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Historische Postkutsche: Vielleicht eine Lösung für Schwielowsee?

© dpa/Waltraud Grubitzsch

Klagen über unzuverlässige Zustellung: Schwielowsee geht die Post ab

Verwaltung und Anwohner bekommen nicht mehr täglich ihre Post - manche greifen zur Selbsthilfe. Auch in den Nachbargemeinden gibt es Probleme, doch der Konzern spricht von Einzelfällen.

Schwielowsee - In der Gemeinde Schwielowsee gibt es Probleme mit der Postzustellung. Aus dem Ortsteil Ferch erreichen die PNN regelmäßig Klagen, die Briefpost käme über längere Zeiträume nur dreimal in der Woche. Doch nicht nur Privatleute sind von den Problemen betroffen. Auch die Gemeindeverwaltung leidet unter der Unzuverlässigkeit des Postverkehrs. In der Sitzung des Hauptausschusses Ende November hatte Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) dazu gesagt: „Die Postzustellung in der Gemeinde ist derzeit nicht hinnehmbar.“

Katrin Reichau, in der Verwaltung unter anderem für Post und Wahlen zuständig, beschreibt absurd klingende Zustände. „Die Gemeindeverwaltung bekommt zum Teil gar keine Post“, sagt sie. Vielmehr werde die Post offenbar über zwei oder drei Tage gesammelt und dann „in einem Schwung gebracht“. Am 4. Dezember habe man eine Sendung mit dem Poststempel vom 27. November bekommen, erzählt sie. „Diese Zeitspanne ist für die Verwaltung nicht tragbar.“

Gemeindeverwaltung trägt Briefe zum Potsdamer Hauptbahnhof

Apropos tragen: An Tagen, an denen die Post bis zum späten Nachmittag nicht aus der Gemeindeverwaltung abgeholt wurde, greift Reichau selbst zu. Auf dem Heimweg nimmt sie die Post mit und wirft sie in Potsdam in einen Nachtpostkasten oder gibt sie bei der Poststelle im Hauptbahnhof ab. Gerade bei wichtiger Post, etwa wenn es um Fristen gehe, um Mahnungen oder Bescheide, sei dies nötig, sagt sie. „Sonst bleibt sie liegen.“

Manchmal muss der Außendienst die Post am nächsten Tag zur Poststelle in Geltow bringen. „Die Sitzungsunterlagen werden generell vom Außendienst ausgetragen“, erzählt Reichau. Denn auch hier müssen Fristen im Vorfeld der Ausschusssitzungen und Gemeindevertreterversammlungen eingehalten werden. Dass die Post das schafft, dafür fehlt im Schwielowseeer Rathaus derzeit das Vertrauen. Wenn im nächsten Jahr die Zustellung der Unterlagen digitalisiert wird, erledigt sich zumindest dieses Problem.

Beschwerden bei der Post hatten laut Verwaltung bisher keine langfristigen Verbesserungen zur Folge. Zumeist würde es danach für einige Zeit besser, erzählt Reichau. Doch sobald Feiertage wie Ostern oder Weihnachten bevorstünden, beziehungsweise jemand bei der Post krank werde, verschlechtere sich die Lage wieder. Ein Leser schrieb den PNN, dass seit 2008 die Zustellung im Ortsteil Caputh eher unregelmäßig sei.

Stammzustellerin nicht im Dienst

Die Post weist systematische Probleme auf PNN-Anfrage zurück. Eine Sprecherin erklärt, die Stammzustellerin, die auf ihrer Tour unter anderem das Rathaus Schwielowsee bediene, sei im Oktober und November nicht im Dienst gewesen. Die Vertreter hätten die ihnen unvertraute Tour nicht immer in der vorgeschriebenen Höchstarbeitszeit bedienen können. Daher „wurde die Tour an einzelnen Tagen abgebrochen“, heißt es. Die betroffenen Kunden sollten „ihre Sendungen zumindest an jedem zweiten Tag erhalten“ haben. Seit Anfang Dezember sei „die gewohnt zuverlässige Zustellung“ aber wieder gewährleistet.

Doch nicht nur in Schwielowsee beschwert man sich über die Post. In Nuthetal, Stahnsdorf und Werder (Havel) gibt es zwar derzeit keine Klagen. Die Michendorfer Verwaltung nutzt die Post sogar gerade dann, wenn die Briefe pünktlich ankommen müssen. In Kleinmachnow redet Gemeindesprecherin Martina Bellack allerdings von einem „echten Problem“. Gängige Praxis in der Verwaltung sei es, morgens die Post in der Poststelle in Kleinmachnow abzuholen und die eigene Post am Abend dorthin zu bringen. Die Filiale habe aber „seit geraumer Zeit“ nur „sehr unregelmäßig geöffnet“, wie Bellack erklärt. Dann hinge lediglich ein Zettel an der Tür, der über die Schließung informiere. „Wir kommen nicht an unsere Post“, so Bellack.

Einhaltung gesetzlicher Fristen gefährdet

Die daraus resultierenden Probleme sind ähnlich wie in Schwielowsee. Die Post von drei Tagen kommt auf einmal, die Einhaltung gesetzlicher Fristen ist gefährdet. Auch Bürger hätten sich schon bei der Verwaltung beschwert. Das Rathaus hat bei der Post wegen der Probleme angefragt. Bisher ohne Erfolg.

Das liegt auch daran, dass die Deutsche Post nur begrenzt Einfluss hat. Seit 2011 betreibt sie keine eigenen Filialen mehr. Die Postbank oder Partner aus dem Einzelhandel bieten Postdienstleistungen zusätzlich zu ihrem Hauptgeschäft mit an. Die betreffenden Einzelhändler sind daher für die Poststellen zuständig.

Die Frage, ob mangelndes Personal der Grund für die Probleme seien, verneint die Post-Sprecherin. Wegen der großen Belastung in der Vorweihnachtszeit setze die Post auch in diesem Jahr 10 000 zusätzliche Aushilfskräfte ein, darunter auch welche für die Zustellung. Unabhängig von der Adventszeit hat die Post demnach außerdem „im Großraum Berlin in den letzten Monaten insgesamt mehrere Hundert“ neue Brief- und Paketzusteller eingestellt, so die Sprecherin.

Martin Anton

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