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Namensgeber. A. Mattausch.

© promo

KulTOUR: Mattauschs Hand und Kara Ben Nemsi

In Teltow sind Porträts zwischen Realismus und Satire zu sehen

Teltow - Das menschliche Gesicht ist ein unergründlicher Spiegel der Seele. Niemand kann es dingfest machen, selbst die hohe Schule der Porträt-Malerei nicht, denn der Geist im Menschen ist in ständiger Bewegung. So sind selbst noch die besten Konterfeis immer nur vertiefte Momentaufnahmen eines unbekannten Ganzen. Dies aber kann dennoch eine ganze Menge sein, wie man jetzt im Teltower Mattausch-Haus sehen kann.

Die Malerin Frauke Schmidt-Theilig hat (neben sich selbst) sechs nahe oder etwas ferner wohnende Vertreter ihrer Kunst ins Galeriezimmer dieses historischen Gemäuers zu einer kleinen Porträt-Schau eingeladen. Ausstellungen solcher Art sind zwar heutzutage eher selten, aber so etwas gehört natürlich zu einem Haus, wo einst ein Maler wohnte, heute sie, und alles drinnen ohnehin voll Bilder hängt, bis in die weißgetünchte Schwarzküche hin.

Nachbarschaftliche Kollegen sind Egon Wrobel und Eberhard Trodler. Ersterer zeigt die vor Unruhe schier vibrierende Farbzeichnung mit viel Rot und viel Blau – das Porträt des Autorennfahrers Bernd Rosemeyer. Weiterhin einen Fayencekopf mit dem Mund eines Potsdamer Modemachers, Italienskizzen aus seinen Lehrjahren, federgezeichnete Vignetten. Trodler präsentiert frühere Arbeiten in Öl, eine Großmama mit großen Augen, Nachbars Kind, aber auch ein paar Proben seiner Aquarellierkunst.

Die Hausherrin selbst ist unter anderem mit Studienköpfen aus einem Workshop in Leipzig dabei. Dort war die arme Künstlerschaft gerufen, innerhalb von zwanzig Minuten etwas Bleibendes zu hinterlassen, eine gehörige Schinderei! Und dennoch ansehnlich. Auch zwei einander sich Zuwendende sind von ihr, ein Motiv, das bei Frauke Schmidt-Theilig immer wieder auftaucht.

Hübsch, wie das alles gehängt und gestaltet ist, jeder Ausstellende hat in dieser Mini-Galerie sein eigenes Eckchen und Fleckchen bekommen. Von August Mattauschs Hand gibt es zwei Porträts, die jetzt mit leichtem Naserümpfen als akademisch gelten. Bleistiftgezeichnete Porträts und solche in Stein von Andreas Theurer, Professor in Dessau und Mitglied von ArtEvent, von dem auch ein archaischer Dreigesichtskopf („ehrliche Steinarbeit“) zu sehen ist.

All diese Bildschöpfer fühlen sich mehr oder weniger an den herkömmlichen Realismus gebunden, der lebendig, aber auch langweilig sein kann. Die verbleibenden Zweie weniger. Mathias Hollefreund aus dem nahen Berlin scheint mehr das Doppelbödige, das Satirische, das Spielerische zu mögen. Als Liebhaber des Orients stellt er sich selbst als Kara Ben Nemsi im provokant „historischem Stil“ des 19. Jahrhunderts dar. Auch seine „Pennerbilder“, deren eines ihm beinahe ähnelt, haben es in sich. Mit silbervermischtem Blau gemalt, wirken sie in ihrem aschfahlen Ton, als seien die beiden Motivfiguren eben erst dem Tod von der Schippe gehopst. Echte Hingucker also!

Die Porträts der Weißrussin Oxana Mahnac fallen in dieser vielköpfigen Präsentation ein wenig aus dem Rahmen. Sie vereinen den Atem des Expressiven mit der Malweise der Pop-Art. Knallig bunt, mit unifarbenem Hintergrund, haben es ihr vor allem die übergroßen, seltsam verdrehten Augen dieser Damen angetan. So flächig diese Arbeiten auch wirken mögen, da ist ordentlich viel Leben drin.

Unergründliches Leben. Anzusehen ist dies und noch mehr mit ziemlicher Freude, dingfest zu machen ist nichts. Aber genau dafür sind die Porträtmaler ja da. Gerold Paul

Bis 31. März Sa. bis So. 15 - 17 Uhr sowie Di. 16 - 20 Uhr, Alte Potsdamer Straße 5

Gerold Paul

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