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Kleinmachnow: Zweifel am Straßenausbau

Kritik von Anwohnern der Sommerfeldsiedlung: „Unverschämtheit“, quittierten einige Besucher die Summen, mit denen Anwohner für das Vorhaben zur Kasse gebeten werden sollen.

Kleinmachnow - Debatten zum Thema Straßenausbau werden schnell emotional, denn Anwohner werden bei solchen Vorhaben zur Kasse gebeten. So schreibt es das brandenburgische Kommunalabgabengesetz vor. Für Bürger der Kleinmachnower Sommerfeldsiedlung sind das mit einem Anteil von 60 Prozent durchschnittlich 7000 Euro für ein 600 Quadratmeter großes Grundstück, so die vorläufige Kalkulation, die am Dienstagabend im Bürgersaal von der Verwaltung vorgestellt wurde. „Unverschämtheit“, quittierten einige Besucher die Summen.

Das große Interesse an dieser dritten Bürgerwerkstatt, moderiert vom Architekten Heinz Nagler, war am Andrang erkennbar, etliche Besucher mussten stehen. Zwar geht es der Initiative Sommerfeldsiedlung, die den Bürgerdialog in Gang gebracht hat, vorrangig um den Charakter der Siedlung, deren Straßenbild erhalten bleiben soll. Aber die Wortgefechte offenbarten auch, dass vielen Anwohnern in erster Linie der Griff in ihr Portmonee gegen den Strich geht.

Streitpunkte sind vor allem die geplanten Parkbuchten und die neuen Beleuchtungen. So wurden für die Straße Am Brodberg Varianten von minimal 13 bis maximal 38 Parkplätzen vorgesehen. Verärgert sind über diese Parkplätze besonders Anwohner, die ihre Fahrzeuge auf dem eigenen Grundstück abstellen und sich nun genötigt sehen, den Parkplatz für andere mitzufinanzieren. Die Gemeinde solle hier nach dem Verursacherprinzip handeln, forderten sie.

Die Parkplatzdebatte sorgt bereits seit mehr als 20 Jahren für Unfrieden in der Siedlung. Klagen einiger Anwohner von der Straße Am Brodberg, die ihre Grundstücke nicht verlassen können, weil die Einfahrt von Nachbarn zugeparkt ist, kennt inzwischen auch Bürgermeister Michael Grubert (SPD), der nun die Parkbuchten als Lösung vorschlägt. Doch Max Steinacker von der Bürgerinitiative hielt dagegen: Eine Umfrage, an der rund 45 Prozent der Anwohner teilnahmen, habe solche Probleme nicht zutage befördert. Auch das Problem der Barrierefreiheit sei nicht realistisch, weil sich ein großer Anteil der älteren Anwohner gegen die Sanierung der Straße ausgesprochen habe. „Hier werden uns Probleme eingeredet, die gar nicht da sind“, sagt Steinacker. Auch den Aspekt der Sicherheit durch Beleuchtung hält er für eine Erfindung.

Zudem musste sich Grubert anhören, dass die Gemeinde in den letzten Jahren für die Instandhaltung der Straßen wenig getan habe. Die jährliche Summe von 30 000 Euro sei zu wenig, befand Alexander Bertsch. Er hatte als Architekt 2002 die Gestaltungssatzung für die Siedlung erarbeitet und plädierte für gebietscharakterwahrende Baumaßnahmen, zu denen eine Betondecke für die Fahrbahn und eine wassergebundene Decke für Gehwege gehöre. Nicht nur er beanstandete zudem die ungenügende Sorgfalt der Wasserbetriebe beim Rohreverlegen. „Da wurde beispielsweise in der Straße Feldfichten zu halbherzig gebaut und den Gehwegen sehr geschadet“, so Bertsch.

Aus Sicht der Verwaltung ist eine Instandsetzung der Straßen nicht mehr möglich. „Auch die doppelte Summe für Instandhaltung hätte die Straßen nicht anders aussehen lassen. Nach 85 Jahren sind die verschlissen“, so Grubert. Eine Anwohnerin kritisierte zudem die fehlende Regenentwässerung. Keller würden regelmäßig von den Niederschlägen geflutet. Grubert: „Da werden wir uns Gedanken machen müssen, ob wir eine Entwässerung über die Oberflächen hinbekommen.“ 

Kirsten Graulich

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