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KulTOUR: Kunst in drei Stufen

Beim Künstlerfest im Z 200 werden neue Werke gezeigt – unser Autor hat bei der Entstehung zugesehen

Kleinmachnow - Die siebente Kunstwoche des Kleinmachnower Vereins „Die Brücke!“ hat sozusagen drei Phasen. Die erste läuft bereits seit dem 10. September in Form einer regulären Ausstellung im „Landarbeiterhaus“ mit Arbeiten von Bettina Lüdicke, Marion Angulanza, Anna Martha Napp und dem Potsdamer Bildhauer und Grafiker Ulf Schüler. Innerhalb der jetzt zu Ende gehenden Woche arbeiten die vier an einem weiteren Werk zur „Ergänzung“ des Vorhandenen, welches bei einem Künstlerfest am heutigen Samstag rechtschaffen präsentiert wird. Teil drei bildet dann das „Gesamtkunstwerk“, zu beäugen bis zum Ersten des Oktobers, im „Z 200“ eben.

Bei einem so gut bedachten Stufenplan schaut man gern schon einmal vorab in die mehr oder weniger überdachten Werkstätten der Kunst. Vielleicht sieht man ja schon „was“. Natürlich sah man am Donnerstagnachmittag schon etwas, die Kunst lief ja nicht müßig! Vor dem Hofeingang hatte sich die Bildhauerin Anna Martha Napp unter einem Partyzelt eingerichtet. Sie war dabei, einen Hund mit grauestem Gips zu modellieren. Seine Haltung unentschieden, es könnte ein Sprung sein, aber auch eine Unterwerfung in Demut.

„Sieht fast monströs aus“, so die Künstlerin, „war aber schon alt, ein ganz lieber!“ Das Besondere: Es ist eine Plastik, in die man quasi hineinschauen soll, ins künstlerische Skelett sozusagen. So war der Hundekörper überall durchbrochen, was den ganz Lieben nun auch nicht sympathischer machte. Eher gruselig, fast wie sein berühmter Artgenosse in Baskerville. In der laufenden Ausstellung findet man diese Durchbrüche auch an weiteren Kleinplastiken. Die gebürtige Wismarerin hat aber auch Bronze-, Steinguss- und Keramikarbeiten mitgebracht, alles figürlich, doch stets gut ästhetisch durchdacht.

Marion Angulanza zeichnet sehr gern, im hiesigen Fall mit Bleistift. Sie kommt gerade aus Norwegen zurück, Arbeitsstipendium. Sie liebt die Natur, will sie schützen, verzichtet dabei aber nicht auf „gehobene“ Effekte: Spiegelungen, raffinierte Schattierungen aus Wald, Feld und Flur. Sonnengespiel. Sie ist hier mit 13 Zeichnungen dabei – darunter nicht nur Lofotisches, auch Werke mit anderen Titeln wie „Hinter Hecken“ oder „Dschungelmotten“.

Bettina Lüdicke nennt ihre Arbeiten pleonastisch „Raumskulpturen“, denn Corpusse ohne Raum kann es nicht geben. Sie arbeitet gerade an einem zarten Geflecht ovaler Form, welches der Wind vorsichtig dreht. „Ich zeichne im Raum“, sagt sie. Benutzt dazu Kupfer- und Messingdraht, um das Opus ganz zuletzt einzuschwärzen. Warum? „Damit sich der Metallglanz nicht so wichtig macht.“ Dass sie eine textilkünstlerische Ausbildung hat, ist nicht zu übersehen.

Nicht zuletzt Ulf Schüler, gerade dabei, einem ganz gewöhnlichen Backstein mit stählernem Bildhauerwerkzeug ein gewisses Haupt abzuringen. In der Ausstellung sind schon dergleichen, Schmalköpfe, irgendwie extraterrestrisch anmutend, und im „Rudel“ fast wie bedrohlich. Sie gucken so ernst. Unter den mehr als 50 Ausstellungsstücken, Plastik, Zeichnung, Skulptur, sind etliche Werke von ihm, Holz- und Bronzearbeiten wie „Widerspruch“, ein „GummiIndianer“ oder zwei Holzreliefs mit dem trefflichen Titel „Ungenaues Bild“.

So der Stand vom Donnerstag. Noch war man beim Hämmern, Knüpfen, Zeichnen und Gipsen. Ein „work in progress“ kann ja auch schon mal seine besten Seiten zeigen. Besucher waren noch nicht da in diesem Moment. Vielleicht wartet das Kleinmachnower Kunstpublikum das Künstlerfest ab, da wird es dann bestimmt so richtig voll, und also richtig gemütlich. Gerold Paul

Das Künstlerfest findet am heutigen Samstag ab 18 Uhr im Landarbeiterhaus, Zehlendorfer Damm 200, Kleinmachnow, statt. Musikkabarettist Michael Krebs gestaltet mit vier Musikern und einem Dichter das Abendprogramm. Die Ausstellung ist noch bis zum 1. Oktober, samstags und sonntags 14 bis 18 Uhr, geöffnet

Gerold Paul

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