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KulTOUR: Kunstwerke für ein neues Gemeindezentrum

Herrmann Lohrisch vermacht Gemeinde ein Teil seines Werks. Anfang Dezember gibt es eine Auktion

In seinem langjährigen Wohnort Kleinmachnow und darüber hinaus ist Hermann Lohrisch als bildender und angewandter Künstler, als Denkmalpfleger und Kirchenrestaurator bekannt und geschätzt. Popularität vor Ort verschafften ihm mehrere Ausstellungen und sein über das Berufliche weit hinausgehendes Engagement für Kleinmachnows evangelische Kirchengemeinde, von der zweifachen Ehrenbürgerschaft ganz zu schweigen. Nun wird der 2015 gestorbene Künstler mit der Ausstellung „Bilder vom Leben“ im Rathausfoyer geehrt, am 3. Dezember findet außerdem um 17 Uhr eine Auktion statt.

Mit der Auferstehungsgemeinde verband den 1922 geborenen Chemnitzer seit seinem Zuzug 1958 ein sehr inniges Verhältnis. Im Allgäu hatte er ja gelernt, wie man biblische Figuren schnitzt. Mit großem Interesse verfolgte er bis zuletzt, was sich in der Gemeinde alles tat. Besonders die Pläne für den Bau eines neuen Gemeindezentrums schienen sein Innerstes zu berühren, und so verfügte er testamentarisch, dass ein Großteil seines Werks für diesen Zweck verwendet werden solle. Das umfasst vor allem Zeichnungen, aber auch Skulpturen. Die Gemeinde wandte sich mit der Frage, ob man nicht eine Gedächtnisausstellung samt Auktion durchführen könne, an die Kulturabteilung des Bürgerhauses. Das Ja kam schnell, man wusste, wen man da vor sich hatte.

Nun kann alle Welt sehen, was Hermann Lohrisch geschaffen hat und was am 3. Dezember in andere treue Hände kommen könnte. Es handelt sich fast ausschließlich um Zeichnungen, Tuschen und Pastellarbeiten aus den 40er- und 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Schöne Bilder, die nach dem Willen des Künstlers im Geiste realistisch, dem Sinn nach aber nach Schönheit und Tiefe streben. Porträts zum Beispiel, deren Könnerschaft dem Künstler im Besucherbuch noch posthum bescheinigt wird. Zu Recht. Genreszenen als Pastell, der „Pfeifenraucher“, Landschaft, aus wenigen Elementen erdacht, gezeichnete Kopien nach Riemenschneider, Studien des Maya-Erbes werden gezeigt, ebenso wie ein beseeltes Musiker-Trio, das bekannte Wimmelbild „Brandenburgische Kunstlandschaft“, eine Tuschearbeit von 1993 bis 1995. „Der Verzweifelte“, eine Holzskulptur von 1979, macht seinem Titel alle Ehre. Veranstalter ist die Kirchgemeinde, das Rathaus gibt sein Foyer nur dazu. Zur Vernissage, die Bürgermeister Michael Grubert persönlich eröffnete, wurden Auktionslisten zur Ermittlung des Interesses verteilt – mit überwältigendem Ergebnis für die mehr als 50 gezeigten Werke. Der Kleinmachnower Künstler Rainer Ehrt hielt die Laudatio. Hermann Lohrischs letzte Arbeit im hohen Alter übrigens war, fast allegorisch, „Christus am Kreuz“ gewidmet. Als seine Frau starb, half ihm die Gemeinde mit Herz und Seele, diesen Verlust zu verarbeiten, so die Gemeindekirchenratsvorsitzende Cornelia Behm. Er dankte es, wie ein Künstler nur danken kann, eben mit viel Herz, und mit einer zweckgerichteten Schenkung.

Eigentlich, wenn auch posthum, kann es doch gar nicht besser kommen: Die Gemeinde ehrt einen ihrer Meister, eine Ausstellung vermittelt, warum, das Werk bleibt in den Händen der Welt, und auch der Geist der Auferstehung hat etwas davon. Vermutlich. Gerold Paul

Gerold Paul

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