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Seit gut zwei Jahren steht die ehemalige Fabrikanten-Villa leer.

© Andreas Klaer

Leerstand in der Ruhlsdorfer Straße: Neue Pläne für Stahnsdorfs Villa Pardermann

Seit zwei Jahren steht die Villa in der Ruhlsdorfer Straße leer. Damit das Haus am Ortseingang von Stahnsdorf nicht weiter verfällt, schlägt Bürgermeister Bernd Albers (BfB) jetzt eine Art Mietfreiheit vor.

Von Eva Schmid

Stahnsdorf - Der Putz blättert, die Autos schieben sich vorbei, keiner beachtet mehr das Haus am Eingang von Stahnsdorf. Seit gut zwei Jahren steht die zentral gelegene Villa in der Ruhlsdorfer Straße 1 leer. Um den weiteren Verfall zu stoppen, versucht es Bürgermeister Bernd Albers (BfB) jetzt mit einem neuen Vorstoß. Die Villa soll einem künftigen Bewohner mietfrei zur Verfügung gestellt werden. Die Bedingung: Der Mieter saniert das Objekt Stück für Stück. Und legt am Ende der Gemeinde Rechnungen vor, die seinen Einsatz belegen.

Nach 10 Jahren Vorkaufsrecht für Mieter

Albers rechnet vor: Bei einem monatlichen Mietzins von 2400 Euro würden nach zehn Jahren bereits 240 000 Euro zusammenkommen. Einem Gutachten zufolge, das die Verwaltung einst in Auftrag gegeben hatte, liegt der Sanierungsaufwand bei rund 500 000 Euro. Wie das restliche Geld zur Rettung der Villa zusammenkommen soll – auch dazu hat Albers eine Idee: Nach zehn Jahren, am Ende des Mietvertrages, soll der Mieter als Anreiz für die Sanierung ein Vorkaufsrecht bekommen. Mit diesem Vorschlag will Albers wieder mehr Bewegung in die zuletzt stockende Diskussion um die Zukunft des Hauses bringen.

Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers. 
Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers. 

© Johanna Bergmann

Künstler, Landkreis und private Investoren zeigten Interesse

Interessenten für die ehemalige Fabrikanten-Villa gab es genug: Mehrere private Interessenten meldeten sich, im vergangenen Jahr gingen zwei Kaufanträge ein. Ein Interessent lässt seit Jahren nicht locker: Der Berliner Immobilienmakler Klaus Mayer, dem bereits die beiden angrenzenden Grundstücke gehören, plante unter anderem dort eine betreute Senioren-WG zu errichten.

Auch der Landkreis machte Stahnsdorf ein Angebot und wollte an dem verkehrsgünstig gelegenen Ort seine Kreisvolkshochschule etablieren. Die Räume im bisherigen Kleinmachnower Am Weinberg sind zu klein. Jedoch wollte der Kreis das Gebäude im Fall eines Kaufs aus Kostengründen abreißen und neu bauen. Da machte Stahnsdorf nicht mit. Die Gemeindevertretung hatte auf Initiative der Grünen beschlossen, dass der Käufer die Fassade des Hauses erhalten solle. Später wurde zudem klar, dass für eine Nutzung als Volkshochschule viel zu wenig Platz sei. Es fehlte dort schlicht an ausreichend Parkmöglichkeiten.

Ein weiterer Interessent war die Künstlergruppe Art Event, sie wollte das Haus vor dem Verfall retten und den Ort zu einem Kulturstandort entwickeln. Denn so etwas hat Stahnsdorf bisher noch nicht. Doch im Gegensatz zu den Kaufangeboten privater Investoren, konnte Art Event der Gemeinde nur wenig Geld bieten. Das Angebot verpuffte.

Verkauf scheitert wegen Formalie

Im Stahnsdorfer Finanzausschuss wurde zuletzt immer wieder die gleiche Erklärung für einen Nicht-Verkauf vorgebracht: Die Gemeindevertretung Stahnsdorf hat entschieden, dass gemeindeeigene Grundstücke nur dann veräußert werden, wenn sie mit einer Wertangabe im Haushalt veranschlagt sind, heißt es in einer der Begründungen. Und weiter: Dieses Grundstück ist im Haushaltsplan 2018 nicht mit einer Wertangabe zum Verkauf veranschlagt. Die Folge: Der Finanzausschuss hat entschieden, dass die Villa in der Ruhlsdorfer Straße nicht öffentlich zum Verkauf ausgeschrieben wird. Es scheint, als ob sich Verwaltung und Gemeindevertretung beim Thema Verkauf blockieren würden. Hinzukommt, dass Stahnsdorf für die Villa bisher keine Leerstandskosten entstehen.

Villa wird den ganzen Mai über zum Kunsthaus

Um die Blockade aufzulösen, will die Künstlergruppe von Art Event jetzt nachhelfen. Schon 2017 hatten sie vor Ort eine Ausstellung organisiert, das soll im Mai erneut geschehen. Vom 30. April bis zum 26. Mai wird die immer weiter verfallene Villa zum Kunstraum. Zehn Künstler aus der Region zeigen dort ihre Arbeiten, drei Gastkünstler werden eingeladen. Der Titel der Schau: „Schwebe“, das passe doch bestens auf das Haus, kommentiert Frauke Schmidt-Theilig, eine der organisierenden Künstlerinnen, die Idee zum Titel. Schmidt-Theilig plant während des Art Events den Druck auf Stahnsdorfs Politiker zu erhöhen, sie will die Gemeindevertreter in die alte Villa zu einem runden Tisch einladen. Mit über die Zukunft des Hauses sollen auch Vereine und interessierte Stahnsdorfer entscheiden dürfen. Auch sie will Schmidt-Theilig einladen und hofft, durch eine Diskussion in den Räumen über die Räume endlich zu einer Lösung für Stahnsdorf zu kommen.

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