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Nuthetal - hier ist der Ortsteil Rehbrücke zu sehen - will familienfreundlicher werden.

© L. Hannemann

Kommunalwahl 2019: Politiker wollen familienfreundliches Nuthetal

Nuthetal hat immer mehr ältere Bewohner. Die Politik setzt zur anstehenden Kommunalwahl dennoch auf Kinder und Jugendliche.

Von Eva Schmid

Nuthetal - Nahe an Potsdam gelegen und doch so anders: Nuthetal mit seinen sechs Ortsteilen gehört zu Mittelmarks Kommunen, die sich bereits in den kommenden Jahren auf weniger und immer älter werdende Bewohner einstellen müssen. 

Keine andere Kommune rund um Potsdam hat einen so hohen prognostizierten Rückgang an Bewohnern im erwerbsfähigen Alter wie Nuthetal. Bis 2030 wird der Rückgang auf 23,3 Prozent geschätzt, knapp 1400 Einwohner weniger. Gleichzeitig steigt die Zahl der Älteren um knapp 50 Prozent an. Das entspricht fast 900 Senioren.

Nuthetal will familienfreundlich sein

Was bedeutet das für die Gemeinde und ihre Planung in den kommenden Jahren? Mit Blick auf die Wahlprogramme scheint das Jahr 2030 für die zur Wahl stehenden fünf Parteien und zwei Wählergruppen noch weit weg zu sein. Interessant ist auch, dass in vielen Programmen Kinder und Jugendliche an oberster Stelle stehen. Nuthetal will familienfreundlich sein.

So setzt die SPD ihre Prioritäten in den Bereichen Kita und Schule. Sie fordern unter anderem den schnellen Bau einer neuen Kita im Rehgrabengebiet und fordern einen An- oder gar einen Neubau der Grundschule in Bergholz-Rehbrücke. 

SPD will Wünsche von Kindern stärker berücksichtigen

Auch sollten aus Sicht der Sozialdemokraten die Kinder und Jugendlichen in der Gemeinde stärker als bisher mit ihren Wünschen berücksichtigt werden. Das überrascht, denn in Nuthetal werden bereits sogenannte Familienkonferenzen abgehalten – beteiligen dürfen sich daran schon die jüngsten Einwohner. 

Lob für diese Art der Bürgerbeteiligung gab es zuletzt sogar von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD). Auch fordern die Sozialdemokraten den planmäßigen Abbau von Schulden. Recht weit hinten in ihrem langen Wahlprogramm steht der Wohnungsbau. So kann sich die SPD vorstellen, dass derzeit brachliegende Flächen wie das Areal des ehemaligen Motorradclubs beplant werden könnten. Entwickelt werden soll auch endlich das sogenannte Spezialbaugelände nahe des Bahndammes in Bergholz-Rehbrücke. Das Programm der Sozialdemokraten hat in weiten Teilen die Handschrift der Spitzenkandidatin Katrin Krumrey, die sich im Gemeindeparlament als Vorsitzende des Jugend- und Sozialausschusses für Belange von Kindern, Jugendlichen und Senioren eingesetzt hat.

Die Linke will mehr Spielplätze und Jugendtreffs

Auch die Linke stellt in ihrem Programm die jungen Nuthetaler an oberste Stelle. So sollen für die Kinder die Spielplätze ausgebaut werden, Jugendliche sollen mehr Orte bekommen, um ihre Freizeit zu verbringen. Für die Senioren wollen die Linken in allen Ortsteilen ehrenamtliche „Dorfkümmerer“ etablieren, die sich um die Sorgen und Wünsche älterer Menschen kümmern sollen. 

Neben der Schaffung zusätzlicher Kitaplätze soll es mit den Linken auch einen besseren Lärmschutz geben. Zudem wollen die Linken innerorts verdichten, statt zu zersiedeln. Wichtig sei dabei aber, dass das Erscheinungsbild der Ortsteile erhalten bleibe, heißt es im Programm.

"Bürger für Nuthetal" für mehr Kitaplätze

Die Wählergruppe Bürger für Nuthetal will für genügend Plätze in Kita, Krippe, Hort und Schule sorgen. Auch will die Gruppe „Voraussetzungen für ein aktives, erfülltes Leben im Alter schaffen“ - wie, das bleibt offen. Gefordert wird auch eine nachhaltige Haushaltspolitik und eine Stärkung der lokalen Wirtschaft. 

Auch die Bürger für Nuthetal sind wie die Linken für eine behutsame Innenentwicklung. Auf dem Programm der Partei, die auch die Bürgermeisterin stellt, steht zudem ein klares Nein zum Ausbau der Deponie in der Fresdorfer Heide. Und als einzige Gruppierung fordert die Gruppe eine Stärkung der Gemeinde im mit Michendorf gemeinsam geführten Wasser- und Abwasserzweckverband Mittelgraben. Erwartet wird zudem eine faire Kalkulation der Gebühren für Trink- und Schmutzwasser. Mehrere Kandidaten der Wählergruppe kämpfen seit Jahren um mehr Transparenz und Mitsprache im Mittelgraben – oft mit Erfolg.

Grüne wollen bessere Anbindung nach Berlin

Die Grünen wiederum sind gegen die Ausweisung neuer Baugebiete, wollen Grünflächen erhalten. Um Platz für Wohnungen zu schaffen, sollten vielmehr alte Gehöfte zu Mehrfamilienwohnungen umgebaut werden. Wichtig ist ihnen auch eine bessere Anbindung der Gemeinde an Berlin, auch die Ortsteile sollen besser an Potsdam angebunden werden. Die Grünen sind gegen den Ausbau der Deponie. Wichtig ist auch ihre Forderung nach einer besseren Versorgung mit Ärzten in der Gemeinde. So fordert Nuthetal seit Langem einen niedergelassenen Kinderarzt.

CDU setzt auf eine nachhaltige Ortsentwicklung

Mit Schlagworten statt eines Programms überrascht die Nuthetaler CDU. Zu ihren „Kernaussagen“ gehören eine nachhaltige Ortsentwicklung und eine zukunftsorientierte Infrastruktur. Das Ziel der AfD-Kandidatin Dorit Hillmann: „Niemand muss sich verstecken, nur weil er eine demokratisch legitimierte Politik vertritt“.

"Aktiv in Verein" will Vereinsleben fördern

Interessant wird das Abschneiden der erst in diesem Jahr gegründeten Wählergruppe Aktiv in Vereinen. Sie will vor allem das in Nuthetal sehr rege Vereinsleben fördern, einen besseren Lärmschutz für Fahlhorst, Saarmund und Philippsthal erreichen sowie die Gemeindezentren erhalten.

+++ Hintergrund: Die Wahl zur Gemeindevertretung und zu sechs Ortsbeiräten

Zur Kommunalwahl am 26. Mai sind 7596 Nuthetaler aufgerufen, 18 Gemeindevertreter zu wählen. Bereits 1114 Wähler haben Briefwahl beantragt. Bei der Kommunalwahl im Jahr 2014 lag die Wahlbeteiligung bei 56,3 Prozent. Als stärkste Kraft ging die Partei der Bürgermeisterin, die Linke, hervor. Sie erreichte 27,8 Prozent der Stimmen und damit fünf Sitze im Gemeindeparlament. Zweitstärkste Kraft waren die Bürger für Nuthetal mit 19,2 Prozent und vier Sitzen. Dicht gefolgt auf dem dritten Platz landete die SPD mit 18,5 Prozent. 

Interessant ist, dass die Bürger für Nuthetal (BFN) aus dem Stand den zweiten Platz erreichten, sie traten zum ersten Mal bei einer Wahl an. Die Nuthetaler haben in gut einer Woche auch sechs neue Ortsbeiräte zu wählen. Für die SPD in Bergholz-Rehbrücke geht die langjährige Gemeindevertreterin Monika Zeeb ins Rennen, die CDU stellt Gemeindevertreter Volker Traberth auf. Die Linke setzt auf Sybille Hofmann, BFN haben an der Spitze den Gemeindevertreter Matthias Falk. 

Spitzenkandidatin der Grünen ist wie auch für das Gemeindeparlament Sabine Herig. Die Auswahl für den Ortsbeirat in Fahlhorst ist deutlich geringer: Dort tritt nur Aktiv in Vereinen (AiV) mit Stefan Kohlisch an. 

Ähnlich sieht es im kleinen Ortsteil Nudow aus, dort ist die AiV auch mit mehreren Kandidaten vertreten. Die Liste führt Harald Schmid an. BFN stellt in Nudow zumindest einen Kandidaten auf, Christian Gruber. 

In Philippsthal kandidiert die CDU mit Christian Braune an der Spitze, auch die Wählergruppe Philippsthaler Bürger kandidiert mit Bernd-Alois Tenhagen. 

Die Zahl der Kandidaten für den Ortsbeirat in Saarmund ist zwar überschaubar, der Wähler hat dort aber immerhin noch die Möglichkeit, sich zwischen mehreren Parteien und Gruppierungen zu entscheiden. So tritt für die CDU Nicole Behnick an, auf der SPD-Liste steht William Böhm. Der Mann von Bürgermeisterin Ute Hustig, Michael Hustig, kandidiert für die Linken. BFN setzt auf Janette Schwericke. Auch Einzelkandidat Dieter Hinze tritt an. 

In Tremsdorf stellt AiV Angela Schneider auf, die Grünen setzen auf Stefan Wilfried Ratering. Sechs Kandidaten stellt die Liste Feuerwehr Nuthetal auf, die nur in Tremsdorf antritt. An ihrer Spitze steht Lucas Böttcher.

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