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Hereinspaziert. Kleinmachnow hat das alte Gemeindehaus gekauft. Bald soll es von Vereinen und Projekten temporär genutzt werden, bis man sich auf eine Nutzung geeinigt hat.

© M. Thomas

Kleinmachnow: Kultur auf engem Raum

In Kleinmachnow wird bald entschieden, welche Vereine und Initiativen mehr Platz bekommen sollen.

Von Eva Schmid

Kleinmachnow - Die Aktenordner, Aufsteller und Plakate sind in mehreren Kellern eingemottet. Die Arbeit geht weiter, wenn auch unter schwierigen Umständen. Seit Monaten trifft sich die Kleinmachnower Arbeitsgruppe Stolpersteine an unterschiedlichen Orten. Aus ihrem bisherigen Domizil, einem Haus im Privatbesitz, welches die Nazis als „Judensammelstelle“ bezeichneten, mussten sie ausziehen. Jetzt warten sie darauf, in das Gemeindehaus im Jägerstieg einzuziehen, das der Gemeinde nun gehört – ein Wunsch, den derzeit viele Kleinmachnower Vereine und Initiativen haben.

Kleinmachnow, ein Ort mit viel Kultur und wenig Platz. Um Räume im denkmalgeschützten Gebäude hat sich auch der Heimat- und Kulturverein und die Initiative für ein Heimatmuseum beworben. Dann sind da noch die Aktionskünstler von protolab und die Kulturwerkstatt Kukuwe – auch sie würden gerne mehr Platz haben, gern im Jägerstieg.

Seit Frühjahr dieses Jahres hat die Evangelische Gemeinde ihre neue Kirche im Alten Dorf am Zehlendorfer Damm bezogen und damit den Weg für ein neues Kleinmachnower Kulturhaus freigegeben. Das sanierungsbedürftige Gebäude im Jägerstieg hat Kleinmachnow für rund 750 000 Euro gekauft. Es soll um- und ausgebaut werden. Doch wer wie viel Platz bekommt und wer überhaupt einziehen darf, das ist ein heikles Thema.

Wie heikel, zeigt der Vorstoß des Kleinmachnower Bürgermeisters Michael Grubert (SPD), der vergangenes Jahr versuchte, die Kulturprojekte in seiner Gemeinde zu befriedigen. Er stellte unter dem Titel „Grünes Band der Kultur und Vereine“ ein Arbeitspapier vor, in dem er Interessenten und verfügbare Immobilien auflistete und vorschlug, wer wo was nutzen könne. Gruberts Vorlage wurde vom Gemeinderat abgelehnt, es sei zu sehr festgelegt, wer wohin dürfe, so die Kritiker. Der Versuch, den Patt mit der Kultur zu lösen, scheiterte – vorerst.

Eine Arbeitsgruppe aus Bürgermeister, Verwaltungsmitarbeitern, Gemeindevertretern und einem sachkundigen Einwohner hat daraufhin begonnen, zu vermitteln. In wenigen Wochen soll ein neues Nutzungskonzept vorliegen. Und zwar nicht nur für den Jägerstieg, sondern auch für den Kleinmachnower Bauhof, der langfristig aus der Straße Am Bannwald ausziehen soll. Die Gruppe habe mit allen Beteiligten oder immerhin den größten Projekten gesprochen, heißt es vonseiten der Gemeindevertreter. Zum Stand will sich aber niemand öffentlich äußern. Das Eisen sei zu heiß, die Diskussionen im Ort zu heftig, als das Unausgegorenes heraussickern dürfe. Nur so viel scheint derzeit klar: Schon nach den Sommerferien könnte es mit einer temporären Nutzung losgehen, „wahrscheinlich mit den Protagonisten, die ins künftige Konzept passen“, heißt es aus dem Rathaus. Alle unter ein Dach zu bringen, scheint keine leichte Aufgabe zu sein.

Man sehe sich nicht als Konkurrenz, betonte der Vorsitzende des Heimat- und Kulturvereins, Axel Müller. Sein Verein hat erst jüngst seinen Namen um das Wörtchen Kultur ergänzt. „Unsere Mitglieder sind alle über 65 Jahre, wir brauchen aber auch junge Köpfe, die das Material des Ortes aufbereiten“, so Müller. Was wohl die Museumsinitiative dazu sagt? Müller ist selbst Teil des Mitmachprojektes, das zuvor in der Karl-Marx-Straße erfolgreich erste Schritte für ein Museum von Kleinmachnowern für Kleinmachnower vorbereitete. Auch die Museumsinitiative ist auf gegenseitiges Verständnis aus, mahnt jedoch, dass Investitionen nicht alleine in Räume fließen sollten. Wer ein Museum wolle, brauche auch Geld für ein professionell arbeitendes Museumsteam.

Die Stolpersteingruppe indes ist sich sicher ihre Aktenordner bald wieder hervorholen zu können. Sie wollen sich den Jägerstieg mit anderen Gruppen teilen. Bis es soweit ist, wird im Wohnzimmer recherchiert. Ihr nächstes Projekt: Flucht routen von Menschen, die aus Kleinmachnow vor den Nationalsozialisten fliehen mussten. „Da stößt man auf Fluchtrouten, die man von heute kennt und merkt, dass das Drama der Menschen noch immer das gleiche ist“, so Gruppenmitglied Martin Bindemann.

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