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Kleinmachnow: Zuspruch für Stammbahn sinkt

Kleinmachnower Fraktionen positionieren sich stattdessen für S-Bahn nach Stahnsdorf

Kleinmachnow - Lange hieß es, Kleinmachnow stehe geschlossen hinter der Idee, die an der Gemeinde vorbeiführende Stammbahn-Trasse zu reaktivieren. So sollte die Region wieder einen Bahnanschluss bekommen. Am heutigen Donnerstagabend stehen die Pläne erneut im Fokus der Gemeindevertreter. Doch die aktuelle Diskussion zeigt: Der Zuspruch sinkt.

Während Bürgermeister Michael Grubert (SPD) den vor zwei Jahren in der Gemeindevertretung gefassten Beschluss pro Reaktivierung der Berlin-Potsdamer Bahnstrecke mit einem weiteren untermauern will, haben sich CDU, FDP und teilweise die BIK gegen die Pläne positioniert. Sie erachten den geplanten Wiederaufbau der seit 1945 unterbrochenen Eisenbahnverbindung als Regional- und Fernbahnstrecke „als nicht sinnvoll“ und sprechen sich stattdessen für eine Verlängerung der S-Bahn-Linie 25 von Teltow bis nach Stahnsdorf aus. Perspektivisch bleibe auch der Ringschluss nach Wannsee über die stillgelegte Friedhofsbahn eine Option, heißt es dazu in einer Presseerklärung der Kleinmachnower CDU.

Bereits im Hauptausschuss hatten die drei Fraktionen den Antrag des Kleinmachnower Bürgermeisters abgelehnt, der ihm Rückendeckung für das weitere Vorgehen geben soll. Michael Grubert will sich danach weiterhin aktiv dafür einsetzen, dass die Planungen für die Wiederbelebung der erstmals 1838 eröffneten Eisenbahnstrecke zügig angegangen werden. Die Länder Brandenburg und Berlin hatten sich mit der Deutschen Bahn im Oktober 2017 darauf verständigt. Grund sei, dass die Kapazität der Regionalzüge auf der Achse Potsdam–Berlin die Belastungsgrenze erreicht habe, die Nachfrage aufgrund des weiteren Wachstums in der Region aber zunehme.

Kleinmachnows Gemeindevertreter hatten bereits im April 2016 auf Antrag der Grünen beschlossen, die Pläne für eine Reaktivierung der von Potsdam über Kleinmachnow, Zehlendorf, Steglitz und Schöneberg zum Berliner Hauptbahnhof führenden Trasse zu unterstützen. Inzwischen wurde dieser Antrag durch einige Bedingungen ergänzt. Demnach soll sich der Bürgermeister in weiteren Gesprächen auch für einen angemessenen Lärmschutz, ausreichend Überquerungen der Trasse als auch zwei Haltepunkte im Europaparc Dreilinden und Düppel/Kleinmachnow einsetzen. Auch der Schutz vor elektromagnetischen Feldern, die durch die elektrische Bahn entstünden, soll dabei eine herausragende Rolle spielen, so BIK-Mitglied Katharina Storch, die dieses Anliegen im Umweltausschuss auf die Tagesordnung und in den Antrag brachte. Entgegen ihrem Fraktionskollegen Roland Templin will sie für die Stammbahn stimmen. „Wir müssen über den Tellerrand schauen und dürfen nicht egoistische Einzelinteressen verfolgen“, erklärte sie.

Eine Regional- und Fernbahn auf der Stammbahntrasse würde der Region nur Nachteile bringen, sagt indes Mirna Richel, Vorsitzende des Kleinmachnower Gemeindeverbandes der CDU. So sei unsicher, ob überhaupt Haltepunkte in Kleinmachnow realisiert würden. Die frühere Haltestelle am Düppel etwa liege auf Berliner Stadtgebiet. Es erscheine abwegig, dass die Hauptstadt einen Bahnhof finanziere, der hauptsächlich von Brandenburgern genutzt werde. Auch fehlten Flächen für Park-and-ride-Angebote. Da die meisten Bewohner des Umlandes in die südlichen Berliner Bezirke pendeln würden, entspräche eine S-Bahn-Anbindung eher den Mobilitätsbedürfnissen.

Zudem verwies Richel auf die baulichen Voraussetzungen einer Regionalbahnstrecke. Um den Höhenunterschied auszugleichen, wäre es etwa notwendig, in Kleinmachnow einen hohen Damm zu errichten. „Pikanterweise weitgehend entlang des ehemaligen Mauerstreifens“, sagte sie. Auch sei die beabsichtigte Trasse inzwischen dicht mit Wohnungen bebaut. Auch von einigen Bewohnern waren die Pläne, die Stammbahn als mögliche Regionalbahntrasse zu beleben, zuletzt kritisiert worden. Sie fürchten, dass auf der Strecke über kurz oder lang auch Güterzüge fahren könnten. Bahnexperten schließen das aber aus (PNN berichteten).

Am heutigen Abend wollen sich zudem einige Elternvertreter in der Gemeindevertretersitzung einfinden. Sie seien weder gegen noch für die Stammbahn, sagt Stefan Kolb, Elternsprecher der Kleinmachnower Eigenherd-Grundschule. Jedoch müsse der Bürgermeister erklären, warum er so vehement nur die eine Option verfolgt. Eine Umfrage unter den Fraktionen hätte ergeben, dass für alle auch eine Verlängerung der S25 von Teltow nach Stahnsdorf eine Alternative sei, nur für die SPD und Linke nicht, so Kolb.

Kleinmachnows Bürgermeister sieht die Stammbahn indes nicht in Konkurrenz zu anderen Schienenverkehrsvorhaben. Sie ergänzen sich, heißt es in seinem Antrag. Zudem werde die Verlängerung der S-Bahn laut Entwurf des Brandenburger Landesnahverkehrsplans 2018 „perspektivisch geprüft“.

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