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Laga 2022: Beelitz macht Schulden für die Gartenschau

Beelitz will zur Laga 2022 die historische Wassermühle sanieren und eine Baulücke schließen. Das kostet viele Millionen Euro.

Von Enrico Bellin

Beelitz - Zur Landesgartenschau im Jahr 2022 wird die historische Beelitzer Wassermühle für 1,5 Millionen Euro saniert und zum Standort für ein Museum und die Stadtbibliothek umgebaut. Einer entsprechenden Vorlage der Verwaltung haben die Beelitzer Stadtverordneten am Dienstagabend ohne Gegenstimme beschlossen. In Zusammenhang mit den zur Laga geplanten Investitionen und Ausbauten im Bildungsbereich wird sich der Schuldenberg der Stadt in den kommenden Jahren auf etwa 15 Millionen Euro verdoppeln. Vorgesehen ist auch die Bebauung einer Freifläche zwischen dem Rathaus und der Posthalterei, dort könnten zusätzliche Büros für die Stadtverwaltung entstehen.

Museum in der Mühle

Die Wassermühle, die am heute ausgetrockneten Mühlenfließ am südlichen Rand der Altstadt steht, stammt aus dem Jahr 1726, 1850 wurde sie umgebaut. Ein Großteil des Gebäudes und der Remise im Innenhof stehen seit Jahren leer, nur im Obergeschoss gibt es noch eine Wohnung. Sie soll den Plänen zufolge erhalten bleiben. Die derzeit in der Posthalterei untergebrachte Stadtbibliothek soll in die linke Hälfte des Erdgeschosses ziehen, die andere Hälfte sowie ein Großteil des Obergeschosses soll ein neues Museum beherbergen. Insgesamt gibt es rund 530 Quadratmeter Nutzfläche. Für das Museum soll die historische Mühlentechnik aufgearbeitet werden, Teile wie alte Zahnräder finden sich noch um das Haus herum. Fehlende Teile sollen ersetzt werden. Ziel des Museumskonzeptes ist es laut Vorlage der Verwaltung, die Wassermühle in den „Kontext der Beelitzer Stadtgeschichte als Ackerbürgerstadt“ zu stellen. Die erste Wassermühle in Beelitz wurde bereits im Jahr 1150 errichtet.

„Wir haben schon erste Gespräche mit dem Heimatverein geführt und hoffen, dass uns die Mitglieder auch beim Betrieb des Museums unterstützen“, so Bürgermeister Bernhard Knuth (Bürgerbündnis) in der Versammlung. Eine Eröffnung 2022 sei realistisch, früher könne das Haus aber nicht saniert sein. Es soll einen zentralen Eingangsbereich geben, sodass Museum und Bibliothek von nur einem Mitarbeiter betreut werden können. Das Museum soll zudem in den Wintermonaten geschlossen bleiben. Rund um die Wassermühle sollen 25 Parkplätze entstehen. In der Remise im Hof soll ein Café mit Dachterrasse entstehen, zudem sind dort weitere Ausstellungsräume geplant.

Die Stadt hatte das Haus vor Jahren gekauft. Von den 1,5 Millionen Euro Investitionskosten muss sie nur 20 Prozent zahlen, der Rest kommt vom Land durch Mittel der Städtebauförderung, da die Mühle noch zur Altstadt gehört.

Kritik am kleinen Innenhof

Aus den gleichen Fördertöpfen wird auch ein Architekturwettbewerb bezahlt, den die Stadt zur Bebauung der Fläche neben dem Rathaus durchführen will. Mit einer Enthaltung wurde die entsprechende Vorlage der Verwaltung beschlossen. „In der Stadtgeschichte war diese Baulücke immer geschlossen“, so Bernhard Knuth. Wegen unklarer Eigentumsverhältnisse war das ursprüngliche Haus aber verfallen, die Reste wurden vor Jahren beseitigt. „Klar ist: Auch nach dem Lückenschluss soll das Rathaus das dominierende Gebäude in der Straße bleiben“, so Knuth.

Architekten müssten in ihre Entwürfe eine Tordurchfahrt in den Innenhof einarbeiten, da es diese historisch gab. Gerhard Thiele (parteilos) kritisierte den Bau, der den Innenhof von Rathaus und angrenzenden Gebäuden verkleinern würde, und sprach von einem „Zillemillieu“ in Anspielung auf die Höfe der Berliner Arbeiterviertel um die Wende zum 20. Jahrhundert. Der Bürgermeister verteidigte die Bebauung jedoch, „in einer historischen Altstadt sind solch kleine Innenhöfe normal“.

Noch ist nicht entschieden, wie das künftige Haus genutzt werden soll. Knuth zufolge ist mit ihm aber die Erweiterung der Verwaltungsräume möglich, da der Standort direkt am Rathaus liegt. Im Rathaus herrsche schon jetzt Platzmangel. Zudem werde sich in Zukunft die Verwaltung vergrößern müssen, da auch die Bevölkerungszahl wächst. Wie berichtet sollen allein in den Heilstätten in den kommenden Jahren Wohnungen für mehr als 3000 Menschen entstehen.

See-Entwürfe erst Ende 2019

Zur Laga, für die die Stadt wie berichtet unter anderem einen Park an der Nieplitz und einen neuen See anlegen will, werden die Besucher neben dem Rathaus aber höchstens eine Baustelle sehen können: Dem Bürgermeister zufolge könnten erste Entwürfe für das neue Haus nach dem Wettbewerb, für den zudem noch Kriterien für den Bau festgelegt werden müssen, Ende 2019 präsentiert werden. Danach müssten noch einige Abstimmungsrunden folgen. „Vor 2022 werden wir wohl nicht mit dem Lückenschluss beginnen können“, so Knuth.

Kredite in Millionenhöhe

Auch wenn Beelitz für den Großteil der Investitionen Fördermittel bekommt, muss die Stadt Kredite in Millionenhöhe aufnehmen. Der Doppelhaushalt 2019/20 wurde mit zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung beschlossen. Ende 2020 wird die Stadt demnach Schulden in Höhe von fast 15 Millionen Euro haben, doppelt so viel wie bisher. Die Investitionen für die Laga könne sie zwar mittragen, so die Stadtverordnete Elke Seidel (Grüne). Dafür müssten aber andere Projekte zurückgestellt werden, sonst würden die Investitionen auch die Verwaltungsmitarbeiter überfordern. Zudem müssten künftig jährlich 800 000 Euro für Tilgungen ausgegeben werden in einer Stadt mit 12 500 Einwohnern.

„Wenn wir für dieses Geld die Stadt noch lebenswerter machen, ist eine Pro-Kopf-Verschuldung von 1000 Euro nicht verwerflich“, kontert Jürgen Jakobs (Bürgerbündnis). Der Verwaltungsausbau müsse rechtzeitig vorbereitet werden. Bernhard Knuth rechtfertigte die Schulden mit dem künftigen Einwohnerzuwachs, außerdem investiere man für die Gartenschau nicht in kleinteilige Maßnahmen, sondern bleibende Gebäude und Parks. Zudem würden die Steuereinnahmen weiter steigen, da inzwischen das komplette Gewerbegebiet vermarktet sei und die letzten Freiflächen bebaut würden.

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