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Schlechte Zeiten für Lurche. Amphibien finden in Kleinmachnow weniger Lebensraum als früher. Diese Kröten im Teich am Europarc fühlen sich aber noch wohl.

©  Jörg Dorowski

Lebensbedingungen schlechter: Weniger Gequake

Warum sich in Kleinmachnow immer weniger Kröten, Frösche und Molche blicken lassen - und wie sich das ändern soll.

Von Eva Schmid

Kleinmachnow - Es war einst ein Hotspot für Amphibien, doch heute ist es im Pfuhl an der Bäkemühle auffallend still geworden. In den vergangenen dreißig Jahren ist der Bestand drastisch zurückgegangen: Einst laichten dort bis zu fünf Arten – darunter der Moorfrosch oder die Knoblauchkröte, heute lässt sich fast keines der wechselwarmen Tiere mehr blicken.

Der Amphibienexperte Jörg Dorowski hat seit den 80er-Jahren das Treiben in den Kleinmachnower Gewässern, den Pfühlen, beobachtet. Der gelernte Ingenieur und Umweltschützer hat einen Faible für die glibbrigen Tiere. Jedes Jahr zur Laichzeit findet er Freiwillige, die mit ihm an den Straßen Zäune ziehen, gestrandete Tiere aufsammeln und sie sicher über die Straßen bringen.

Gebiete durch Verstädterung in Gefahr

„Die Lebensbedingungen haben sich deutlich verschlechtert“, schreibt der 67-jährige Krötenexperte in einer neuen Broschüre zum Thema. Dorowski hat jüngst seine Beobachtungen der vergangenen drei Jahrzehnte auf 124 Seiten zusammengefasst. Mit 180 Abbildungen gibt es nicht nur viele Bilder zu allerlei Amphibien, die in Kleinmachnow einst vorkamen, sondern auch zu wichtigen naturnahen Lebensräumen. Sieben davon beschreibt Dorowski in seinem Buch, darunter das Buschgrabengebiet, den Bannwald, das Bäketal und einen großen Bereich bei Dreilinden. Die grünen Orte Kleinmachnows, so Dorowski weiter, seien nicht nur für Frosch, Kröte und Lurch wichtig, sondern auch für viele Tier- und Pflanzenarten, für das Klima und nicht zuletzt auch für die Kleinmachnower und ihre Lebensqualität. „Mit der Verstädterung sind die Gebiete in Gefahr zerstört, bebaut und entwertet zu werden.“

Eindrücklich beschreibt Dorowski, welchen Gefahren die Amphibien ausgesetzt sind: Über die Straßen wird das Regenwasser in die Teiche abgeleitet. Dreck, Schadstoffe und viel Salz landen in der Natur. Die Enten im Meiereipfuhl – oft angelockt durch Futter von Menschen – zerstören im Flachwasser den Laich der Amphibien. Weitere Feinde sind unter anderem Goldfische, die unter anderem im gerade sanierten Duellpfuhl eingesetzt wurden. Der Laich der Amphibien und deren Larven ist ein Leckerbissen für sie. Und auch der Waschbär wird für die quakenden Tiere gefährlich. Er frisst am liebsten Erdkröten – die trotz ihrer giftigen Haut dem Waschbär nichts ausmachen.

Goldene Regeln für Krötenliebhaber

Um Kleinmachnow wieder zu mehr Gequake zu verhelfen, gibt Dorowski in der – nicht nur für Krötenliebhaber geeigneten – Broschüre hilfreiche Tipps. Wer einen Teich in seinem Garten hat, sollte darin keine Fische setzen. Weitere Sicherheitsmaßnahmen sind: Kellertreppen im Winter abdecken, damit die Tiere nicht hineinfallen, und keine Pestizide im Garten versprühen. An Teichen keine Enten füttern, zur Laichzeit – zwischen Ende Februar und April – am Machnower Busch oder An der Stammbahn nachts langsam fahren, um keine Kröte zu zerquetschen. Dorowski, der für seine Amphibien brennt, hat auch schon die Mitarbeiter von Ebay ins Boot geholt. Sie kümmern sich um die Kröten am Teich des Europarcs seit 2009 und bringen sie noch vor der Arbeit heil über die Straße.

Die Broschüre „Naturnahe Lebensräume und Amphibien“ ist für acht Euro in der Buchhandlung am Rathausmarkt in Kleinmachnow erhältlich

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