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KulTOUR: „die Staatskasse soll nichts verlieren ...“

Vortrag über August von Thümen, den einstigen Schlossherrn von Caputh

Schwielowsee - Die Hüter des Schlosses Caputh können wirklich aus dem Vollen schöpfen. Ob nun churfürstlich oder nicht, es gibt so vieles zu erzählen über Vergangenheit, Personen oder Kunst im Hause. Letzten Sonntag erinnerten die Kustorin Petra Reichelt und der Militärhistoriker Ingo Busse, wissenschaftlicher Mitarbeiter auf der Festung Königstein, an einen der berühmtesten „Hausbesitzer“, den Herrn August von Thümen. Dergestalt wollte man zugleich seines 250. Geburtstages am 13. Dezember gedenken, durch die schlossliche Winterpause war das vorher kaum möglich.

Geboren wurde dieser ehrenwerte Mann auf dem Schloss zu Stücken, das seit hundert Jahren nicht mehr existiert. Die Geschichte seiner streng konservativen Familie wäre ein eigenes Kapitel, jedenfalls hatte „unser August“ (Reichelt) fünf Geschwister, die Jüngste war sogar mal mit Hoffmann von Fallersleben verlobt. Familiäre und wirtschaftliche Beziehungen pflegten die Sippe von Potsdam und Berlin bis nach Breslau.

Augusts Leben selbst gilt noch heute als Musterbeispiel einer militärischen Karriere in Preußen. Schon mit elf Jahren wurde er als Gefreiter in das Potsdamer Infanterieregiment des Prinzen von Preußen eingeschrieben, denn auf das Alter hin zählte jedes Dienstjahr bei der Pension. Allein, man hat ihn im gleichen Jahre, 1776, wieder entlassen, er war zu schwach, die Truppenfahne zu tragen. Fünf Jahre später hatte er den Rang eines Secondeleutnants, wo er sich im Selbststudium mehr Wissen aneignete, als viele seiner Altersgenossen.

1778 heiratete er in Potsdam Caroline Luise Fischer, aus dieser Ehe gingen gleichfalls sechs Kinder hervor, meist „unterwegs“ geboren, denn der militärische Dienst bedeutet auch häufigen Umzug: Versetzung im gleichen Jahr nach Ostpreußen, als die erste Tochter geboren wurde, zwei Monate nach der Trauung. 1798 erhielt er das erste Bataillon seines Namens, Füsiliere. Er begleitete die Höchsten an den Hof des Zaren, war an der Niederschlagung des polnischen Aufstandes drei Jahre vorher beteiligt, und fiel seinem Dienstherrn Friedrich Wilhelm III. gleich mehrfach auf, so dass er den „Pour le Merite“ bekam.

In Napoleonischer Zeit focht er an der Seite Blüchers mehr oder weniger erfolgreich, stieg bis zum Generalsrang auf, machte sich 1813 um die Befreiung der Feste Spandau verdient, ohne viel Lob zu bekommen. Mit allen Orden bedacht und trotzdem stets in der zweiten Reihe, erbat er 1820, schon jenseits der Sechzig den Abschied. Er suchte einen Alterssitz, der aber nicht zu viel kosten sollte.

Das Schloss Caputh stand in jenem Jahr zur Versteigerung. Ein Ersuchen (unterschrieben mit „in tiefster Ehrfurcht ersterbe ich ...“) an den König wurde stattgegeben, so dass der Generalleutnant, inzwischen auch Träger des Roten Adlerordens, Schloss und das Domänenvorwerk Caputh sowie Langerwisch in Erbpacht übernahm. Ein Zuschussgeschäft, er hat noch tausend Taler in „Reichspapieren“ („die Staatskasse soll dabei nichts verlieren“) draufgezahlt.

Die Bewirtschaftung blieb erfolglos, nicht mal die Zinsen kamen heraus. Nach seinem Tod 1826 übernahm sein Sohn Wilhelm das Anwesen, es blieb bis 1888 in Familienbesitz. Einige Verschönerungsarbeiten innen und im Park, vor allem die Supraporten mit Schlachtszenen nach Rauchs Blücher-Denkmal im Festsaal, werden August von Thümen zugeschrieben. Er liegt, zusammen mit zehn seiner Ahnen, auf dem nahen Friedhof begraben. Dort führte man die zahlreich erschienenen Besucher nach den beiden Vorträgen hin.

In der nächsten Veranstaltung zum Schloss Caputh am 20. April um 11 Uhr wird der Fliesensaal vorgestellt. Im Anschluss können einige der auf den Fliesen dargestellten Spiele von Kindern und Erwachsenen gespielt werden. Anmeldung unter (033 209) 70 345.

Gerold Paul

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