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KulTOUR: Ein Besuch der 7. Stahnsdorfer Kunstmeile: Dit looft!

Stahnsdorf - Weite Wege musste am Wochenende keiner gehen, um die 7. Stahnsdorfer Kunstmeile recht gründlich zu erkunden.

Stahnsdorf - Weite Wege musste am Wochenende keiner gehen, um die 7. Stahnsdorfer Kunstmeile recht gründlich zu erkunden. Nur einmal um den Kirchplatz herum, den historischen Ortskern mit der eindrucksvollen Feldsteinkirche, Urstand 13. Jahrhundert. Da war man auch schon in medias res, denn gleich neben ihr sah man am frühen Nachmittag ein Fähnlein aufmerksamen Fußvolks einer Führung lauschen. Hier war der Ortsverein am Werk, erstmals dabei, und so erfuhr man aus erster Hand alles über diesen historischen Ort, samt Friedhof, Gehöften und dem alten Kriegerdenkmal ohne Adler.

Dergestalt präpariert, war es leicht und schön, den Kirchplatz ganz gemütlich zu umrunden und auch ein paar Abstecher zu den „Peripheren“ zu machen, wie im Fall des Ateliers Roland Kreuzer, schon der Gang zu ihm ist ein Abenteuer! Freundlich und gesprächsbereit waren ja alle, das Geben und Nehmen war auf beiden Seiten, bei den Anbietern und Künstlern wie auch beim mehr oder weniger weitgereisten Publikum. Viel kam ja aus Berlin.

Das Konzept der Veranstalter hatte sich auch diesmal voll bewährt, egal ob nun ein Klangerlebnis mit Gong und Sansula präsentiert wurde, angewandte und bildnerische Kunst zuhauf, die Idee vom idealen Kaffeerösten, antikes Zeug zum wohlfeilen Kauf oder eine Lesung der Wahl-Cubanerin Chris Doerk unter ihrer altbekannten Mütze mit dem Stern am Sonnabend. Es war für jeden etwas dabei, für Kunst-Freunde und für jene, die ein Leben ohne diese führen; das geht ja auch. Wenn zum Beispiel im Autohaus Breitenwischer ein schneeweiß gekleideter Mann namens Blanko vom Publikum nach X-Belieben bunt bemalt wird, dann ist das natürlich eine gescheite Verkehrung von Publikum und Künstler.

Gegenüber der Feuerwehr, im Foyer des Hauses „Antik“, stellten die Neuen Kammerspiele Kleinmachnow historische Kinoplakate in Sachen „Herzensbrecher“ oder „Rübezahl“ aus, eine Einladung, selbst welche zu entwerfen. Ob sich jemand getraut hat? Drinnen krächzte ein Uralt-Grammophon lautstark „Das gibt’s nur einmal“, das MP3-Modell von dunnemals. Wer denkt, dass diese Schellack-Platten heute selten seien, wurde schnell eines Besseren belehrt, man bekommt die Originale um’s Eck schon für einen Euro! Malerei war zur „Siebenten“ nicht nur reichlich vertreten, sondern auch mit bedenklichem Qualitätsgefälle. Hier die Anspruchsvollen – da die Eifrigen, vielleicht sollte man beim nächsten Meilen-Stein etwas mehr draufgucken. Besonders geheimnisvoll ein Schwarzzelt gleich neben der Kirche, darinnen es in allen Farben luminierte. UV kann vieles.

Für Speise und Trunk war gesorgt, doch an diesem heißen Tag zumindest Wasser auch mal gratis anzubieten, hätte keinen in den Künstler-Ruin getrieben. Schön indes, dass mit einer fast waschechten Elfe und vielen anderen Offerten der Kinder gedacht wurde. Eiserne Gartenfackeln, ein Riesen-Zwiebelsortiment, auch Musike gab’s rund um den Kirchplatz – flotten Jazz von vier jungen Leuten als Wandelkonzert, das immer Leute anzog.

Junge Damen zogen umher, Fragen zur Meile zu beantworten, oder auch zu stellen. Eine runde Sache am Viereckplatz also, mit ganz eigenem Gesicht! Oder „dit looft einfach!“, wie die lieben Freunde aus Berlin es formulieren würden, wenn man sie ließe. Höchst gescheit: Wes’ Sammeleifer keine der 15 gelb bebannerten Stationen auslassen wollte, hatte eine doch ziemlich lange Meile vor sich. Wohl dem, wer da zu wählen verstand. 

Gerold Paul

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