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Kleinmachnow: Stahnsdorfer Damm bleibt Radweg

Steglitz-Zehlendorf lehnt Busverkehr zwischen Europarc und Wannsee ab. Auch in Kleinmachnow findet der Plan keine Mehrheit.

Von Enrico Bellin

Kleinmachnow - Mit dem Elektrobus in wenigen Minuten vom Europarc Dreilinden über den Stahnsdorfer Damm zum Bahnhof Wannsee. Was jüngst Ministerpräsident Dietmar Woidke, Landrat Wolfgang Blasig und Bürgermeister Michael Grubert (alle SPD) bei einem Termin im Europarc als schnellstmögliche Verbesserung der Verkehrsanbindung des Gewerbegebietes forderten, wird so wohl nicht realisiert. Das geht aus einer Antwort der zuständigen Berliner Bezirksstadträtin Christa Markl-Vieto (Grüne) auf eine Anfrage der PNN hervor.

Bislang kann der Stahnsdorfer Damm zwischen Kleinmachnow und Wannsee nur von Radlern und Fußgängern genutzt werden. Auf Wunsch der Brandenburger Politiker soll dort eine schnelle Verkehrsanbindung für die mehreren Tausend Mitarbeiter des Europarcs nach Wannsee entstehen, zumal in den kommenden Jahren weitere 1 500 Arbeitsplätze auf dem Areal entstehen sollen. Woidke hatte beim Vor-Ort-Termin vor der Landratswahl im Oktober angekündigt, sich für die neue Busverbindung einzusetzen.

Auf Kleinmachnower Seite ist der Stahnsdorfer Damm nur als Radweg gebaut. Auf Berliner Seite hat er normale Straßenbreite, darf aber nur noch von Radfahrern und Fußgängern genutzt werden. Als Straße wurde er 1997 entwidmet. Die Befestigung des Dammes für den Busverkehr würde in Berlin erhebliche Maßnahmen nach sich ziehen, sagt Markl-Vieto, die als Stadträtin sowohl für Tiefbau als auch für Umwelt zuständig ist. „Es handelt sich um eine Strecke durch den Wald, der der Erholung dienen soll“, so die Stadträtin. Die Verträglichkeit von Fußgänger- und Radverkehr sowie Busverkehr sei auf der Strecke nur „bedingt gegeben“.

Markl-Vieto hält zudem die verkehrliche Anbindung des Europarcs über die Autobahn 115 an den Bahnhof Wannsee durch die Buslinie 620 für sehr gut gewährleistet. Der Bus verkehrt alle 20 Minuten, die Fahrzeit zwischen dem Europarc und Wannsee beträgt laut Fahrplan sieben Minuten. Im Kleinmachnower Rathaus geht man davon aus, dass die kürzere Strecke des Busses über den Stahnsdorfer Damm die Fahrzeit noch einmal halbieren würde. „Allerdings wäre die Verbindung – anders als die Autobahn – staufrei“, so Rathaussprecherin Martina Bellack.

Schon 1999 wollten Gemeinde und Europarc-Betreiber den Stahnsdorfer Damm auf eigener Seite für den Autoverkehr ausbauen, mit den Arbeiten wurde sogar begonnen – obwohl es kein Einverständnis aus Berlin gab und die Straße dort schon entwidmet war. Der Berliner Bezirk hatte daraufhin ein Veto eingelegt, die Bauarbeiten mussten abgebrochen werden. Die Kosten für den Ausbau wurden Bellack zufolge damals auf 1,1 Millionen Euro geschätzt, wovon 800 000 Euro Fördermittel in Aussicht gestanden hätten. Die Gemeinde wollte durch absenkbare Poller verhindern, dass die Straße neben Bussen auch von Autos benutzt wird. 2003 kam Bellack zufolge die Idee einer Verbindung durch Elektrobusse noch einmal auf, die aber mangels Akzeptanz ein Jahr später wieder ad acta gelegt worden sei. Auch heute sei die Mehrheit der Gemeindevertreter gegen das Projekt.

Unter anderem begründet der Gemeindevertreter Walter Haase (SPD/PRO), ehemaliger Präsident des Landesumweltamtes, seine ablehnende Haltung damit, dass für eine Bustrasse viele jahrzehntealte Bäume gefällt werden müssten. „Wer ein aktuelles Beispiel für Wachstum ohne den Blick auf ein nachhaltiges Vorgehen sucht, findet es hier“, so Haase. Außerdem hätte das Management des Europarcs zu keiner Zeit eine hinreichende Begründung vermittelt, warum der derzeitige Bus nicht ausreicht. Der nun vorhandene Radweg hingegen sei so attraktiv wie kaum ein anderer in der Umgebung. „Und er entspricht genau den Vorstellungen der Berliner Seite, den Umstieg auf das Fahrrad auf breiter Ebene voranzubringen“, so Haase.

Dass die Unternehmen im Europarc wegen der schlechten Anbindung Probleme haben, Personal zu finden, beschreibt etwa Nikolaus Lindner von Ebay, dem größten Arbeitgeber vor Ort. „Bei Vorstellungsgesprächen wird die Entfernung zu Berlin oft als Hindernis angegeben, IT-Mitarbeiter können sich ihren Arbeitsplatz aussuchen“, so Lindner gegenüber den PNN. Zusätzlich zum Linienbus setze Ebay selbst deshalb schon eigene Shuttles zur Hauptverkehrszeit ein. Auch Robert Kuba, Geschäftsführer des Lasertechnologieherstellers Highyag im Europarc, beklagt, dass der Trend gerade bei seinen Mitarbeitern vom Auto weg geht, man für den Standort jedoch eines benötige.

Auch die Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB) hält eine bessere Anbindung des Europarcs für wichtig, um mehr Fachkräfte für die Unternehmen gewinnen zu können. „Die Notwendigkeit ist unumstritten“, sagt Pressesprecher Alexander Gallrein den PNN. Ob die Anbindung aber durch den Elektrobus oder eine Bahnverbindung kommen soll, könne die ZAB nicht einschätzen. Man müsse abwarten, bis zum Jahresende die Untersuchung der Landesregierung zur möglichen Reaktivierung der Stammbahn zwischen Potsdam, dem Europarc und Zehlendorf vorliegt.

Auch die Berliner Stadträtin Christa Markl-Vieto hält die Anbindung durch die Stammbahn für „wünschenswert“. Der Bezirk setzt sich seit Langem für einen Wiederaufbau der Bahn ein, da man sich in Steglitz-Zehlendorf dadurch auch eine Entlastung vom Autoverkehr erhofft.

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