtet die Mutter. Gut eine Woche später, am 28. Juni, dann die Ernüchterung: Die Bescheide seien ungültig, der Test müsse wiederholt werden. Der Grund: Das Testverfahren verlief falsch, den Kinder wurde zuvor nicht erklärt, wie genau sie die Aufgaben zu erledigen hätten, sagt der Sprecher des Bildungsministeriums Ralph Kotsch. Die Schulleitung des Gymnasiums war am Donnerstag erneut zu keiner Stellungnahme bereit.

Zum zweiten Test kamen vier Kinder nicht

Ursprünglich hatten 49 Kinder am ersten Test im April teilgenommen, zum zweiten Test am 3. Juli kamen nur noch 45 Kinder. Sie alle bestanden auch den zweiten Durchlauf, doch seien die Kinder in den letzten Juniwochen „komplett durch den Wind gewesen“, schildert die Mutter. Sie hätten demnach erneut darum gebangt, aufgenommen zu werden. Der Intelligenztest bildet zusammen mit dem Zeugnis, der Empfehlung der Grundschule sowie einem weiteren mündlichen Test die Grundlage, ob ein Kind in die Klassen für Begabte aufgenommen wird oder nicht. Der Intelligenztest soll dabei wohl die schwierigste Hürde darstellen. In Leistungsklassen wechseln Kinder bereits nach der 4. Klasse. Regulär dauert die Grundschulzeit in Brandenburg sechs Jahre.

Dass der Test überhaupt falsch abgelaufen ist, verwundert. So führt das Haeckel-Gymnasium bereits seit 2006 die Begabungsprüfungen durch. Eine derartige Panne sei bisher noch nicht passiert, räumt der Sprecher des Bildungsministeriums ein. Und kündigt an: „Wir werden Maßnahmen ergreifen, um im kommenden Jahr die ordnungsgemäße Durchführung des Tests sicherzustellen.“ Personelle Konsequenzen werde es Kotsch zufolge zunächst nicht geben. Das Schulpersonal sollte im gesamten Land erneut und vor allem gründlich in dem Testverfahren geschult werden. Offenbar gebe es doch noch Lücken. Kotsch ließ durchblicken, dass die Durchführung des Tests eigentlich nicht schwierig sei.

Für die Eltern indes war nicht nur die Panne, sondern auch die Kommunikation durch die Werderaner Schulleitung ärgerlich. „Am 26. Juli, zwei Tage vor Bekanntwerden des Fehlers, gab es einen offiziellen Elternabend, an dem wir begrüßt worden sind“, erzählt die Mutter. Da sei kein Wort über die Tests gefallen. Die Mutter kann sich nicht vorstellen, das zu diesem Zeitpunkt die Schulleitung noch nichts gewusst habe.

Kurzfristiges Krisentreffen in Werder

Zwei Tage später dann das Krisentreffen: „Wir wurden am 28. Juni gegen 14 Uhr über die Sache informiert und mussten am selben Tag um 19 Uhr in der Schule sein.“ Den verwunderten Eltern wurde erklärt, dass ihre Kinder doch nicht an der Schule aufgenommen seien. Um Rechtssicherheit zu schaffen, müssten die Kinder den Test wiederholen. Der Elternabend fiel dabei mit den feierlichen Verabschiedungen der Grundschüler der Hagemeister- und Carl-Ossietzky-Schule zusammen. Die Kinder seien ein zweites Mal enttäuscht worden, so die Mutter. Denn während sie ihren Abschied feierten, saßen ihre Eltern im Haeckel-Gymnasium.

Und der Ärger geht weiter: Nachdem die Schüler den zweiten Test durchlaufen hatten, gingen erst am 6. Juli die neuen Bescheide raus. Die Eltern erhielten per Post die Briefe frühestens ab dem 7. Juli. „Viele Eltern sind da aber schon im Urlaub gewesen“, ärgert sich die Werderanerin. Von anderen Eltern habe sie erfahren, dass sie ihren Bescheid noch am Freitag, dem 6. Juli, direkt in der Schule abholen konnten. Aber erst, nachdem sie sich beschwert hätten. Auch die Werderaner Mutter wollte das machen, um so schnell wie möglich Sicherheit zu haben und entspannt in die Ferien zu starten. Doch ihnen wurde gesagt, dass sie sich bereits am Donnerstag hätten anmelden müssen, um den Bescheid am Freitag persönlich abholen zu dürfen. Die Werderanerin schüttelt verärgert den Kopf: „Wie denn, wenn man von nichts weiß!“ Auch Eltern, die bereits ab Ferienstart in den Urlaub verreist seien, könnten keine Mails mit dem Ergebnis geschickt werden, soll es von der Schulleitung geheißen haben. Dabei, so sagt die Werderanerin, sei der Fehler doch auf Seiten der Schule entstanden, gerade in einem solch sensiblen Fall müsse man doch kulanter sein. „ Es ist echt unglaublich was sich dort abgespielt hat und was den Kindern so kurz vor den Ferien zugemutet wurde“, sagt die Mutter verärgert.

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