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Kleinmachnow: Spenden für ein Wiedersehen

Pauline Staroske aus Kleinmachnow und Shreya Udayakumar aus Indien wurden über das Internet Freundinnen. Nun sammeln sie Geld für einen gemeinsamen Traum.

Kleinmachnow - Die unzähligen Poster im Zimmer der 17-jährigen Pauline Staroske lassen keinen Zweifel daran, für welche Musiker ihr Herz schlägt: Chris Martin, Jonny Buckland, Will Champion und Guy Berryman. Das sind die vier Mitglieder der britischen Band Coldplay. Die Leidenschaft für ihre Idole teilt sie allerdings nicht etwa mit ihren Kleinmachnower Mitschülerinnen, sondern mit der 23-jährigen Shreya Udayakumar, die rund 8000 Kilometer entfernt in der indischen Stadt Bangalore lebt.

Shreya und Pauline lernten sich vor zwei Jahren über das soziale Netzwerk Instagram kennen. Pauline hatte dort ein Foto von einem Coldplay-Konzert veröffentlicht, das sie zuvor in Berlin besucht hatte. Shreya schrieb einen Kommentar zu dem Bild und schon waren die beiden jungen Frauen mitten im Gespräch über ihre Lieblingsband. Seitdem schreiben sie sich regelmäßig Nachrichten und telefonieren sogar einmal im Monat über Skype miteinander. Inzwischen geht es dabei längst auch um andere Themen: Wie war es in der Schule oder – in Shreyas Fall – auf der Arbeit? Wie geht es den Freunden, der Familie? Nun haben die beiden eine Spendenkampagne ins Leben gerufen, um sich ihren großen Traum zu erfüllen: gemeinsam ein Konzert ihrer Lieblingsband in deren Heimatstadt London zu besuchen. 

1700 Euro werden benötigt

Über das Crowdfunding-Netzwerk „Go Fund Me“ haben die beiden Freundinnen innerhalb von drei Wochen bereits über 800 Euro an Spenden gesammelt. „Wir haben ausgerechnet, dass es 1700 Euro kosten würde, damit Shreya per Direktflug nach London reisen und wir dort eine Woche in einem Hostel wohnen könnten“, sagt Pauline Staroske. Ein Teil des bisher gespendeten Betrags stamme von ihren Großeltern, räumt die Abiturientin ein. Ein paar Freunde von Shreya hätten ebenfalls kleinere Beträge beigesteuert. Aber auch viele andere Coldplay-Fans aus der ganzen Welt hätte die Idee der beiden jungen Frauen offenbar überzeugt. „Ich finde es toll, dass Leute uns unterstützen, die uns persönlich gar nicht kennen“, sagt Pauline Staroske. 

Anders als bei anderen Crowdfunding-Plattformen, wie etwa der deutschen Internetseite Startnext, bekommen die Spender auf „Go Fund Me“ keine Gegenleistung für ihren finanziellen Einsatz. Spender finden sich auf der Plattform für ganz unterschiedliche persönliche Vorhaben. In den USA nutzen einige Jugendliche sie etwa, um sich die teuren Studiengebühren an amerikanischen Universitäten finanzieren zu lassen. Teilweise sammeln Menschen auch Spenden für die medizinische Behandlung schwerkranker Angehöriger. „Es gibt aber auch viele, die Geld für eine besondere Reise sammeln“, erklärt Pauline Staroske.

Die Abiturientin verbindet die Spendenkampagne mit einem Schulprojekt. In ihrem Seminarkurs „Studien- und Berufswahl“ entschied sie sich, eine Facharbeit über Crowdfunding-Firmen zu schreiben. Ihre eigene Kampagne dient ihr dafür als praktisches Beispiel. Durch das Spendenprojekt habe sie sich mit vielen Themen beschäftigen müssen, mit denen sie vorher nie etwas zu tun gehabt habe, sagt die 17-Jährige: „Urheberrecht zum Beispiel oder ab wie viel Euro man einen Gewinn versteuern muss.“

Die Freundschaft hilft beim Englischlernen

Um die Kampagne zu planen, schrieben Pauline und Shreya sich über ein halbes Jahr täglich mehrere Nachrichten und telefonierten noch häufiger per Skype als sonst. Unter anderem bastelten sie aus Fotos und selbst aufgenommenen Videosequenzen einen Kurzfilm über ihre Freundschaft, der potenzielle Spender überzeugen soll. „Ich merke, dass ich mich im Englischunterricht durch den Kontakt mit Shreya inzwischen auch viel mehr traue, mich zu melden“, sagt Pauline Staroske. „Ich weiß ja jetzt, dass man mich tatsächlich versteht.“ Noch etwa zwei Wochen lang läuft die Crowdfunding-Aktion. Sollte bis dahin nicht genug Geld für die geplante Londonreise zusammengekommen sein, gebe es noch einen Plan B, sagt Pauline: „Dann kommt Shreya eben zu uns nach Kleinmachnow.“

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