zum Hauptinhalt

Kunst am Weinbergsweg: Waldgeister in der Friedhofskapelle

In der sanierten Teltower Kapelle gab es Violinenklänge und Geschichten aus dem schwedischen Wald.

Teltow - Auf der Violine ertönt eine fröhliche Melodie. In der Fantasie entsteigt gleich der Elfenkönig im schwedischen Wald der Unterwelt und bittet zum Tanz in der lauen Sommernacht. Am Samstag nahmen Claudia Deglau und Bettina Mros die etwa 80 Gäste in der Friedhofskapelle Teltow mit auf eine Reise ins tiefe Dickicht und erzählten anhand von Sagen, sehr persönlichen Erzählungen, Fotos und schwedischen Volksliedern von mysteriösen Wasserfeen, Waldgeistern, Trollen und ihren Begegnungen inmitten der skandinavischen Natur.

Der Auftritt von Mros und Deglau bildete den Auftakt der neuen Reihe „Kunst und Kultur auf dem Friedhof“, die in der Kapelle stattfindet. Nach einer zwei Jahre dauernden Sanierung wurde der historische Bau auf dem Friedhof am Weinbergsweg im November mit einer ökumenischen Andacht offiziell wiedereröffnet (PNN berichteten). Die Evangelische Kirchengemeinde St. Andreas ließ die Kapelle, die 1934 nach den Plänen des Architekten Winfried Wendland errichtet wurde, für rund 800.000 Euro sanieren. Die Planungen für die Veranstaltungsreihe sind noch in der Anfangsphase, wie Martin Bindemann, Diakon der Kirchengemeinde, erklärt. Etwa acht Leute hätten sich mit ihm in dem Freundeskreis Friedhof zusammengetan, um das künftige Programm zu organisieren.

Sagenumwobene Geschichte

Die Auftaktlesung „Ein Ausflug in den nordischen Wald“ von Deglau und Mros passt perfekt in die gemütliche Atmosphäre der Kapelle. In dem warmen Licht unter dem beeindruckenden riesigen Holzgewölbe, das einen Duft von Wald verströmt, wecken die Erzählungen, Fotos und Lieder eine ungeheure Vorstellungskraft und führen die Gäste mitten hinein in die sagenumwobene schwedische Natur. Die 50-Jährige Mros, Violinistin im Deutschen Kammerorchester Berlin, unternahm 2011 und 2014 Pilgerreisen durch Schweden, wie sie erzählt. „Ich hatte darüber gelesen und dachte, ich muss was für mich machen“, sagt sie. Deglau arbeitete viele Jahre in Mittel- und Nordschweden. Heute organisiert die 38-Jährige für eine Agentur in Mariendorf Touren für skandinavische Gäste.

Ihre persönlichen Texte beschreiben auf liebevolle und unterhaltsame Weise ihre Zeit während eines dreimonatigen Praktikums, das sie 2001 im Gebiet Bergslagen für ihr Touristikstudium machte. Hier nahm sie Marcus Eldh, ein Pionier im Bereich Naturtouristik, mit zu traditionellen Köhlern. Deglau lernte das entbehrungsreiche Leben der Männer kennen, half bei der Herstellung von Holzkohle und lauschte den alten Sagen von mystischen Fabelwesen. „Geschichten, die sich die Alten abends am Feuer erzählen“, sagt sie. Von Waldgeisterns, die einen unter die Erde verschleppen, Wasserfeen, die respektvoll behandelt werden wollen, da sie sonst das Wasser verunreinigen oder versiegen lassen und Trollfrauen, die versuchen, arme Köhler hinters Licht zu führen. Begleitet von den süßen, manchmal melancholischen Melodien der schwedischen Volkslieder, die Mros auf ihrer Violine spielt. Das Programm war extra für den Abend entstanden.

Die Reihe in der Kapelle wird am 24. März um 16 Uhr mit dem Chor „Canto Allegro“ der Kreismusikschule Potsdam Mittelmark fortgesetzt, der Eintritt ist frei.

Sarah Stoffers

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false