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Prominenz im einstigen Wohnzimmer. Auch Schauspieler Günter Barton (l.) und Saxophonist Lars Stoermer traten bereits im Kleinmachnower KultRaum auf – mit der szenischen Lesung „Literarischer Spaziergang von Berlin nach Wien“.

© Bettina Fiedler/dpa

Potsdam-Mittelmark: Künstler ganz nah erleben

Die Salon-Atmosphäre im KultRaum schätzen mittlerweile viele Bühnengrößen aus Berlin

Kleinmachnow - Die amerikanisch-berlinerische Entertainerin Gayle Tufts und der Wortlaut-Akrobat Marcus Jeroch traten hier schon auf. In dem früheren Einfamilienhaus am Kapuziner Weg in Kleinmachnow ist die gerade zwei mal drei Meter große Bühne nur Improvisation. Die Tapeten aus grauer Vorzeit hängen noch an den Wänden, ein Vorhang fehlt, nur die Fenster sind neuerdings mit schwarzem Bühnenfilz abgeklebt. Gerade das scheinen sogar bekannte Schauspieler, Sänger und Kabarettisten zu schätzen, die sonst eher nur in Berlin zu sehen sind. „Wir haben uns zu einer Bühne entwickelt, auf der die Künstler gerne etwas ausprobieren“, erzählt Bettina Fiedler vom Verein KultRaum.

Vor allem „die Atmosphäre des dichten Zuschauerraums“ sei für viele etwas Besonderes. Da werde die Reaktion des Publikums pur erlebt. Umgekehrt kommen auch die Zuschauer mit den Künstlern „fast hautnah in Berührung“ – wie eigentlich selten auf den großen Bühnen in der nahen Hauptstadt.

Vor gut drei Jahren ergriffen Kunstbegeisterte aus Kleinmachnow die Initiative, ein neues Kulturangebot im Süden Berlins zu schaffen. Ein Verein wurde gegründet, das leerstehende Haus im Kapuzinerweg entdeckt. Zu den Aufführungen stehen Vereinsmitglieder ehrenamtlich an der Kasse oder schenken Wein und Sekt aus. „Wir sind ein Verein von Kulturbegeisterten und Künstlern, die einfach Spaß haben, Kultur nach Kleinmachnow zu bringen“, erzählt Bettina Fiedler schmunzelnd.

40 Mitglieder zählt die Initiative mittlerweile. Die Künstlergagen werden vom Eintritt bezahlt, maximal 12 Euro. Der Verein lebt von Spenden. Die Aufführungen finden im Wohnzimmer des Häuschens aus den 20er Jahren statt. Die frühere Besitzerin war eine bekannte Drehbuchautorin. Zur ersten Aufführung im April 2009 mussten die Zuschauer ihre eigenen Klappstühle mitbringen. Die Garderobe ist in der ehemaligen Küche untergebracht, das Gästeklo im früheren Badezimmer. Mittlerweile steht auf der Bühne ein Klavier. Wichtig ist den Initiatoren, eine Art Salonatmosphäre zu schaffen.

Das Publikum kommt schon längst nicht nur aus Kleinmachnow. Maximal 90 Zuschauer passen in die kleinen Räume – dann wird es aber schon sehr eng. Auch aus Berlin lockt der KultRaum Zuschauer an – vor allem aus dem nahen Zehlendorf. Neben Berliner Künstlern treten auch Sänger, Schauspieler und Kabarettisten aus der näheren Umgebung auf. „Wir wollen den lokalen Größen eine Bühne bieten“, betont Fiedler. „Spontan und kreativ“ sei die Devise.

In der vergangenen Saison spielte Gayle Tufts ihr „Miss America reloaded“. Die Berliner Sängerin Maria Tomaschke trat mit „gebrauchten Chansons“ auf die Bühne und sang von Kreuzworträtseln, Tigern und der großen Liebe. Die Musiksatiriker Plückhahn und Vogel präsentierten ihr neues Programm „Hart, aber unfair!“ Der Berliner Schauspieler Günter Barton las sein Heinrich-Böll-Programm „Einmischung erwünscht“. Der Kabarettist Holger Paetz empörte sich szenisch mit „Gott hatte Zeit genug“ und der Pantomime und Komiker Gregor Wollny „betrat Fettnäpfchen, die noch nie ein Mensch zuvor betreten hat“.

Regelmäßig lädt der KultRaum auch zu Jazzsessions ein. „Dann können Nachbarn aus der Umgebung mit ihrer Klarinette, Gitarre oder Triangel zum Spielen kommen“, erläutert Fiedler. Für Jugendliche werden immer wieder Ferien-Workshops mit der Jugend Film Akademie angeboten. Im kommenden Jahr wollen die Kulturaktivisten „nochmal richtig Gas geben“. Wer dann da alles auf die Bühne kommt, wird aber noch nicht verraten. Nur wird es das letzte Jahr im Kapuziner Weg sein. Der Verein ist schon auf der Suche nach einem neuen Spielort.

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