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Waidmannsdank. Die Kleinmachnower haben ihrem ersten Bürgermeister, dem Förster Funke, gleich mehrere Denkmäler gesetzt. Eines ist das Bild des 1936 verstorbenen Kommunalpolitikers auf dem Trafohäuschen in der Förster-Funke-Allee.

© Manfred Thomas

Kleinmachnow: Ein Double für den Förster

Vor 150 Jahren wurde Kleinmachnows erster Bürgermeister Heinrich Funke geboren. Nun will ihn der Heimatverein zu neuem Leben erwecken.

Kleinmachnow - Er konnte sehr wohl ein Haus- von einem Wildtier unterscheiden. Wenn es aber um den Schutz seiner Landsleute ging, stellte sich der Privatförster der Adelsfamilie von Hake gern auch mal blind. So soll Heinrich Funke einer Anekdote nach einmal in Begleitung eines Polizisten ein ärmlich lebendes Ehepaar aufgesucht haben, das im Verdacht stand, im gutseigenen Revier zu wildern. Als die beiden eintrafen, war das Paar tatsächlich im Begriff, eine Rehkeule zu verspeisen. Den vielsagenden Blick des Polizisten aufnehmend, sagte Förster Funke so harmlos wie möglich: „Dann lassen Sie sich die Ziege mal gut schmecken.“ Doch das Paar wollte die von Funke gebaute Brücke nicht. „Wat ’n Reh und wat ’ne Ziege is, det sollten Sie, Herr Förster, doch wohl wissen!“ entgegnete die Frau.

Ruhig und gutmütig in seiner Art habe Funke es verstanden, Gegensätze auszugleichen, heißt es. So blieb Heinrich Funke nicht nur Förster, sondern stieg alsbald zu Kleinmachnows erstem Gemeindevorsteher auf. Noch heute trägt die Förster-Funke-Allee seinen Namen, am Ende der Straße ziert sein Antlitz ein Trafohäuschen.

Wäre Kleinmachnows erster Bürgermeister nicht schon zu Grabe getragen worden, würde er in wenigen Tagen seinen 150. Geburtstag feiern. Im Jubiläumsjahr will ihn der Kleinmachnower Heimatverein zu neuem Leben erwecken. Rund 600 Euro hat der Verein zusammengetragen, um sich eine dem Original nachempfundene Förster-Kleidung schneidern zu lassen.

Ist sie fertig, will Rudolf Mach, derzeitiger Vizevorsitzender des Vereins, mit Jacke, Mütze und Gewehrattrappe ausgestattet, in die Rolle des Kleinmachnower Ehrenbürgers schlüpfen. „Heinrich Funke war ja nicht nur Kleinmachnows erster Bürgermeister, er wurde auch als erster zum Ehrenbürger ernannt und ist bislang der einzige geblieben“, erklärt er.

In Trebbin war der Sohn eines Gastwirtehepaares – mit vollem Namen Karl Friedrich Heinrich Funke – am 21. September 1867 geboren worden. Nachdem er Schul- und Militärzeit hinter sich gebracht hatte, besuchte er die Forstschule in Groß-Schönebeck und trat 1895, gerade 27-jährig, auf dem Gut Kleinmachnow seinen Dienst als Privatförster der Gutsherren Georg und Dietloff von Hake an. In deren 750 Hektar großen Waldgebiet hegte er das Wild und forstete bestimmte Areale auf, erzählt Mach.

Als 1920 der Gutsbezirk Kleinmachnow aufgelöst und zur Landgemeinde wurde, kam es zur ersten demokratischen Gemeinderatswahl. Knapp 250 Wahlberechtigte wählten im Februar zwölf Gemeindevertreter, die aus ihrer Mitte den Förster Heinrich Funke zum Vorsteher bestellten.

Als mit Beginn des Ersten Weltkriegs das Essen knapp wurde, gab Funke in seinem alten strohgedeckten Forsthaus, das er seit 1895 mit Ehefrau Berta bewohnte, Lebensmittel aus. Später richtete die Gemeinde dort ihr erstes Gemeindebüro ein.

In Funkes Amtszeit fiel vor allem ein sprunghafter Anstieg der Einwohnerzahl, der mit dem Verkauf der Hakeschen Ländereien an verschiedene Siedlungsgesellschaften einherging. In einer Zeit, da es weder Bebauungs- noch Flächennutzungspläne gab, habe Funke „Struktur und Ordnung in die Siedlungstätigkeit gebracht“, so Mach. Auch der Ausbau wichtiger Straßen, wie der Zehlendorf-Klein-Machnower-Chaussee, heute Zehlendorfer Damm, gehörte zu seinem Verdienst. Viele Straßen tragen von ihm kreierte Namen, wie Fuchsbau oder Feldfichten.

Zweimal wurde Heinrich Funke im Amt bestätigt, bis er es aus gesundheitlichen Gründen Ende 1931 niederlegte. Auf Anregung seines Amtsnachfolgers Georg Herholz wurde der verdienstvolle Bürgermeister nur wenige Monate darauf zum Ehrenbürger ernannt. Anfang März 1936 starb Heinrich Funke 69-jährig an einer Lungenentzündung.

Wunschgemäß wurde er auf dem Friedhof an der alten Dorfkirche begraben, wo sich die Grabstätte auch heute noch befindet. Regelmäßig zu runden Todes- und Geburtstagen finden Gedenkveranstaltungen zu Ehren des Kleinmachnower Ehrenbürgers statt.

Am 21. September soll es im Rathaus anlässlich seines 150. Geburtstages eine Feierstunde geben. Neben dem amtierenden Bürgermeister Michael Grubert (SPD) wird auch Heimatforscher Mach einige Worte sagen, wenn auch noch nicht im Förster-Funke-Outfit. Das wird voraussichtlich erst im Laufe des Jahres fertig sein. In den kommenden Jahren stehen aber genug Jubiläumsfeiern in Kleinmachnow an, die bereits fest für einen Auftritt des Doubles eingeplant sind.

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