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Die Künstlerin Astrid Weichelt fertigt mit Papier außergewöhnliche Plastiken von realen Objekten an.

© privat

Kunstwoche in Kleinmachnow: Alltagsgeschichten und andere Besonderheiten

Am Sonntag startet die zehnte Kleinmachnower Kunstwoche. Vier Künstler ermöglichen eine Woche lang Einblicke in ihre Arbeitsweise und ihr Handwerk. Zum Schluss gibt es ein Fest.

Von Sarah Stoffers

Kleinmachnow – Ein papiernes Medusenhaupt, Kleinmachnower Alltagsgeschichten und eine Kartoffelverkostung, gesellschaftliche Zusammenhänge und seelische Zustände verewigt in Plastiken und Skulpturen - bei der diesjährigen Kleinmachnower Kunstwoche, die am Sonntag (16.8.) beginnt, können Besucher wieder eine Woche lang Künstlern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen.

Alltagsgespräche und Ortsgeschichte

Der Kunstverein „Die Brücke“ organisiert die Kunstwoche, die vom 16. bis zum 22. August stattfindet, bereits zum zehnten Mal. Die Künstler werden unter dem Motto "Dabeisein, Zuschauen, Mitmachen" während dieser Zeit draußen am Landarbeiterhaus sowie anderen Orten der Gemeinde öffentlich an ihren Werken arbeiten. In diesem Jahr sind Adelbert Heil aus Bamberg und Kornelia Thümmel aus Dresden dabei, die klassische Bildhauerkunst präsentieren. Die Berlinerin Astrid Weichelt fertigt außergewöhnliche Plastiken aus Papier an und Kathrin Ollroge aus Potsdam möchte mit ihrer Kunstaktion „Raum für Gedanken“ mit den Kleinmachnowern ins Gespräch über ihre Gemeinde kommen.

Bei der diesjährigen Kunstwoche habe der Kunstverein auch das große diesjährige 100-jährige Jubiläum Kleinmachnows im Blick gehabt. Die Feierlichkeiten wurden wegen der Corona-Pandemie nun auf das nächste Jahr verschoben, wie der Vereinsvorsitzende Rainer Ehrt sagt. Darum wurde die Künstlerin Kathrin Ollroge eingeladen, die sich in Kleinmachnow mit den Einwohnern unterhalten möchte. Unterstützt wird sie dabei von zwei Assistentinnen. „Sie wird im Ort und hinter dem Landarbeiterhaus die Gäste bewirten, mit ihnen reden und die Gespräche aufschreiben“, sagt Ehrt. Ollroge reist bereits seit 2014 mit ihrer mobilen Kunstinstallation „Raum für Gedanken“ umher. Mit den Einwohnern redet sie über ihren Alltag und das Leben in ihren Kommunen sowie über die Geschichte ihrer Heimatorte.

Kathrin Ollroge besucht mit ihrem “Raum für Gedanken” Kleinmachnow.
Kathrin Ollroge besucht mit ihrem “Raum für Gedanken” Kleinmachnow.

© Martin Müller PNN

Abstrahierte menschliche Körper und Tierwesen

Die anonym aufgezeichneten Gespräche werden verschriftlicht und mit Fotos ergänzt, die Ollroge von den Orten macht. So entstehen lokale Porträts, die zusammengenommen den Zustand der Gesellschaft aufzeigen sollen. Aus den Aufzeichnungen aus Kleinmachnow wird Ollroge eine Dokumentation erstellen, die voraussichtlich bei der 100-Jahr-Feier im nächsten Jahr in einer Ausstellung gezeigt werden soll, so Ehrt. Am Mittwoch (19.8.) - dem Welttag der Kartoffel - ist Ollroge mit ihrer Kunstaktion auf dem Rathausmarkt Kleinmachnow und wird mit den Besuchern Kartoffeln schälen, zubereiten und essen, kündigt Ehrt an.

Die 1971 in Leipzig geborene Künstlerin Kornelia Thümmel hat an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein in Halle Bildhauerei studiert. „Sie ist wohl die artifiziellste Künstlerin der vier Gäste“, sagt Ehrt. Ihre Skulpturen und Plastiken, die Thümmel unter anderem aus Holz, Keramik, Sandstein oder Aluminium anfertigt, stellen Tiere oder stark abstrahierte menschliche Körper dar. Ihre Werke erinnern an urzeitliche Skulpturen. Es sind fragmentierte, vom Material teils noch verborgene Körper, die das Innerste, die Seele ihrer Vorbilder, nach außen kehren. Während der Kleinmachnower Kunstwoche wird Thümmel aus einem rund einen Meter hohen Lindenholzstamm zunächst mit der Kettensäge und dann mit immer feineren Werkzeugen einen menschlichen Körper herausarbeiten.

Der Bildhauer Adelbert Heil ist für seine kleinformatigen Skulpturen aus Bronze oder Eisen bekannt.
Der Bildhauer Adelbert Heil ist für seine kleinformatigen Skulpturen aus Bronze oder Eisen bekannt.

© privat

Der Mensch und sein soziales Umfeld

Der Bildhauer Adelbert Heil ist bekannt für seine kleinformatigen Plastiken aus Bronze und Gusseisen. Im Mittelpunkt steht bei ihm der Mensch und sein soziales Umfeld. Heil arbeitet die gesellschaftliche Zusammenhänge und inneren Zustände des Menschen heraus - manchmal mit einem ironischen Augenzwinkern und durchaus gesellschaftskritisch. Im Rahmen der Kunstwoche will sich der Künstler mit dem Thema Omnibus auseinandersetzen, mehr habe er noch nicht verraten, so Ehrt. Das in Kleinmachnow angefertigte Gipsmodell werde dann später für eine Bronze- oder Eisenplastik verwendet.

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Mit einem eher ungewöhnlichem Material arbeitet die 1953 im sächsischen Freiberg geborene Künstlerin Astrid Weichelt: Sie fertigt mit Papier Abformungen von Objekten an. Die feuchten Bögen werden dabei wie eine dünne Haut auf dem Objekt angebracht und nach der Trocknung vorsichtig abgezogen. Die Abformungen sind gleichzeitig detailgetreues Abbild und leere Hülle des „Originals“. Fern vom eigentlichen Objekt werden die Werke in einen völlig neuen Kontext gestellt. In Kleinmachnow hat sie sich ein ganz besonderes Original für ihre Arbeit ausgesucht: Das Medusenhaupt am Tor zur ehemaligen Hakeburg. „Sie hat alle nötigen Genehmigungen dafür bekommen“, sagt Ehrt. Am Montag (17.8.) wird Weichelt am Tor das Papier auftragen und, wenn es nicht regnen sollte, am Dienstag abnehmen.

Die Künstlerin Kornelia Thümmel stellt in ihren Arbeiten Tiere oder stark abstrahierte menschliche Körper dar.
Die Künstlerin Kornelia Thümmel stellt in ihren Arbeiten Tiere oder stark abstrahierte menschliche Körper dar.

© privat

Zum großen Finale gibt es ein Kunstfest 

Die Kleinmachnower Kunstwoche startet am Sonntag (16.8.) um 16 Uhr mit einer Vernissage im Landarbeiterhaus, Zehlendorfer Damm 200. Dann werden alle vier Künstler dem Publikum vorgestellt, Cathrin Pfeifer begleitet die Eröffnung musikalisch auf dem Akkordeon. Die Künstler werden ausgesuchte Werke mitbringen, die bis zum 13. September jeweils samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr zu sehen sein werden. Der große Abschluss der Kunstwoche ist das Künstlerfest am 22. August, das der Kunstverein „Die Brücke“ gemeinsam mit dem Verein Kultraum veranstaltet. Comedian Michael Krebs und weitere Akteure werden sich zuvor von den geschaffenen Werken der Künstler inspirieren lassen und daraus ein musikalisches Programm und einen Poetry Slam für die Open-Air-Bühne kreieren. 

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