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Potsdam-Mittelmark: Kreis prüft eigene Schule

Nach Druck von Eltern und Politikern denkt man in Bad Belzig doch über staatliche Gesamtschule nach

Bad Belzig - Es klingt zwar noch sehr verhalten, dennoch deutet sich an, dass die Kreisverwaltung in Bad Belzig nun doch eine staatliche Gesamtschule in Erwägung zieht. Der Druck der Eltern und auch Politiker aus der Region scheint Wirkung zu zeigen, zuletzt mischte sich auch Bildungsminister Günther Baaske (SPD) in die Diskussion um eine vierte weiterführende Schule ein. Er sieht den Landkreis in der Pflicht, wenn es in der „Boom-Region Teltow mittelfristig einen nachweisbaren Bedarf an einer weiteren Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe gibt“.

Auf Anfrage heißt es jetzt aus dem Presseamt der Kreisverwaltung, „dass derzeit auch nach einem geeigneten Standort gesucht wird“. Auch das Geld für den Kauf eines Grundstücks sowie für bauvorbereitende Maßnahmen sei vorgesehen. Und weiter: „Sollte die Prüfung die Notwendigkeit zur Errichtung einer Gesamtschule ergeben, sind die weiteren finanziellen Mittel für den Bau eines Schulgebäudes und die damit verbundenen Nebenanlagen vorzusehen“, so der Sprecher des Kreises.

Vor gut anderthalb Monaten sah man das in der Kreisverwaltung noch anders: Der für die Schulplanung im Kreis zuständige André Hohmann sagte damals, dass die Lösung mit Hoffbauer nicht nur die günstigste für den Kreis sei – ein eigener Neubau könnte rund 25 Millionen Euro kosten –, sondern auch die Variante, die auf die prognostizierten Schülerzahlen passe. Zwar würden kurzfristig drei zusätzliche Züge benötigt, bis 2030 dauerhaft aber nur ein bis zwei. Das reiche für eine eigene Schule nicht aus. „Wir selber könnten eine solche Schule nicht begründen – das würde uns vom Land nicht genehmigt werden“, sagte Hohmann.

Wie berichtet hatte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) bei einem internen Treffen der Kreisverwaltung mit den Fraktionen des Kreistages im Frühjahr dieses Jahres die Hoffbauer-Stiftung als privaten Schulträger ins Gespräch gebracht. Auf dessen Campus am Schwarzen Weg gebe es genügend Platz, um kurzfristig zum Schuljahr 2017/2018 eine dreizügige Gesamtschule zu errichten. Über eigene Schulpläne sprach er damals noch nicht.

Der Kreis will jetzt offenbar auch seine bisherigen Prognosen nochmals auf Herz und Nieren prüfen, auch weil in der Vergangenheit die tatsächlichen Schülerzahlen weit über denen lagen, die man ursprünglich erwartete. So war zum Beispiel der letzte Schulneubau des Kreises, das Vicco-von-Bühlow-Gymnasium in Stahnsdorf, schon zur Eröffnung zu klein. Auch das Gymnasium in Werder wurde zu klein konzipiert.

Die Eltern aus der Region dürften die neusten Entwicklungen freuen. Sie kämpfen seit Monaten um eine staatliche Schule. Sie betonen, dass sie nichts gegen Hoffbauer als privaten Schulträger hätten, er könne aber nur Ergänzung sein. Die Eltern sollten zumindest die freie Wahl haben. Per Online-Petition trommeln sie für breite Unterstützung: Mittlerweile sind bereits über 1100 Unterzeichner gezählt worden. Die Petition soll noch bis zum 11. September laufen, dann soll sie übergeben werden.

Auch die Landeshauptstadt dürfte die neuen Pläne begrüßen, seit Jahren liegen die Nachbarn im Clinch, wenn es um die aus Mittelmark einpendelnden Schüler geht. Nach der Sommerpause will man in der Region zu dem Thema einen Runden Tisch der drei Kommunen Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf initiieren. Auch in Bad Belzig wollen sich die Mitglieder des Bildungsausschusses erneut dazu beraten. Die Entscheidung trifft am Ende der Kreistag, wann das der Fall sein wird, ist derzeit jedoch noch unklar. es

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