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Potsdam-Mittelmark: Leger am Schwielowsee

Der neue Betreiber des Resorts will Familien anziehen und so die Auslastung erhöhen. Anfang 2019 wird für Sanierungsarbeiten geschlossen

Von Enrico Bellin

Petzow - Familien spielen Tischtennis neben dem Pool. Eine Oma malt mit ihrer Enkelin in den neuen Spielräumen des Resort Schwielowsee mit Blick auf das Wasser. Es geht leger zu im Resort Schwielowsee, viele Gäste tragen kurze Hosen, der einzige, der einen Anzug trägt, ist am gestrigen Freitagmittag Hotelmanager Oliver Glaser. „Wir haben uns nach der Betriebsübernahme im Januar sofort für Familien geöffnet.“ Glaser zufolge müsse das Resort mehrheitsfähig werden, also eine Vielzahl von Gästen ansprechen.

Dieses Konzept scheint aufzugehen. Im Juni und Juli habe es Glaser zufolge jeweils tausend Übernachtungen mehr gegeben als im Vorjahr, in absoluten Zahlen waren es im Juli 4426. Die Zahl der Kinder hat sich dabei auf 1780 verdreifacht. „Der Betrieb läuft derzeit profitabel“, so Glaser. Die Preise sind von der aktuellen Auslastung abhängig, eine Nacht für zwei Personen inklusive Frühstück kostet zwischen 177 und 277 Euro.

Wie berichtet hat nach der Insolvenz des Resorts die Precise-Group, die mehrere Hotels und Resorts in Deutschland betreibt, das Vier-Sterne-Ensemble zum Jahresanfang übernommen. In den ersten Monaten habe sich Firmengründer Ron Ben Haim persönlich um die Umstrukturierung des Geschäftes gekümmert. Es wurden Kinderbetten und Spielgeräte gekauft sowie zusätzliche Mitarbeiter eingestellt.

Der Spabereich im Haus ist nun am Nachmittag auch für Kinder geöffnet. Für sie wurde außerdem nebenan das Kids Center eingerichtet, mehrere Räume im Haus neben dem Pool, in denen die Kinder betreut werden und lesen, basteln, essen oder Videospiele spielen können. „Früher waren hier Ruheräume eingerichtet, eine absolute Fehlplanung“, sagt Oliver Glaser. Denn Erwachsene, die ungestört sein möchten, könnten schließlich im Wellness-Becken und in den Massageräumen entspannen.

Ansonsten sagt Glaser, der das Resort seit Mitte Juni managed und vorher das Resort Marina Wolfsbruch in Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin) geleitet hat, aber nichts Schlechtes über die bisherige Hotelgeschichte. Investor Axel Hilpert, der wie berichtet in der Nacht zum Donnerstag im Gefängnis gestorben ist, wo er wegen Investitionsbetruges einsaß, habe sich mit dem 2005 eröffneten Resort einen Lebenstraum verwirklicht. „Aus Sicht des Hoteliers hat er sich hier Mühe gegeben. Es ist schon eine Leistung, diese Anlage so hinzubekommen“, sagt der 49-jährige Hotelmanager. Einige langjährige Mitarbeiter hätten am Donnerstag die Nachricht mit Bestürzung aufgenommen. Ansonsten habe man im Resort aber normal weitergearbeitet. Hilpert hatte mit dem Betrieb nichts mehr zu tun, von ihm gibt es auch keine persönlichen Gegenstände mehr auf der Anlage.

Dem neuesten Stand der Technik entspricht das Resort mit 155 „Übernachtungseinheiten“, also Hotelzimmern, Ferienhäusern und Appartements, jedoch nicht mehr überall. „Im Januar und Februar werden wir das Resort für Umbauarbeiten komplett schließen“, so Glaser. Es gebe schon kleinere Wasserrohrbrüche, weshalb die Leitungen erneuert werden sollen. Auch die Brandschutztechnik werde ergänzt. Dazu kommen kosmetische Arbeiten im Hotel und den Ferienwohnungen, wo unter anderem neue Teppiche verlegt werden oder neu gestrichen wird. Die Investitionen dafür würden im siebenstelligen Bereich liegen, die genauen Planungen laufen derzeit. „Dazu kommt in diesen beiden Monaten natürlich noch der Einnahmenausfall, der ebenfalls im siebenstelligen Bereich liegt“, so Glaser.

Firmenchef Ron Ben Haim lässt per E-Mail ausrichten, dass das Resort dauerhaft auf einem Niveau von vier bis fünf Sternen gehalten werden soll, derzeit sind es vier Sterne. Die Auslastung, die Ben Haim zufolge bereits im Jahresdurchschnitt von 56 auf 70 Prozent gesteigert wurde, soll im kommenden Jahr 80 Prozent erreichen. Das größte Problem dabei sei die Mitarbeitergewinnung. Ben Haim geht aber davon aus, in den nächsten zwei Monaten „ein stabiles Team“ zusammengestellt zu haben.

Derzeit gibt es im Resort Schwielowsee 130 Vollzeitangestellte, womit die Mitarbeiterzahl 20 Prozent höher liegt, als vor der Insolvenz. 16 neue Auszubildende fangen in diesem Sommer an. Zwölf Stellen sind Oliver Glaser zufolge noch zu besetzen. „Wir haben schon sechs Mitarbeiterwohnungen im Werderaner Stadtgebiet angemietet, in denen etwa Auszubildende aus der Ukraine wohnen können“, so Glaser. Diese hätten schon eine Hotelausbildung und würden sich jetzt am Schwielowsee zum Restaurantfachmann ausbilden lassen. Das zusätzliche Personal sei nötig, um trotz der gesteigerten Auslastung das Niveau zu halten.

Denn das Tagungsgeschäft im Event Center mit mehreren Tagungsräumen am See laufe weiterhin gut, große Firmen aus ganz Deutschland würden die Räume mieten. Namen könne Glaser leider nicht veröffentlichen. Am vergangenen Sonntag war auch das ZDF im Resort zu Gast, dort wurde das Sommerinterview mit der Bundesvorsitzenden der Grünen, Annalena Baerbock, aufgezeichnet.

Selbst Punkbands kommen an den Schwielowsee: Der Sänger einer bekannten deutschen Band habe dort diesen Sommer mit seinen Kollegen und Freunden übernachtet und eines der Boote gemietet, die das Resort inklusive Skipper zur Verfügung stellt. „Die haben sich dann zum Feiern mit dem Boot zu einem kleinen Strand fahren lassen und sind abends wieder rübergeschippert“, so Glaser.

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