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Landtagswahl 2019: Rot dominiert in Potsdam-Mittelmark

Nach der Wahl ziehen fünf Abgeordnete aus dem Kreis in den Landtag ein. Was sie für die Region vorhaben – und welche Veränderungen der Wahlausgang bringt. Ein Überblick.

Von Eva Schmid

Gespalten wie das Land ist auch die Mittelmark: Die Wahlergebnisse zeigen einen Landkreis, der in den dünn besiedelten Regionen deutliche Zuwächse der AfD verzeichnet, während der prosperierende Speckgürtel um Potsdam und Berlin von SPD und Grünen dominiert wird. Die SPD ist auch in der Mittelmark Wahlsieger und holt alle vier Direktmandate. CDU und Linke müssen deutlich Federn lassen.

In einzelnen Kommunen hat die Landtagswahl die bisherigen politischen Kräfteverhältnis deutlich ins Wanken gebracht. Etwa in der Stadt Werder (Havel), bislang Hochburg der Konservativen, seit der Wende von der CDU regiert. Die Landespartei von CDU-Spitzenkandidat Ingo Senftleben bekam dort einen kräftigen Denkzettel verpasst. In keiner anderen Potsdamer Umlandgemeinde fuhr die CDU bei den Zweitstimmen so große Verluste ein wie in Werder, sie verlor dort knapp 12 Prozentpunkte. Bei der Kommunalwahl im Mai gab es bereits ein ähnliches Debakel: Zwar wurde die CDU im Stadtparlament stärkste Kraft, rutschte aber um 16 Prozent ab.

Beelitz
Kleinmachnow
Michendorf
Nuthetal
Schwielowsee
Seddiner See

Stahnsdorf
Teltow
Werder (Havel)

Dass die schwarze Bastion bröckelt, zeigt auch das Abschneiden von Saskia Ludwig, der Chefin der mittelmärkischen CDU. Sie schaffte es bei dieser Wahl nicht mehr, das Direktmandat für den Wahlkreis 19, zu dem auch Werder gehört, zu holen. Uwe Adler von der SPD lag völlig überraschend vor ihr. Ludwig wird im Landtag dennoch vertreten sein, sie zieht über die Landesliste ein.

Saskia Ludwig bekommt Konkurrenz von der AfD

Konkurrenz macht Ludwig in Werder (Havel) der Kreisvorsitzende der AfD Werder, Marlon Deter. Er holte in seiner Heimatstadt 17,8 Prozent - bezogen auf den gesamten Wahlkreis 19 der beste Wert in einer Kommune. Und Deters AfD macht reichlich Boden in Werder: Die Landespartei feierte auf der Bismarckhöhe ihre Wahlparty – nachdem sich in Potsdam kein Gastronom dazu bereiterklärte – und auch bei den Zweistimmen legte die AfD in der Havelstadt nach dem vorläufigen Endergebnis um 8,1 Prozentpunkte zu und kam auf insgesamt 18,9 Prozent. So starke Zuwächse hat die AfD nur noch in Michendorf zu verzeichnen, auch dort kletterte sie um acht Prozentpunkte hinauf.

Im Landtag wird die Mittelmark jetzt auch von dem AfD-Abgeordneten Lars Hünich aus Borkwalde vertreten. Der Landesgeschäftsführer der AfD ist im Wahlkreis 16, zu dem Teile von Brandenburg an der Havel und unter anderem die Gemeinden Groß Kreutz (Havel) und Kloster Lehnin gehören, angetreten und zieht über die Landesliste in das Parlament ein. Sein Slogan im Wahlkampf lautete „Brandenburg zuerst“, er will unter anderem kostenlose Kitaplätze schaffen und fordert, dass Flüchtlinge Sach- statt Geldleistungen bekommen sollen.

SPD punktet mit Forderungen nach besserer Bahnanbindung

In Teltow war SPD-Kandidat Sebastian Rüter erfolgreich, der Sören Kosanke nachfolgt. Er hat das Direktmandat im Wahlkreis 20 geholt, der Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf und Nuthetal umfasst. Im Wahlkampf versprach Rüter, sich sofort dafür einzusetzen, dass die S-Bahn von Teltow bis nach Stahnsdorf verlängert wird. Gleichzeitig dürften dabei aber keine Abstriche bei dem Vorhaben, die Stammbahn von Berlin über Kleinmachnow nach Potsdam wieder zu reaktivieren, gemacht werden. Der SPD-Mann fordert zudem Taktverbesserungen beim RE 7. Auch der Bau von Sozialwohnungen in der Region sowie eine bessere Förderung der Vereine für neue Sportanlagen stehen auf seiner Agenda.

Marlen Block, die für die Linke ebenfalls im Wahlkreis 20 angetreten ist und über die Landesliste ins Parlament einzieht, hat indes bislang weniger konkrete Vorhaben für die Region kommuniziert. Die in Potsdam lebende Juristin will sich dafür einsetzen, dass die Strafjustiz und die sozialen Dienste im Land entlastet werden. Auch sie will mehr sozialen Wohnraum sowie mehr und bessere Radwege schaffen.

Fresdorfer Heide als neue Mülldeponie

Klare Vorhaben für das Potsdamer Umland gibt es hingegen von Günter Baaske, der das Direktmandat im Wahlkreis 18 erneut geholt hat: Er will auf Landesebene verhindern, dass in der Fresdorfer Heide eine neue Mülldeponie entstehen kann. Zudem will er einen besseren Betreuungsschlüssel in Krippe und Kita erwirken sowie mehr Geld zur Sanierung von Landesstraßen bewilligen lassen. Um Verkehr geht es auch der mittelmärkischen CDU-Kreischefin Saskia Ludwig: Sie spricht sich weiterhin gegen Pförtnerampeln und eine verengte Zeppelinstraße aus, wodurch vor allem Schwielowsee und Werder mit Verkehr belastet würden. Ludwig will das Verkehrsproblem mit „neuen Konzepten für den ÖPNV“ lösen.

Grüne aus der Mittelmark sind im Landtag nicht vertreten – dabei haben sie die meisten Zuwächse bei den Zweitstimmen im Wahlkreis 20. Sie legten in Teltow, Stahnsdorf und auch in Nuthetal um jeweils mehr als sechs Prozentpunkte zu. Die Hochburg der Grünen bleibt weiterhin Kleinmachnow, dort fuhren sie 26,9 Prozent der Zweitstimmen ein. Das ist der beste Wert der Grünen in einer Brandenburger Kommune.

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