zum Hauptinhalt
Neu neben alt. An der alten Dorfkirche sollen neue Gemeinderäume entstehen, am Donnerstag wird über Pläne entschieden.

© Klaer

Kirchenneubau in Kleinmachnow: "Es war fast eine Spaltung der Gemeinde zu befürchten"

Am Donnerstag wird eine Jury den Siegerentwurf im Architekturwettbewerb für den Kirchenneubau in Kleinmachnow küren. Danach sollen die Pläne zügig umgesetzt werden. Mit verantwortlich dafür ist die ehemalige Grünen-Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm, die seit Januar an der Spitze des Gemeindekirchenrates steht - auch sie hat lange mit sich gerungen.

Frau Behm, sind Sie schon aufgeregt?

Ein bisschen gespannt bin ich schon. Wir haben im Vorfeld lange geredet und über die Kriterien gesprochen. Jetzt kommt es darauf an, wie unsere Vorstellungen umgesetzt worden sind. Wichtig ist es, dass sich der Neubau im Alten Dorf gut ins Umfeld einfügt und keine Dominante gegenüber der alten Dorfkirche entsteht.

Haben Sie die Entwürfe schon gesehen?

Nein, das hat noch niemand. Die sieben Büros, die wir aus 25 Bewerbern ausgewählt haben, werden am Donnerstag ihre Ideen erstmals präsentieren. Dann wird die Jury entscheiden und im Anschluss den Siegerentwurf der Öffentlichkeit vorstellen und mit den Gästen diskutieren.

Das klingt gewagt 

Wir haben eine große Auswahl, das macht es für die Jury sicher nicht einfach. Aber in der Jury sitzen Fachleute, Vertreter des Denkmalschutzes, der Kirche, der Gemeinde. Und wir haben unsere Erwartungen genau angesagt, unseren Bedarf an Räumen, in dem alle Gruppen und Chöre bequem Platz finden sollen. Auch hat die Gemeinde ein sehr anspruchsvolles Energie- und Umweltkonzept vorgegeben, das es umzusetzen gilt. Gleiches gilt für die Akustik. Im Januar hat es ein Kolloquium mit der Jury gegeben. Dort konnten die Büros noch einmal Fragen stellen und Unsicherheiten klären. Ich bin guten Mutes, dass die Büros nah an unseren Forderungen gearbeitet haben.

Wie wird es dann weitergehen?

Ich gehe davon aus, dass der Siegerentwurf weiter geplant und auch gebaut wird. Im Herbst soll mit den Bauvorbereitungen begonnen werden, zum Erntedankfest 2016 wollen wir einziehen, schöner wäre aber, schon zu Ostern eine neue Auferstehungskirche zu haben

Der Standort im Alten Dorf war umstritten, wurde auch von den Kleinmachnower Grünen abgelehnt. Schlagen nun zwei Seelen in Ihrer Brust?

Nein, gar nicht. Es war ja auch nicht der gesamte Ortsverband gegen den Standort, die Meinung war geteilt. Es war ein langer Prozess. Auch ich habe lange mit mir gerungen. Mein Herz hängt am Jägerstieg, ich bin hier groß geworden. Aber ich habe eingesehen: Das Alte Dorf ist der einzige Standort, wo wir das an Raum bekommen, was wir brauchen. Und es ist ein schöner Ort in unmittelbarer Nähe zur alten Dorfkirche, die viel intensiver genutzt werden wird, zum Landarbeiterhaus und zur alten Schule, wo es einen großen Garten gibt. Durch die neue Kirche wird auch der Gutshof insgesamt stärker erlebbar und das Ensemble ein Stück weit komplettiert.

Neben Fragen des Umwelt- und Denkmalschutzes wurde auch die Erreichbarkeit des Standorts viel diskutiert.

Wenn man ehrlich ist, befindet sich auch das derzeitige Gemeindehaus im Jägerstieg nicht gerade in zentraler Lage. Bei Veranstaltungen am Abend ist hier alles zugeparkt. Es ist illusorisch, in Kleinmachnow einen Standort zu finden, der fußläufig zu erreichen ist. Die Leute kommen sowieso mit dem Auto oder fahren Rad. Auch mit dem Bus ist die alte Dorfkirche zu erreichen. Eine der Haltestellen soll noch etwas zur Kirche hin verlegt werden.

Sind die Gräben in der Gemeinde zur Standortfrage überwunden?

Der Kirchenbau stand eine Zeitlang auf der Kippe. Aufgrund der Standortentscheidung war fast eine Spaltung der Gemeinde zu befürchten, auch ich bin persönlich angegangen oder von Kritikern gemieden worden. Aber jetzt habe ich das Gefühl: Die Beziehung ist wiederhergestellt. Viele Menschen, die den Standort im Alten Dorf abgelehnt haben, stehen jetzt dem, was neu entsteht, positiv gegenüber. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit der Gemeinde auch die Außenanlagen ansprechend zu gestalten, als Gesamtkonzept wird der Neubau letzten Endes überzeugen.

Sie sind Ende 2013 in den Gemeindekirchenrat gewählt worden, seit Januar Vorsitzende. Jetzt also Kirche statt Bundestag?

Ich habe die Arbeit im Bundestag immer gern gemacht. Aber nach drei Legislaturperioden und nachdem ich die 60 überschritten hatte, habe ich mir überlegt, Platz für Jüngere zu machen. Natürlich wusste auch die Kirchengemeinde, dass ich im Ruhestand bin, und so bin ich angesprochen und nun auch zur Vorsitzenden gewählt worden. Das sehr gute Wahlergebnis hatte mich überzeugt, das Amt mit vollem Einsatz auszuführen. Die Arbeit im Kirchenrat ist sehr angenehm. Wir sind streitbar in der Sache, aber menschlich zugewandt.

Der Kirchenneubau ist sicher das vordringlichste Projekt in nächster Zeit, welche weiteren Ziele verfolgen Sie?

Der größte Baustein ist der Neubau und die Versöhnung der Gemeinde. Wir wollen beide beleben, planen eine Reihe Feste, mit denen wir das Jahr strukturieren. Eine perspektivische Aufgabe wird die Erfassung der kirchlichen Kunstgüter für die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sein. Es ist ja erstaunlich, wie viele Schätze in den Kirchen lagern. Und Themen wie Nachhaltigkeit und die Umsetzung des Umweltkonzeptes sind mir ein wichtiges Anliegen. Es sind also eher kleine Stränge als große Ziele.

Eine der größten Herausforderungen ist die Finanzierung des knapp drei Millionen Euro teuren Neubaus. Wie optimistisch sind Sie, das alles nach Plan läuft?

Wir sind in Kleinmachnow ja an der Grenze zur Wohnungsnot. Der Verkauf des Wohnhauses Jägerstieg 1 ist somit kein Problem, Gespräche werden hier bereits geführt. Und auch für unser Gemeindehaus im Jägerstieg 2 gibt es Bewerber. Es sieht also ganz gut aus. Die neu gegründete Stiftung soll die alte Schule übernehmen und mit Leben füllen. Auch ich gehöre zu den Stiftern und hoffe, dass genug Geld zusammenkommt, um das Haus übernehmen und erhalten zu können.

Sie bauen dabei auf den Kleinmachnower Heimatverein als Mieter, der hat aber noch nicht zugesagt.

Ich denke, wir können dem Heimatverein die Räume nicht überstülpen. Es ist ein Angebot. Wenn das Konzept für das geplante Heimatmuseum vorliegt, wird die Gemeinde zu einer Entscheidung kommen. Ich finde, dass die alte Schule ein toller Ort für den Verein ist, aber es gibt auch immer Leute, die Räume suchen. Da müssen wir uns keine Sorgen machen.

Das Gespräch führte Solveig Schuster

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false