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Kleinmachnow: Ein Schloss für den Heimatverein?

Gemeinde und Verein ringen weiter um Standort für Kleinmachnows künftiges Heimatmuseum.

Kleinmachnow - Kleinmachnows Heimatvereinschef Rudolf Mach wünscht sich ein Schloss. Konkret: Das frühklassizistische Herrenhaus in der Ortsmitte, das Architekt David Gilly um 1800 in Lehmbauweise errichtete und das im März 1943 durch Brandbomben zerstört wurde. Für den Vereinschef ist dieser Wunsch kein Luftschloss. Im Gegenteil – er hält die Wiedererrichtung des Herrenhauses für die beste Option eines künftigen Ortes für ein Heimatmuseum. Dies wurde am Montagabend im Seniorentreff „Toni Stemmler“ deutlich.

Anlass war ein Vortrag von Vereinsmitglied Axel Mueller zu acht Standorten, die als künftige Adresse eines Museums ins Auge gefasst werden. Darunter sind die Wasserbauschule, das alte Heizhaus auf dem Seeberg, die Hakeburg, das Julius-Kühn-Institut und das Sommerfeld-Musterhaus in der Karl-Marx-Straße 117. Schon in den Jahren zuvor gab es etliche Diskussionen, Konzepte und Gespräche zu verschiedenen Quartieren. Bislang kam dabei immer nur heraus, dass der Heimatverein sich in Geduld üben muss. Skepsis war daher am Montagabend an einigen Gesichtern ablesbar, als Vereinschef Mach die Baukosten von 30 Millionen Euro für den Schlossbau nannte. „Wir möchten aber noch erleben, wenn das Museum öffnet“, murrten einige Vereinsmitglieder, die damit etwas mehr Realitätssinn einforderten.

Unbeeindruckt davon berief sich Mach auf den Rathauschef: „Der Bürgermeister ist in Sachen Herrenhaus schon einmal vorgeprescht und hat als Ziel das Jahr 2020 genannt“. Tatsächlich hatte Bürgermeister Michael Grubert (SPD) zum 20-jährigen Vereinsjubiläum vor drei Jahren versprochen, dass die neue Vereinsadresse bis zum 25.Geburtstag klar sein werde. Auch von einem Neubau auf den Grundmauern des alten Schlosses war seinerzeit die Rede. Immerhin wäre dann Platz auf 350 Quadratmetern, die Geschichte des Ortes und Sammlungen auszustellen, resümierte Mach.

Dagegen schilderte Vereinsmitglied Mueller in seinem Vortrag ausführlich die Vorzüge der 1931 errichteten Sommerfeld-Immobilie mit 130 Quadratmetern. Unverkennbar seien hier schon die historischen Bezüge zum Siedlungsbau in Kleinmachnow. Das Gebäude mit Flachdachanbau war einst Muster- und Geschäftshaus des Berliner Unternehmers Adolf Sommerfeld. Eine Museumsinitiative beschäftige sich bereits mit dem Projekt und wolle dort eine Veranstaltung ausrichten, so Mueller.

Mehr als die Räumlichkeiten interessiere ihn jedoch, wie ein künftiges Heimatmuseum für alle Altersgruppen interessant bleiben könnte. Neben Ausstellungen stehe für ihn daher der Erlebniswert im Vordergrund. „Geschichte hören, schmecken, riechen und angreifen können – das sollte in diesem Museum möglich sein, neben wechselnden Themenausstellungen“. Die großen Zäsuren des letzten Jahrhunderts ließen sich anhand von Kleinmachnower Biografien wie in einem Brennglas erzählen und würden so fassbarer. Vor allem für Kinder und Jugendliche wünscht Mueller sich ein Museum, das mehr ist als ein Speicher für Geschichte. „Es sollte auch ein Ort der Begegnung sein und für Neu-Kleinmachnower ein Ort, an dem sie Heimat finden können“.

Zurzeit muss sich der über 70 Mitglieder zählende Heimatverein noch mit einem kleinen Raum im „Stemmler“-Seniorentreff begnügen. Dort ist kaum noch Platz, weshalb manche Angebote von Nachlässen sogar abgelehnt werden müssen. Immerhin konnte der Schreibtisch des in Kleinmachnow geborenen Dramaturgen Walter Janka untergebracht werden, ebenso die Skulptur eines Morgensterns, die einst den Turm vom Gutshaus krönte. Allerdings wurden Korken auf die Spitzen der mittelalterlichen Schlagwaffe gestöpselt, damit sich in der engen Kammer niemand verletzt. Trotz räumlicher Enge sind die Themen weit gefasst: Aktuell steht das Vermögensgesetz nach der Wiedervereinigung mit seinen Auswirkungen auf der Tagesordnung.

In seiner nächsten Sitzung am 23. Februar wird sich der Kulturausschuss mit dem Thema Museum für den Heimatverein beschäftigen.

Kirsten Graulich

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