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Entspannter Künstler. Markus Lüpertz lebt und arbeitet seit sieben Jahren in Teltow. Bis zum Raub im Dezember ist er noch nie behelligt worden, obwohl sein Grundstück weder Zaun noch Alarmanlage besitzt. Trotz des Raubes wollte der 74-Jährige in Teltow bleiben.

© Manfred Thomas

Kunstraub bei Markus Lüpertz in Teltower Atelier: Gestohlene Kunstwerke wieder da

Dem Teltower Künstler Markus Lüpertz wurden alle im Dezember verschwundenen Werke wieder vor die Tür gestellt – bis auf eines. Der Vorgang gibt den Ermittlern Rätsel auf.

Von Enrico Bellin

Teltow - Und plötzlich sind sie wieder da: Von den 30 Bildern, die Anfang Dezember aus dem Atelierhaus von Markus Lüpertz in Teltow gestohlen wurden, wurden alle bis auf eines wieder auf seinem Grundstück in der Kanada-Allee gestellt. Wer sie genommen und anscheinend wieder zurückgebracht hat, ist noch völlig unklar. Auch dazu, warum ein Werk – die Rückansicht einer nackten Frau – noch immer verschollen ist, gebe es keine Erkenntnisse, sagte der Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft, Christoph Lange.

Der Fall gibt den Ermittlern Rätsel auf. Die Bilder wurden zwischen Samstag, dem 23. Januar, und dem folgenden Montag abgestellt. „Wir haben den Hinweis vom Rechtsanwalt von Herrn Lüpertz erhalten und daraufhin die Bilder untersucht“, so Lange am Montag gegenüber den PNN. Man habe den Fund erst jetzt öffentlich gemacht, da der Hinweis des Anwaltes überprüft und die Bilder auf Spuren untersucht werden mussten. „Wir wissen bisher aber weder, wie die Bilder weggekommen sind noch, wie sie wieder herkamen“, sagte Lange.

Lüpertz: „Ich kann die nur auffordern, die Arbeiten wieder zurückzubringen“

Markus Lüpertz gehört zu den bekanntesten deutschen Malern der Gegenwart. Der 74-Jährige hatte nach dem Diebstahl gegenüber den PNN eindringlich appelliert, die Diebe mögen ihm die Bilder einfach wieder vor die Tür stellen. „Ich kann die nur auffordern, die Arbeiten wieder zurückzubringen.“ Lüpertz war gestern telefonisch nicht zu erreichen. Laut seiner Agentur war er nach Köln gefahren, wahrscheinlich zum Karnevals-Umzug.

Die Spurensicherung an den wieder aufgetauchten Werken durch die Kriminalpolizei war gestern noch nicht abgeschlossen. Ob bereits Fingerabdrücke oder andere Spuren gesichert wurden, konnte der Sprecher der Staatsanwaltschaft nicht bestätigen. Bisher habe es auch keine Hinweise von Zeugen gegeben, die das Ausladen der Bilder beobachtet haben. Lange hofft aber, dass es noch Hinweise gibt. „Es dauert schließlich eine Weile, bis man so viele Bilder aus einem Auto ausgeladen hat.“

Seine Werke galten auf dem Markt als unverkäuflich

Der Diebstahl am Wochenende vom 5. und 6. Dezember sei in der Szene bekannt, bei Verkäufen auf den offiziellen Plattformen wäre sofort die Staatsanwaltschaft informiert worden. Die teilweise sogar noch unvollendeten Werke galten in der Kunstszene als unverkäuflich. Womöglich ist das auch der Grund für ihre Rückgabe. Warum die Diebe dafür ein solches Risiko eingegangen sind und die Werke nicht einfach vernichtet haben, bleibt rätselhaft.

Zu den Vorgängen und zum noch immer verschollenen Gemälde erhoffen sich Polizei und Staatsanwaltschaft jetzt weitere Hinweise aus der Bevölkerung. Es werde weiterhin nach dem Abbild der Rückansicht einer nackten, molligen Dame gefahndet. Den Wert des Gemäldes kann die Staatsanwaltschaft nicht beziffern. Insgesamt hatte das im Dezember erbeutete Diebesgut einen Wert im sechsstelligen Bereich. Den materiellen Wert des Diebesgutes hatte auch Lüpertz nicht beziffern können. Da seine Werke jedoch aufeinander aufbauen, habe der Diebstahl eine große Lücke hinterlassen.

Atelier in Teltow: Keine Zäune oder Alarmanlagen 

Beamte der Polizeidirektion West hatten nach dem Raub gemeinsam mit den Revierpolizisten bereits Anwohner zu ihren Beobachtungen befragt und Handzettel in der Umgebung verteilt, ohne Hinweise zu erhalten. Der Gebäudekomplex des Künstlers liegt zwischen Einfamilienhäusern, in direkter Nachbarschaft gibt es mehrere Läden und eine Apotheke. Das Ateliergelände ist frei zugänglich, Zäune oder Alarmanlagen gibt es nicht. Beim Besuch der PNN vor Ort im Dezember war die Eingangstür offen.

Lüpertz vermutete damals, dass die Einbrecher durch ein aufgebrochenes Fenster in einen seiner 42 zum Atelierhaus aufgetürmten Baucontainer eingebrochen waren, von innen das Haupttor geöffnet und dann seine Bilder eingepackt hatten. Für die Nachbarn sei das auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches, da seine Werke oft verladen und zu Galerien gefahren würden. Lüpertz lebt und arbeitet seit sieben Jahren in Teltow, vor dem Raub habe er dort noch nie Probleme gehabt. Auch nach dem Raub wollte er sein Anwesen nicht weiter sichern. Von 1988 bis 2009 war er Rektor der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf.

Der erste große Kunstraub der Region

Beim Teltower Gemälderaub handelt es sich wohl um den ersten großen Kunstraub der Region. Weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft können sich an ähnliche Fälle erinnern. „In den 90ern hatten wir nur einen Fall, als beim Abzug der russischen Truppen ein Rubens nach Russland mitgenommen wurde“, so der Sprecher der Ermittlungsbehörde Lange.

Hinweise nimmt die Polizeidirektion West unter Tel. (0331) 5508 1224, online oder in jeder anderen Polizeidienststelle entgegen.

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