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Landratswahl in Potsdam-Mittelmark: Landrat im zweiten Anlauf

Es kommt zur Stichwahl um den Landrat in Potsdam-Mittelmark: Amtsinhaber Wolfgang Blasig (SPD) tritt am 9. Oktober gegen CDU-Kandidat Franz Herbert Schäfer an. Eine Analyse.

Von Enrico Bellin

Bad Belzig - Einen Wahlsieger gab es nicht – aber vielleicht im zweiten Anlauf: Am 9. Oktober wird es in Potsdam-Mittelmark eine Stichwahl um das Amt des Landrats geben. Das steht nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis der Landratswahl am Sonntag fest. Ins Duell um die Wählergunst gehen Amtsinhaber Wolfgang Blasig (SPD), der 45,6 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte, und Herausforderer Franz Herbert Schäfer (CDU)mit 21,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung war mit 46,6 Prozent im Vergleich zu bisherigen Landrats-Direktwahlen in Brandenburg sehr hoch. Aus dem Rennen sind der Drittplatzierte Sven Schröder (AfD, 16,3 Prozent), Klaus-Jürgen Warnick (Linke, 14,1 Prozent) und Andreas Schramm (Piraten, 2,8 Prozent).

Die Hochburgen der Kandidaten

Generell hat der amtierende Landrat Wolfgang Blasig in allen Gemeinden gut abgeschnitten und lag selten unter 40 Prozent. Sein bestes Ergebnis erreichte er in seiner Heimatgemeinde Kleinmachnow, wo er glatte 50 Prozent der abgegebenen Stimmen erhielt. Im Wahlbezirk rund um den Seniorenclub „Toni Stemmler“ kam Blasig auf den Spitzenwert von 56,5 Prozent. Auch wenn die Konkurrenten Andreas Schramm (Piraten) und Klaus-Jürgen Warnick (Linke) ebenfalls Kleinmachnower sind, konnten sie Blasigs Erfolg nicht ernsthaft gefährden. Schramm erhielt in seiner Heimatgemeinde mit 4,4 Prozent noch sein bestes Ergebnis, Warnick hingegen schnitt in Kleinmachnow mit 13,6 Prozent schlechter ab als in weiten Teilen des Landkreises. Sein bestes Ergebnis erreichte er mit 19,2 Prozent in der Gemeinde Nuthetal.

Überraschend: CDU-Kandidat Franz Herbert Schäfer konnte weder in seiner Heimatgemeinde Groß Kreutz (Havel) noch im benachbarten Werder (Havel) – der CDU-Hochburg des Kreises – Blasig hinter sich lassen. In Groß Kreutz kam er lediglich in seinem Heimatorsteil Jeserig (47,6 Prozent) und im Nachbarortsteil Schenkenberg (53,3 Prozent) auf den ersten Platz. In den anderen sechs Ortsteilen wurde er deutlich von Blasig geschlagen, im Groß Kreutzer Ortszentrum erhielt Blasig mit 38,7 Prozent der Stimmen sogar 11,6 Prozent mehr als Schäfer. In Werder konnte der CDU-Mann Schäfer nur in den beiden an Groß Kreutz angrenzenden Ortsteilen Derwitz und Phöben Blasig hinter sich lassen. Insgesamt lag Blasig in Werder mit 39,2 Prozent klar vor dem CDU-Kandidaten mit 24,9 Prozent. Der Name des AfD-Kandidaten Sven Schröder wurde in seinem Heimatort Borkheide von jedem vierten angekreuzt. In der benachbarten Stadt Beelitz erreichte Schröder im Schnitt 20 Prozent.

Die Ausreißer

Der AfD-Kandidat hat in den Beelitzer Heilstätten 28,1 Prozent der Stimmen erhalten – der Ortsteil mit knapp 500 Einwohnern liegt am Rand eines geplanten Windeignungsgebietes, Schröder hatte sich klar gegen Windräder im Wald positioniert. Auch in den anderen Ortsteilen mit geplanten Windparks wurde Schröder von jedem vierten bis fünften Bewohner gewählt. Obwohl Schröder in der Teltower Region schlechter abschnitt, etwa in Kleinmachnow nur auf 7,3 Prozent kam, hat er im Teltower Ortsteil Ruhlsdorf 19,9 Prozent der Stimmen holen können. Dort liegt das Windeignungsgebiet Genshagener Heide in der Nähe.

Reaktionen nach der Wahl

Wolfgang Blasig freut sich über die hohe Wahlbeteiligung, Franz Herbert Schäfer sieht als Grund für sein Abschneiden den bundespolitischen Trend (siehe Interviews). AfD-Mann Schröder, der auf dem dritten Platz landete, ist mit seinem Abschneiden zufrieden. Dass er im Teltower Raum auch einstellige Ergebnisse erhalten habe liege daran, dass dort generell weniger konservativ gewählt werde. „Im ländlichen Raum ist mein Konzept hingegen gut angekommen“, so Schröder gegenüber den PNN. Seinen Erfolg dort führt er auf seine Forderungen zur Stärkung des ländlichen Raumes zurück und glaubt im Gegensatz zu seinen Kontrahenten nicht, dass sein Ergebnis auch etwas mit dem Bundestrend zu tun haben könnte. Eine Wahlempfehlung gibt Schröder nicht, ruft jedoch seine Wähler dazu auf, sich an der Stichwahl zu beteiligen.

Zufrieden mit seinem Abschneiden ist auch der Linke Klaus-Jürgen Warnick. Er habe sein wesentliches Ziel erreicht: Dass Wolfgang Blasig nicht schon im ersten Wahlgang wiedergewählt wird. „Wenn ich nicht angetreten wäre, wäre Blasig jetzt schon neuer Landrat“, so Warnick. Das hätte seiner Meinung nach fälschlicherweise das Signal gesendet, Blasig habe alles richtig gemacht. Die Schließung der Geburtenstation in Bad Belzig sei aber beispielsweise ein großer Fehler gewesen, auch zeige Blasig zu wenig Bürgernähe. Dass er hinter dem AfD-Kandidaten gelandet ist, ärgere ihn, sagt Warnick. „Ich wollte mich aber beim Thema Windräder nicht verbiegen, wir brauchen sie für die Energiewende.“ Ob er eine Wahlempfehlung abgibt, wollte Warnick am Montagabend mit der Kreistagsfraktion und dem Kreisvorstand entscheiden.

Unzufrieden mit seinem Wahlergebnis war am Montag Pirat Andreas Schramm. „Ich hätte mir deutlich mehr vorgestellt“, so Schramm gegenüber den PNN. Der Wechsel des früheren Berliner Piraten-Chefs Bruno Kramm zu den Brandenburger Grünen und das schlechte Abschneiden der Piraten bei der Abgeordnetenhauswahl hätten seinem Wahlkampf geschadet. Eine Wahlempfehlung gibt Schramm nicht, ruft aber ebenfalls dazu auf, zur Wahl zu gehen.

Die Stichwahl

Falls der Wahlausschuss das Wahlergebnis am heutigen Dienstagabend bestätigt, werden Kreiswahlleiterin Kerstin Kümpel zufolge am Mittwochdie Wahlunterlagen an die Kommunen verschickt. „Wir hoffen, dass zur Stichwahl das nötige Quorum erreicht wird“, so Kümpel. Der neue Landrat muss von mindestens 15 Prozent der Wahlberechtigten gewählt werden, was eine hohe Wahlbeteiligung voraussetzt. „Wir waren jetzt über die Wahlbeteiligung sehr erfreut, können aber nicht abschätzen, ob sie am 9. Oktober auch ausreichen wird“, so Kümpel. Bei der Landratswahl im Kreis Oberhavenm im Vorjahr etwa war die Wahlbeteiligung von 38,1 Prozent auf 29,2 Prozent bei der Stichwahl abgerutscht, sodass kein Kandidat das Quorum erfüllte. Sollte das auch in der Mittelmark passieren, müsse der Landkreis die Stelle offiziell ausschreiben. Dann könnte sich prinzipiell jeder bewerben, nicht nur die beiden Kandidaten. Der Kreistag müsste den geeigneten Bewerber auswählen. Die Amtszeit von Wolfgang Blasig endet offiziell am 15. Februar 2017.

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