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Kleinmachnow: Ein offenes Haus für alle

Am Samstag feierte Kleinmachnow die Grundsteinlegung für die neue Kirche. Das Bauwerk kostet rund zweieinhalb Millionen Euro.

Kleinmachnow - Noch dominiert himmelwärts ein gelber Kran das ehemalige Anwesen der Hake-Familie im Dorfkern Kleinmachnows. Aber Ostern 2018 kann wieder der festungsartige Turm der über 400 Jahre alten Dorfkirche diesen Platz einnehmen, denn dann wird nach Überzeugung von Pfarrerin Elke Rosenthal nebenan das neue Gemeindehaus mit Kirchensaal eingeweiht. Am Samstag feierte sie nun die Grundsteinlegung für den Neubau, über dessen Standort in den vergangenen 13 Jahren vor allem in der Gemeindevertretung von Kleinmachnow heftig gestritten wurde.

Nun kann das Vorhaben nach vielen Diskussionen und Abwägungen auf sicherem Fundament neben der Dorfkirche errichtet werden. Erwartungsfrohe Gesichter von rund zweihundert Gästen umringten die feierliche Zeremonie, bei der die symbolische „Zeitkapsel“ mit aktuellen Tageszeitungen und Geldmünzen gefüllt wurde. Diese Kartusche wurde diesmal nicht verlötet, sondern mit Baumharz versiegelt, das vielleicht irgendwann einmal zum Bernstein wird, wie Axel Mueller meinte, der auf dessen Festigkeit schwört.

Mit der klebrigen Flüssigkeit sollte wohl auch ein Bezug zur grünen Umgebung des Neubaus hergestellt werden, deren bunte Laubkulisse den ländlichen Charme des Ortes unterstreicht. Dieser uralte Ort des Beginnens bekommt nun wieder einen Neuanfang. Der soll mit Alter Schule, Dorfkirche und dem neuen Gemeindehaus eine Art Dreiklang bilden und Pfarrerin Rosenthal stellte deshalb in Aussicht: „Das neue Haus soll für alle offen sein.“ Auf einer großen Tafel waren mehrere detaillierte Visualisierungen des Neubaus und die Baupläne des Architekten-Büros Löffler und Kühn zu sehen, dessen Entwürfe im vergangenen Jahr die Jury des Architekturwettbewerbes überzeugte, weil sich der neue Baukörper in das historische Ensemble harmonisch einfüge.

Auch die äußere Hülle mit Backsteinen soll den unterschiedlich gebrannten Ziegeln der Alten Dorfkirche angepasst werden und so den Eindruck der Erdverbundenheit bewahren. Besonders aber das Satteldach und dessen maximale Höhe, die sich am alten Kirchenschiff gegenüber orientiert, waren gewichtige Argumente bei der Preisvergabe. Sieben Büros nahmen am Wettbewerb unter Mitwirkung der Denkmalbehörde teil. Bei der anschließenden Feinjustierung der Pläne wurden die Gauben verkürzt, so dass der sakrale Charakter des Saales betont werden konnte, der insgesamt 400 Plätze bieten wird. Der Kirchenraum wird so nicht nur durch die Seitenfenster, sondern auch von oben belichtet.

Für die evangelische Kirchengemeinde, deren Mitgliederzahl inzwischen auf rund 5500 Gläubige angewachsen ist, verbinden sich viele Hoffnungen mit dem Bau. Denn die räumliche Enge in der Auferstehungskirche im Jägerstieg ist derzeit nicht nur mit vielen Kompromissen verbunden, sondern schließt einige Mitglieder der Gemeinde regelrecht aus – schließlich hat das denkmalgeschützte Haus keinen barrierefreien Zugang. Gottesdienste zu Feiertagen müssen zudem wegen der 230 Plätze gestaffelt abgehalten werden.

Der Saal im Kirchenneubau kann dagegen noch flexibel bis zum Foyer erweitert werden. Auch der Chorraum wird deutlich größer ausfallen und eine bessere akustische Entkoppelung der Räume sowie Barrierefreiheit wird es geben. Einige Bereiche, wie der Theaterfundus in der oberen Etage, erfüllen gleich zwei Funktionen. So kann der Fundus auch als Garderobe genutzt werden. Zwei Treppenaufgänge, ebenso ein Fahrstuhl zu den oberen Räumen sind geplant und auf der dem Gutshof zugewandten Seite ein Kirchen-Café.

Gerechnet wird mit vielen Besuchern, wie Pfarrer Jürgen Duschka meinte. Denn nicht nur für Gottesdienste und Bibelstunden können die Räume genutzt werden, sondern auch für festliche Anlässe, beispielsweise der evangelischen Grundschule und Konzerte der Kreismusikschule. Da der Jacobsweg direkt am Zehlendorfer Damm vorbeiführt, ist künftig auch mit der Einkehr von Pilgern zu rechnen. Schon jetzt hat sich Pfarrerin Rosenthal einen Lieblingsplatz im Kirchensaal erkoren: der Raum hinter dem Altar mit Blick durch die großen Fenster auf die Dorfkirche.

Mit einer Nutzfläche von fast 1000 Quadratmetern wird das neue Gotteshaus der Kleinmachnower Gemeinde doppelt so viel Platz bieten wie die Kirche im Jägerstieg. Von dort wird das bunte Fenstermosaik an den neuen Standort umziehen. Die Auferstehungskirche, einst als Notkirche gebaut, wird verkauft, um den größeren Neubau finanzieren zu können.

Dessen Bausumme wird auf rund zweineinhalb Millionen Euro geschätzt. Weshalb die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, Cornelia Behm, am Schluss der Grundsteinlegung noch einmal an die Spendenbereitschaft der Kirchenmitglieder appellierte: „Wir müssen noch den Kredit von einer Million samt Zins und Tilgung schultern.“ Eine ziemlich hohe Summe, bedauert Behm und stellt bedauernd fest, dass Fördermittel nicht mehr so üppig fließen wie in den vergangenen Jahren. Jährlich wird die evangelische Gemeinde in Kleinmachnow demnach einen Betrag von rund 40 000 Euro an dem Kredit abzahlen müssen.

Kirsten Graulich

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