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Gefrorene Trockenheit. Der Meiereipfuhl Am Fenn droht trocken zu fallen. Derzeit ist das verbliebene Wasser gefroren, das Eis kaschiert den Tiefstand. Der Pfuhl war schon saniert worden und speist sich nun ausschließlich aus Regenwasser.

© Andreas Klaer

Kleinmachnow: Das Verschwinden der Tümpel

Kleinmachnows Pfuhle drohen auszutrocknen. Politiker, Bürger und Wetterexperten rätseln warum.

Kleinmachnow – Sie sind wichtiger Lebensraum und beliebtes Ausflugsziel, im Sommer wie im Winter. Doch nun bangt die gewässerreiche Kommune Kleinmachnow um die Pfuhle, die ihr die Eiszeit hinterlassen hat. In einigen der Dorftümpel ist der Wasserstand in den vergangenen Jahren stark gesunken. Der Am Fenn gelegene Meiereipfuhl droht bereits komplett auszutrocknen, obwohl er erst vor wenigen Jahren aufwendig saniert wurde. „Die Situation ist erschreckend“, sagt die Kleinmachnower Grünen-Chefin Barbara Sahlmann.

Die Politikerin war von beunruhigten Anwohnern angesprochen worden und hatte daraufhin eine Anfrage an die Gemeinde gestellt. Dabei kam heraus: Das Problem ist größer als gedacht. Neben dem Meiereipfuhl verlieren auch der Duell-, Pferde- und Grothepfuhl sowie der Spandauer Teich auf dem Seeberg zunehmend Wasser. Die Entwicklung sei bedenklich, erklärte die Gemeinde in ihrer Antwort auf die Anfrage. Jedoch könnten die Probleme nicht auf kommunaler Ebene geklärt werden. Die Ursachen lägen in der globalen Klimaerwärmung. Die hohen Sommertemperaturen hätten zu hoher Verdunstung in den eineinhalb bis zwei Meter tiefen Gewässern geführt, die nicht durch Niederschläge kompensiert worden sei. Grünen-Chefin Sahlmann glaubt indes nicht, dass dies der einzige Grund ist. Sie will das Thema zunächst im Kleinmachnower Umweltausschuss auf die Agenda setzen.

Der Potsdamer Wetterexperte Thomas Endrulat bestätigt zwar, dass es Auswirkungen der zunehmenden Erderwärmung gibt, jedoch gäbe es regional starke Schwankungen und Naturphänomene, die in großer Bandbreite auftreten würden. So habe es im Sommer auch schon das Gegenteil gegeben, sodass aufgrund von sehr viel Wasser etwa „die Havel in den Kellern stand“.

In Kleinmachnow ist es nicht das erste Mal, dass die Pfuhle bedroht sind. Schon in den Jahren 2008 und 2009 trocknete der Duellpfuhl aus, wurde später für mehrere Tausend Euro entschlammt und saniert. Um ein ähnliches Schicksal zu verhindern, hatte sich die Gemeinde zuvor entschlossen, die Meiereipfuhle zu sanieren, die sich heute ausschließlich aus Regenwasser speisen, so Gemeindesprecherin Martina Bellack.

Noch in diesem Jahr werde sich Kleinmachnow dem größten der Tümpel, dem Düppelteich, annehmen. Mehr als 500 000 Euro werde die Sanierung kosten, die nach Gemeindeangaben im kommenden Winter starten soll. Auch der Düppelteich soll entschlammt, Schilf reduziert und insgesamt der Uferbereich ansprechender gestaltet werden, so Sprecherin Bellack. Doch nicht überall stoßen die Pläne auf Zustimmung. Ursula Theiler, Vorsitzende des Fördervereins des Landschaftsschutzgebietes Buschgraben/Bäketal, fürchtet, dass durch die Entschlammung zu viel Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt zerstört werde. Mit der biologischen Teichentlüftung gäbe es eine wesentlich schonendere und weit weniger kostspielige Alternative, erklärte sie. Das gesparte Geld von geschätzt mehr als 200 000 Euro könne in den Erhalt der anderen Pfuhle investiert werden, sagte Theiler.

Dem Stahnsdorfer Peter Ernst greift all das noch zu kurz. Auch wenn Kleinmachnow ein Grundwasserproblem für die Trockenheit der Tümpel ausschließt, so sieht er doch hier die größte Gefahr. Am Güterfelder Haussee sei der Grundwasserspiegel bereits dramatisch abgesunken. Seit Jahren beklagt der Naturschützer die zunehmende Trockenheit in der an Kleinmachnow grenzenden Parforceheide. Die Hauptursache sieht er darin, dass seit Mitte der 1980er-Jahre die brachliegenden Rieselfelder am Rande Stahnsdorfs nicht mehr bewässert werden. Früher seien diese mit teils auch ungeklärten Abwässern berieselt worden, weiß er. Das lehnt auch er heute ab, dennoch glaubt Ernst, dass das entnommene Wasser dem Kreislauf vor Ort zurückgegeben werden kann. So lasse sich das geklärte Abwasser seiner Ansicht nach in das heute noch vorhandene Grabennetz einleiten, das 1723 unter Friedrich Wilhelm I. zur Entwässerung der damals stark morastigen Parforceheide angelegt wurde. „Bislang fehlt der politische Wille, etwas zu ändern“, bedauert Ernst.

Inzwischen hat das Thema aber sogar den Brandenburger Landtag erreicht. Der Abgeordnete Benjamin Raschke von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat sich mit einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung gewandt. Ihm wurde aus Kleinmachnow, aber auch aus der Lausitz und dem Barnim von trockenfallenden Gewässern berichtet, sagte er den PNN. Als Gründe wurden ihm bisher neben der Witterung und der Wasserentnahme für das Trinkwasser und die Landwirtschaft das Fehlen von Mooren als Wasserspeicher genannt. „Noch haben wir nicht in allen Fällen eine Bestätigung, aber ich habe den Eindruck, dass es sich um ein in Brandenburg weit verbreitetes Phänomen handelt“, so Raschke.

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