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Drei Stunden Training. Im Fitnessstudio im Potsdamer Zentrum Ost trainiert Kathy Syring täglich außer Sonntag.

© Ottmar Winter/PNN

Kokoro-Camp in Kalifornien: So trainiert eine Seddinerin für das Navy-Seal-Camp

Die Seddinerin Kathy Syring will die erste Deutsche werden, die ein kalifornisches Bootcamp übersteht. Die Anforderungen orientieren sich an der Höllenwoche der legendären US-Elitetruppe Navy Seals.

Von Enrico Bellin

Seddin/Potsdam - Als ob sie normale Hanteln spazieren tragen würde, läuft Kathy Syring mit nur leicht errötetem Gesicht. Dabei trägt die Seddinerin am Dienstagvormittag zwei je 28 Kilogramm schwere Gewichte durch das Fitnessstudio in der Potsdamer Lotte-Pulewka-Straße, dazu hat sie noch eine fünf Kilo schwere Weste umgeschnallt. Insgesamt trägt sie elf Kilogramm mehr mit sich herum, als die drahtige 33-Jährige überhaupt wiegt. Kathy Syring trainiert für das Kokoro-Camp, einen 50-stündigen Drill ohne Schlaf mit nur wenig Nahrung im Stil der US-Elitetruppe Navy Seals.

Kathy Syring (33).  
Kathy Syring (33).  

© Ottmar Winter/PNN

„Vor vier Jahren habe ich zuerst gehört, dass es das gibt. Spezialeinheiten wie das KSK oder die Navy Seals haben mich schon immer interessiert, von daher wollte ich da unbedingt dran teilnehmen“, sagt Syring, die knapp zwei Jahre lang Fallschirmjägerin bei der Bundeswehr war und nach einem Sportstudium als Personal Trainer arbeitet. „Ich will zeigen, was möglich ist und was man ohne viel Geld auszugeben für sich und seinen Körper machen kann.“ Steht sie die 50 Stunden durch, wäre sie die erste Deutsche, die das Kokoro-Camp erfolgreich absolviert. Angeleitet wird sie dabei von ihrem 31-jährigen Freund Olaf Henning, auch er ist Personal Trainer. Derzeit wird dafür etwa drei Stunden täglich trainiert.

100 Klimmzüge und Schwimmen in eiskaltem Wasser

Eine typische Übung, die auch beim Kokoro-Camp gefordert wird, sieht dabei so aus: 1,6 Kilometer laufen, 100 Klimmzüge, 200 Liegestütze, 300 Kniebeuge und noch einmal 1,6 Kilometer laufen. Das ganze Programm, nach einem früheren Soldaten der Navy Seals Murph genannt, muss in maximal 75 Minuten absolviert werden. Dazu kommen beim Camp, das vom 18. bis zum 20. Oktober in Kalifornien stattfindet, noch Übungen wie Schwimmen in eiskaltem Wasser.

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„Der Körper schafft alles, nur der Kopf limitiert“, sagt Syring, die schon immer begeisterte Sportlerin war. Zunächst im Ausdauerbereich, vor vier Jahren hat sie dann mit dem Krafttraining angefangen. Auch Olaf Henning ergänzt: „Das mentale Training ist wichtig. Sie muss sich immer wieder vor Augen führen, was auf sie zukommt und dass es schwer werden wird“, so der Sportwissenschaftler, der in Saarmund groß geworden ist. Warum er seine Freundin trainiert und nicht selbst am Camp teilnimmt? Die Vorbereitung, den Drill zu überstehen, wäre für beide nicht zu schaffen, sagen sie übereinstimmend. „Als Sportwissenschaftler ist es aber auch eine Herausforderung, jemanden auf dieses Event vorzubereiten“, so Olaf Henning. Mit Kathy Syring hat er gemeinsam in Michendorf Abitur gemacht, sie lebte damals in Wildenbruch. Richtig kennengelernt hätten sie sich aber erst beim gemeinsamen Sportstudium in Köln. Zusammen sind sie nach Seddin gezogen.

Ihr Trainer ist ihr Lebenspartner Olaf Henning.
Ihr Trainer ist ihr Lebenspartner Olaf Henning.

© Ottmar Winter/PNN

Syring steht jeden Morgen um 3.30 Uhr auf

Dort steht Kathy Syring nun jeden Tag um 3.30 Uhr auf. Als Erstes geht es an die frische Luft, wo sie sich mit bewusstem Atmen auf den Tag vorbereitet. Nach Kaffee und Proteinshake geht es ins Fitnessstudio, anschließend trainiert die Personal Trainerin Kunden oder kümmert sich um Büroarbeit. Dann wird Mittag gegessen, und zwar richtig: Ein typisches Essen bestehe etwa aus 200 Gramm Haferflocken, zwei Bananen, anderem Obst, Nüsse, Nussmus, Brot und Kefir. 3800 Kilokalorien muss sie täglich zu sich nehmen, um wie gewünscht bis Oktober fünf Kilogramm zunehmen zu können. Das ist die doppelte Kalorienmenge, die für Frauen ihres Alters empfohlen wird. „Essen ist tatsächlich eine der größten Herausforderungen“, so Kathy Syring.

Ihr Training soll sich in den kommenden Wochen noch intensivieren. Dann will Olaf seiner Freundin spontane Aufgaben stellen, etwa 25 Minuten in der Liegestütz-Position zu verharren, mit einer Gewichtsweste am Körper. „Auch solche Übungen werden im Kokoro-Camp spontan eingestreut. Und das Team, dass aus etwa zehn Personen besteht, muss sie erledigen. Macht einer schlapp, werden alle bestraft und müssen noch mehr Sport machen“, so Olaf Henning.

Kathy Syring wird auch beim Gewichttragen von Olaf Henning gecoacht.
Kathy Syring wird auch beim Gewichttragen von Olaf Henning gecoacht.

© Ottmar Winter/PNN

Auch im heimischen Drill-Camp darf Syring nicht schlafen

Als Test für das Event in Kalifornien wollen die beiden im Mai ein Wochenende quasi als heimisches Drill-Camp absolvieren. Auch da darf Kathy Syring nicht schlafen, neben verschiedenen Sportübungen – die wie im Camp natürlich mit voller Montur inklusive schwerer Stiefel – wird sie auch ins kalte Wasser des Seddiner Sees springen und schwimmen. Nach einer kurzen Regenerationspause, bei der zumindest die Intensität des Trainings herabgesetzt und vielleicht auch mal zwei Tage lang kein Sport gemacht wird, beginnt dann die Vorbereitung auf das echte Camp.

Der zweitägige Schlafentzug beim Drill sei dabei noch erträglich. Auch sonst schlafe sie im Sommer nie mehr als sechs Stunden. „Schlimmer wäre es, mal zwischendurch einzuschlafen. Dann wird man nicht mehr wach“, so die 33-Jährige.

Hintergrund: Das Kokoro-Camp

Das Camp im kalifornischen Temecula wird von einem früheren Soldaten der Elitetruppe Navy-Seals geleitet. Es ist an die „Hell Week“ der Seals angelehnt, eines der härtesten Trainings der Welt. Dreimal wird das Camp in diesem Jahr angeboten, es dauert jeweils mindestens 50 Stunden. Die Teilnahme kostet laut Veranstalter 2495 US-Dollar. Laut Veranstalter halten nur etwa 30 Prozent aller Teilnehmer das Camp durch. Die Teilnehmer müssen ihre Fitness belegen. Neben dem Murph-Test (siehe Artikel) müssen unter anderem 40 Liegestütze in zwei Minuten erledigt werden. Während des Camps wird Wasser gereicht sowie Energieriegel, viel Nahrung gibt es jedoch nicht. Während des Camps sind Zuschauer nicht erlaubt. Die Teilnehmer dürfen auch nicht eigenständig das Gelände verlassen. Als Coaches sind frühere Mitglieder der Navy Seals sowie Mitglieder der Reserve oder anderer militärischer Einheiten anwesend. Sie dürfen nicht fotografiert werden, Kameras sind nicht erlaubt.

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