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Verkehr soll beruhigter fahren. Für das Ortszentrum an der Förster-Funke-Allee in Kleinmachnow wird derzeit ein neues Grundkonzept vom Verkehrsplaner erarbeitet.

© Thilo Rückeis

Kleinmachnow: Für mehr Ruhe am Rathaus

Verkehrsplaner soll Konzept für Kleinmachnows neuralgische Punkte entwickeln

Kleinmachnow - Er ist jung, dynamisch und Kleinmachnows derzeit größte Hoffnung: Florian Zaharanski. Seit August 2016 ist der 28-Jährige in der Gemeinde Kleinmachnow als Verkehrsplaner beschäftigt und will nun für mehr Ruhe und Sicherheit im Ort sorgen. Mit der Förster-Funke-Allee am Rathausmarkt und dem Meiereifeld hat er sich gleich zwei schwere Brocken auf den Tisch gezogen, weiß er. Sie sorgen bei den Anwohnern derzeit für den größten Unmut. Münden soll am Ende aber alles in einem übergeordneten Gesamtkonzept, mit dem „die verkehrlichen Probleme Kleinmachnows unter klimafreundlichen Gesichtspunkten verbessert und die Lebensqualität im Ort insgesamt erhöht werden sollen“, sagte der studierte Geograf.

Mit der Förster-Funke-Allee, der wichtigsten Ost-West-Verbindungsachse der Kommune, verläuft unmittelbar am Marktplatz eine der derzeit meistbenutzten Straßen. Zwischen 9000 und 10 000 Fahrzeuge pro Tag wurden im vergangenen Jahr gezählt. Mit dem Marktplatz am Rathaus, Geschäften und Cafés sowie angrenzendem Supermarkt, Seniorenwohnheim, Schulen und Hort befinde sich dort zudem das kommerzielle und kulturelle Zentrum Kleinmachnows, wo sich Bedürfnisse von Passanten, Auto- und Radfahrern widersprechen und regelmäßig zu Interessenskonflikten führten.

Der Bau der Schopfheimer Allee, die nunmehr die Karl-Marx-Straße mit dem Campus auf dem Seeberg verbindet, hat noch einmal Verkehrsflüsse verändert, ergab eine erste Analyse zur Situation. Die dichte Bebauung ließe hier aber nur sehr begrenzten Spielraum, den Ort neu zu gestalten, sagte Kleinmachnows Bauamtsleiter Jörg Ernsting.

Verkehrsplaner Florian Zaharanski stellte in Zusammenarbeit mit der Verwaltung verschiedene Varianten zur Verbesserung des Verkehrs vor. Einige der Vorschläge seien nicht neu, erklärte der 28-Jährige, den es aus einem kleinen Ort in Baden-Württemberg in die Umlandkommune verschlug. Dazu gehören etwa eine Bedarfsampel vor der Einmündung in den Adolf-Grimme-Ring, verbreiterte Fuß- und Radwege oder der Bau von Mini-Kreisverkehren an den neuralgischen Punkten. Neu sei aber die Idee eines Shared Space, bei dem alle Verkehrsteilnehmer den vorhandenen Straßenraum gleichberechtigt nutzen und sich mit Ausnahme einiger Verkehrsregeln intuitiv einstellen. Beispiele für einen gelungenen Umbau nach diesem Konzept fand Zaharanski, der in den Niederlanden und den USA studierte, in Templin (Uckermark).

Für Kleinmachnow bedeutet das viel Neuland. Vor allem werde radikal zugunsten der Fußgänger in den Bestand eingegriffen, erklärte Zaharanski. Der Fußgängerüberweg an der Förster-Funke-Allee bliebe erhalten, zudem würde ein durchgängiger Mittelstreifen auf der Fahrbahn aufgebracht. Das Überqueren der Straße ist dann an jeder Stelle möglich. Zudem sollen die Straßen auf die Höhe der Fußwege angehoben werden, sodass eine Ebene entsteht. Dies lenke die Aufmerksamkeit auf den vorausliegenden Straßenraum, heißt es in dem Konzept. „Ein grundsätzlich guter Gedanke“, urteilte Bürgermeister Michael Grubert (SPD). Bedenken gäbe es hinsichtlich des Busverkehrs. Die Frage, wie mit den Haltepunkten an der Förster-Funke-Allee umgegangen werden könne, ist noch offen. Dafür hat die Gemeinde nun ein externes Planungsbüro hinzugezogen. Die Kosten müssen noch berechnet und den Gemeindevertretern zur Entscheidung vorgelegt werden.

Mit dem Meiereifeld hat sich Zaharanski einem weiteren langjährigen Ärgernis angenommen. Zwar sei hier schon vor gut drei Jahren das zulässige Tempo auf 30 Kilometer pro Stunde gedrosselt, der Gehweg neu gestaltet und an der Einmündung zum Zehlendorfer Damm eine Aufmerksamkeitsschwelle installiert worden, dennoch klagen die Anwohner weiter über Lärm und zu viel Verkehr. Wie Zählungen ergaben, sei der Verkehr jedoch seit dem Umzug des Rathauses an den Adolf-Grimme-Ring gesunken. Statt 5000 Fahrzeugen würden heute nur noch 3000 pro Tag die Verbindungsstraße zwischen Teltow und Berlin passieren. Auch ein erhöhter Lkw-Verkehr, wie von den Anwohnern wahrgenommen, bestätigte sich Grubert zufolge nicht. Anders als bei der Förster-Funke-Allee habe die Gemeinde dafür bereits „die richtigen Lösungen gefunden“. Solveig Schuster

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