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Stimme plus. Sopranistin Brigitte Geller und Pianistin Corinna Soeller intonieren am neuen Flügel im früheren Landarbeiterhaus Lieder mit Charme und Schönheit.

© Manfred Thomas

KulTOUR: Weltruhm in bescheidner Hütte

Im Kleinmachnower Z 200 sorgen die Sopranistin Brigitte Geller und die Pianistin Corinna Soeller für Wonneseufzer.

Kleinmachnow - Eine gute Werbung ist meist schon die halbe Miete, das weiß jeder Veranstalter nur zu gut. Wenn also der Kleinmachnower Verein KunstRaum „mit unverhohlenem Stolz“ zum Matinee-Termin am Sonntag ein besonderes Highlight an seinem notenreichen Bühnenhimmel anpries, und so viele kamen, dann musste wohl das berühmte Etwas dran sein, im Landarbeiterhaus Z 200.

Und so war es auch. Im Rahmen der relativ neuen Konzertreihe „Stimme plus“ konnte niemand Geringeres als die Kammersängerin Brigitte Geller und die Pianistin Corinna Soeller (Duo95) gewonnen werden. Die Vokalistin mit ihrem hohen Sopran hat weltweit beste Referenzen. Heute Ensemblemitglied an der Komischen Oper Berlin, war und ist sie auf vielen Bühnen zu Hause, arbeitete mit Regisseuren wie Carl St. Clair, Jakov Kreizberg und Sir Elliot Gardiner zusammen. Auch die Pianistin Corinna Soeller hat sich einen sehr guten Ruf verschafft, als Solistin, als Lied-Begleiterin, aber auch in Sachen Arrangements.

Französische Kammermusik in Triobesetzung

Dies war für die gestrige Programmabfolge sehr segensreich, denn die Idee, französische Kammermusik in Triobesetzung plus Stimme anzubieten, erforderte so manche Adaptions-Mühe, zumal die Biografien einiger Komponisten ohnehin bis ins 20. Jahrhundert hineinreichten. Bei Albert Roussell zum Beispiel, aus dessen feinsinnigem Poème de Ronsard op. 26/2 das „Ciel air et vent“ für Sopran und Flöte im Original zu hören war. Neue Musik nach alten Noten sozusagen, wo’s nicht anders ging.

Nicht nur in der Ensemblefassung von Claude Debussy’s „Prélude de l’après-midi d’un faune“ war im Publikum ein wahres Wonneseufzen zu vernehmen, denn mit Matthieu Gauci (Flöte) und Sebastian Lehne (Klarinette) hatte man gleichfalls zwei hochdotierte Gäste eingeladen, beide Solisten der Komischen Oper Berlin. Den Anfang machte, sehr feinsinnig, sehr faunisch, sehr französisch, der erste Satz Modéré aus Maurice Ravels Sonatine für Flöte, Klarinette und Klavier. Doch was heißt hier Klavier, steht doch im KultRaum just ein nagelneuer Flügel, wie Schwanes Gefieder ganz in Weiß! Dann folgten Auszüge aus zwei Liederzyklen von Gabriel Fauré, wie „Après un rève“ und „Mandoline Clair de lune“. Charme, Leben, Trauer und Schönheit hausen darin, jene Kantigkeit, die man im Kunstlied immer wieder findet.

Ein wenig mehr Sarkasmus, bitte

Die Sopranistin hatte hier gutes Tun, später dann wurde ihre Stimme wärmer und näher. Dies schon bei den Liedern von Hector Berlioz für Sopran und Klavier. Sie erzählen von einem untröstlichen Liebhaber, dem die Gespielin entfloh. Gibt es die Insel der Liebe, lieber von ihr wie ein gramvolles Veilchen zertreten werden, als gar nichts, von so was erzählt der Zyklus „Les nuits d’ été“. Das alles hätte ruhig ein wenig sarkastischer interpretiert werden können.

Weitere Parts wie „Fêtes galantes“ von Debussy und Reiselieder von Henry Duparc vervollständigten diesen erlesenen Vormittag, in dessen Mittelpause Trank und Selbstgebackenes geboten wurde. Mit gut 20 höchst lauschbereiten Gästen war das Konzert gut besucht. Man konnte gar schon mal vorab einen Blick auf die letzte Ausstellung der Künstlervereinigung Brücke Kleinmachnow werfen, die am Nachmittag unter dem Titel Eisland eröffnet wurde. Sie zeigte das Neueste der Vereinsmitglieder, „so sie sich trauen“, wie Mitglied Rainer Ehrt mitteilte. Zweifellos ein Erlebnis der Extraklasse also. Die Werbung hat nicht gelogen. Mehr Klassik wie diese in der erlesener Zelle ist wünschenswert – und längst geplant.

Gerold Paul

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