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Ein echter Hagemeister: Mit „Blick auf Geltow“ beschenkte sich der Verein.

© A. Klaer

Potsdam-Mittelmark: Klein und einzigartig

Der Förderverein Havelländische Malerkolonie feierte gestern sein zehnjähriges Bestehen

Schwielowsee - Es klingt wie eine Ode auf die Havelregion: „Die Landschaft ist still und anmutig und lebt eigentlich nur durch die Stimmung, die ich immer mehr in letzter Zeit liebte.“ Der Maler Carl Hagemeister (1848-1933) notierte es so in seiner Selbstbiographie. Das Seelische einer Landschaft einzufangen – das war für ihn Malerei. Hagemeister hatte vor über 130 Jahren begonnen, sich seine Motive abseits der Stadt zu suchen und war damit Mitauslöser eines Boom in der Künstlerszene. Sein Erbe – und das jener, die ihm damals gefolgt waren – ist heute das kulturelle Aushängeschild der Region zwischen Werder und Schwielowsee.

Jene, die das Erbe heute wirkungsvoll öffentlich machen, feierten gestern ihr zehnjähriges Jubiläum: Die Mitglieder des Fördervereins „Havelländische Malerkolonie“ in Ferch. Gegründet wurde der Verein 2002 auf Betreiben des Berliner Galeristen Velio Bergemann, erinnerte sich die Vorsitzende des Vereins Helga Martins. Bergemann hatte damals vorgeschlagen, der bis dahin nahezu unbeachteten Gruppe von Künstlern, die sich am Schwielowsee zum Malen trafen, einen Ort zu schaffen – den es mit dem Malermuseum im Fercher Kossätenhaus jetzt gibt. 500 000 Euro haben Sanierung und Umbau des Reethauses gekostet, 2008 konnte das Museum eröffnet werden.

Seitdem sind laut Martins auf den rund 85 Quadratmetern Ausstellungsfläche im Schnitt zwei Sonderausstellungen jährlich zu sehen. Von November bis April wird zudem die Dauerausstellung gezeigt, die mittlerweile rund 20 Werke umfasst. Rund 5 000 Besucher kommen im Schnitt jährlich – hauptsächlich Berliner und Potsdamer, wie Martins sagte. Betrieben wird es ehrenamtlich von den Vereinsleuten. Die Mitgliederzahl ist mittlerweile von 10 auf 50 angestiegen.

Seit Gründung des Museums arbeitet der Verein mit den Norddeutschen Künstlerkolonien zusammen und ist Mitglied der Vereinigung der Europäischen Künstlerkolonien „EuroArt“. Den Beginn der Havelländischen Malerkolonie markiert der Besuch Hagemeisters mit Carl Schuch (1846-903) im Jahr 1878. Seitdem zog es immer wieder Künstler in die Idylle am Schwielowsee – ob für einzelne Wochenenden, über die Sommermonate oder mehrere Jahre. Dieses Phänomen war zu jener Zeit in ganz Europa zu beobachten. Die Industrialisierung der Städte löste bei Künstlern und Intellektuellen eine Rückbesinnung auf Land und Natur aus.

In diesem Jahr will der Verein eine Ausstellung unter der Überschrift „Künstlerkolonie Nidden – Zu Gast in Ferch“ organisieren und damit einen Blick über den Schwielowsee hinaus wagen. In Nidden, gelegen auf der Kurischen Nehrung im früheren Ostpreußen (heute Litauen), trafen sich ab den 1860ern nicht nur Maler, auch Thomas Mann hatte hier Ende der 1920er Jahre ein Sommerhaus.

Eine weitere Ausstellung in diesem Jahr wird der „Eugen-Bracht-Klasse im Havelland“ gewidmet, in der ebenfalls bekannte Künstler wirkten. Die Hälfte der Ausstellungskosten von 15 000 Euro soll der Landkreis übernehmen, dazu entschieden wird im Februar. Es wäre ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk für die umtriebigen Wächter über das Erbe der Havellandmaler.

Ein anderes Geschenk hat sich der Verein gestern selbst gemacht: Mit „Blick auf Geltow“ hat er seinen ersten, eigenen Hagemeister. Das Bild hatte bei einer Auktion in Hamburg keinen Käufer gefunden – und konnte direkt vom Besitzer erworben werden. Freund und Unterstützer des Museums gaben das nötige Geld. Das Bild wird in der Dauerausstellung gezeigt.

Das Museum, Beelitzer Staße 1, ist geöffnet Sa-So 11-17 Uhr oder für Gruppen nach tel. Vereinbarung unter (332 09) 70 941.

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