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Kloster Lehnin: Gemäuer voller Geschichten

Das Elisabethhaus in Kloster Lehnin wird saniert. Es soll ein zentraler Empfangsort werden.

Kloster Lehnin - Ein Bett, ein Tisch mit Stuhl und ein kleines Schubladenschränkchen: Die Zimmer im Elisabethhaus sind spartanisch eingerichtet. Zuletzt wohnten darin die Schwesterschülerinnen der angrenzenden Krankenpflegeschule, bis vor wenigen Jahrzehnten waren es die Zimmer der Diakonissen des Klosters Lehnin. In den kommenden Monaten sollen aus den bescheidenen Internatskammern nun bequeme Gästezimmer werden – für Besucher, die zu Tagungen oder Fortbildungen anreisen oder einfach um innere Ruhe und Einkehr zu finden. Auch der Rest des Gebäudes wird generalüberholt. So soll ein neuer Empfangsbereich entstehen und der zentrale Veranstaltungssaal auf einen modernen Stand gebracht werden. Am Ende soll das gelb gestrichene Gebäude ein repräsentativer Empfangs- und Beherbergungsbau für das neue „Zentrum Kloster Lehnin“ werden.

Der Unternehmensverbund Evangelisches Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin hatte die Trägerschaft des Klosters 2004 von der Landeskirche übernommen. Seitdem ist das Diakonissenhaus dabei, dort eine zentrale Begegnungs- und Fortbildungsstätte für Gäste aus Kirche, Diakonie und Gesellschaft zu etablieren. Für die Sanierung des Elisabethhauses benötigt der Unternehmensverbund insgesamt 2,46 Millionen Euro. 1,4 Millionen Euro Förderung erhält das Bauprojekt aus Mitteln der Europäischen Union. Kürzlich kamen noch einmal 100 000 Euro vom Landkreis Potsdam-Mittelmark hinzu. Das Diakonissenhaus hofft noch auf eine weitere Förderung von 87 000 Euro durch das Brandenburger Forschungsministerium. Die restlichen 800 000 Euro wird der Unternehmensverbund dann aus eigenen Mitteln bestreiten.

Letzte Sanierung vor 100 Jahren

In den jahrhundertealten Gemäuern rund um das Kloster schlummert so manche Erinnerung. „Alle Pfarrer der Landeskirche absolvieren hier in Kloster Lehnin eine mehrwöchige Ausbildungsstation“, sagt Pfarrer Matthias Blume, der zugleich Theologischer Vorstand des Diakonissenhauses ist. „Es ist darum ein wichtiger Identifikationsort für jeden, der in der Region in einem geistlichen Beruf arbeitet.“ Und nicht nur der Ort prägte die Menschen, auch umgekehrt. Die Diakonissen, die im Elisabethhaus lebten, waren in der Region weithin bekannt und geschätzt, da sie auch in umliegenden Gemeinden Menschen halfen.

In seiner Anfangszeit war das 600 Jahre alte Gebäude eines der vielen Wirtschaftsgebäude des Klosters. „Lange bevor die Diakonissen einzogen, befanden sich eine Scheune, ein Remisengebäude und eine Brauerei im Elisabethhaus“, sagt Stefan Beier, der das benachbarte Klostermuseum leitet. Das einst gotische Gebäude habe im Laufe der Jahrhunderte mehrere Umformungen erhalten, ein barockes Walmdach und Gauben etwa. Im Ersten Weltkrieg habe sich in dem Gebäude zeitweise ein Lazarett befunden, fährt Beier fort. „Kurz nach dem Ersten Weltkrieg wurde dann das Gebäude zum letzten Mal saniert“, so Beier. Es werde also mal wieder Zeit.

„Wir haben vor allem mit Feuchtigkeit zu kämpfen“

„Wir haben vor allem mit Feuchtigkeit zu kämpfen“, so Pfarrer Blume. Seit einigen Wochen sind Fachleute damit beschäftigt, alte Parkettböden und Wandverkleidungen zu entfernen, damit der Rohbau komplett trockengelegt werden kann. Auch die Einrichtung wird an einen modernen Geschmack angepasst werden, so Blume. Die Kronleuchter im Veranstaltungssaal etwa, „die mögen zwar vor 100 Jahren stilprägend gewesen sein, aber nun sind sie zu verschenken“. Nicht zu verschenken hingegen sind das große Gemälde der Klosterkirche, das an einer Wand des Veranstaltungssaals hängt sowie ein massiver Herd im Eingangsbereich, an dem so manches gemeinsame Mahl entstanden sein muss. „Solche alte Handwerkskunst versuchen wir nach Möglichkeit zu erhalten“, so Blume.

Drei Einzel- und 13 Doppelzimmer mit insgesamt 29 Betten für Gäste werden am Ende der Sanierung auf der zweiten Etage des Elisabethhauses angesiedelt sein. Für die Diakonissen und Internatsschülerinnen waren es einst mehr Übernachtungsplätze, da sie sich Dusche und Toiletten teilten. Nun wird jedes zweite frühere Internatszimmer zu einem privaten Badezimmer für den Gast. Auch eine Suite für besonders wichtige – oder anspruchsvolle – Gäste wird es geben.

Struktur des Gebäudes erlaubt Barrierefreiheit nicht in allen Räumen

Das gesamte Gebäude wird zudem barrierefrei zugänglich sein. Kleine Stufen zwischen einst getrennten Gebäudeteilen wie der Brauerei und dem Stallgebäude werden eingeebnet und mehrere Aufzüge werden die Etagen miteinander verbinden. „Die Zimmer kriegen wir leider nicht alle barrierefrei, was an der Struktur des Gebäudes liegt“, so Blume. Teils sei es beispielsweise nicht möglich, Bewegungsradien zu schaffen, die für einen Rollstuhlfahrer ausreichend wären.

Wo sich bis vor 200 Jahren die Brauerei befand, sollen bald ein einladender Empfangsbereich sowie ein per Glaswand abtrennbarer Seminarraum entstehen. Bei der Sanierung solle von der historischen Architektur so viel wie möglich aufgegriffen werden, sagt Blume.

Unklar ist noch, welche Namen die Gästezimmer einmal tragen sollen – im angrenzenden Schulgebäude ist jeder Raum nach einem bekannten Geistlichen benannt, der einmal in Kloster Lehnin gewirkt hat. „Das wollen wir hier auch gern aufgreifen, wissen aber noch nicht wie“, so Blume.

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