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Kleinmachnow: Wie Wissen schützt

Schüler informieren sich bei IT-Unternehmen Netfox in Kleinmachnow über Berufsfelder und Tücken im Netz.

Kleinmachnow - Eine Datei, platziert in der Mitte eines Monitors. Ulf Marxen fährt mit dem Mauszeiger heran, zögert kurz, dann klickt er drauf. In Sekundenschnelle hat die Datei den Rechner infiziert und die komplette Festplatte verschlüsselt. Keine Chance für den PC-Besitzer, sein geliebtes Gerät weiter zu benutzen. Durch die Implementierung sogenannter Ransomware, einer besonders bösartigen Variante eines hochentwickelten, im Hintergrund ablaufenden Computerprogramms, ist der Zugang gesperrt. „Auch ein Neustart hilft nicht“, sagt der IT-Fachmann. Für die Freigabe des Schlüssels verlangen die Angreifer aus dem Netz derzeit um die 250 bis 280 Euro. Insgesamt verdienen Betrüger auf diese Weise viel Geld. Mitunter Millionen.

Vor Marxen sitzen neun interessierte Schüler der Maxim-Gorki-Gesamtschule aus Kleinmachnow, die dem IT-Experten an den Lippen hängen. Ulf Marxen ist Fachinformatiker für Systemintegration beim im Europarc Dreilinden ansässigen IT-Dienstleister Netfox, der im mittlerweile vierten Jahr interessierten Jugendlichen die Welt der Informatik beim Berufspraxistag näherbringt. „Die IT-Technik entwickelt sich rasant weiter, sei es in Bezug auf die Technik, die Kommunikation oder auch die Berufsfelder“, sagt Netfox-Vorstand Ortwin Wohlrab. Mit dem Berufspraxistag, der in Kooperation mit dem Industriemuseum Teltow stattfindet, wolle das Unternehmen potenzielle Auszubildende ansprechen, vor allem aber auch zeigen, dass IT und Internet umfangreiche Themen sind, die auch Spaß machen können.

An praxisnahen Beispielen führt Fachmann Marxen auf, welche Gefahren heute im Netz lauern und wie sich Handy-, Laptop- und PC-Nutzer schützen können, etwa durch regelmäßige Aktualisierung der Software oder Anti-Viren-Programme. Während die Sicherheit im Netz durch neue Programme weiter wachse, nehme auch die Zahl der schädlichen Viren, Würmer und Trojaner weiter zu, zudem würden auch die Angreifer in ihren Entwicklungen immer intelligenter.

Ein umfassendes Wissen helfe, sich vor unliebsamen Attacken zu schützen, zudem werden mehr Menschen gebraucht, die den Schritt in ein solch technisches Studium wagen, um Unternehmen zu verteidigen oder ihr Wissen zu verbreiten. „Nicht immer reicht es, den Stecker zu ziehen, wenn das Internet mal nicht funktioniert“, erklärt Marxen. Von der Realschule hat er den Sprung ins IT-Unternehmen geschafft, besuchte die Fachoberschule Informatik, durchlief diverse Praktika und startete dann in die Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration.

Netfox hofft, dass auch der eine oder andere Teilnehmer des jüngsten Berufspraxistages später den Einstieg in die Branche findet. Interessierte Fachkräfte zu finden, sei schwer. „In diesem Jahr ist es uns bisher nicht gelungen, die ausgeschriebene Ausbildungsstelle als Fachinformatiker für Systemintegration zu besetzen“, sagt Pressesprecherin Tatjana Kassilova. Zum einen liege das am generell fehlenden Interesse an diesem Bereich, zum anderen an der Qualität der Bewerber.

Die Ansprüche, die Netfox an die Auszubildenden in der IT stelle, seien hoch. Neben einem gut abgeschlossenen Abitur in Mathe, Informatik und Deutsch mit mindestens der Note 2 seien Vorerfahrungen wie kleinere IT-Projekte in Schul-AGs oder im privaten Umfeld von Vorteil. „Wir streben an, unsere Bewerber im Anschluss an die Ausbildung zu übernehmen“, so Kassilova. Daher achte das Unternehmen bei den Bewerbungsgesprächen auch auf eine hohe Sozialkompetenz und Dienstleistungsorientierung. Doch geht es bei Netfox nicht ausschließlich nur um die Informatik. Auch das zu zeigen, sei dem Unternehmen ein Anliegen, so Kassilova. Zurzeit bilde das IT-Systemhaus auch zwei Kauffrauen für Büromanagement aus. S. Schuster

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