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Muss dringend saniert werden. Die denkmalgeschützte Wendland-Kapelle.

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Potsdam-Mittelmark: Kirche kämpft um Geld für Kapelle

Stadtverordneten-Beschluss bringt Sanierung der Trauerhalle näher. Finanzierung ist noch nicht gesichert

Teltow - Seit Jahren möchte die Evangelische Kirche in Teltow ihre denkmalgeschützte Kapelle auf dem Friedhof sanieren. Der in die Jahre gekommene Bau braucht dringend ein neues Dach, auch die Fassade und die Sanitäranlagen sollen erneuert, eine Fußbodenheizung installiert, denkmalgerechte Bleiglasfenster eingesetzt werden. Alles ist so weit geregelt, und doch hat die Kirche ein Problem: Es fehlt Geld. Rund 800 000 Euro werden die Arbeiten kosten. Bezahlen kann sie die Kirche nicht. Sie fordert daher Unterstützung von der Stadt Teltow, die Miteigentümerin des Friedhofs ist. Doch auch die tat sich bislang schwer. „Wir müssen schon seit Jahren einen Sanierungsstau abarbeiten, der sich zu DDR-Zeiten aufgebaut hat“, erklärt die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, Barbara Nieter. Erst 2007 sei die alte Trauerhalle zum Verwaltungsgebäude umgebaut worden, ein Wirtschaftshof mit Garagen für Arbeitsmaterialien entstand. Zudem soll der Friedhof nach einem 2009 erstellten Entwicklungskonzept zu einem Park umgestaltet werden, in dem die Teltower Ruhe und Erholung finden. Gut zwei Millionen Euro muss die Kirche dafür insgesamt aufbringen. Zwar steuert die Stadt jährlich 20 000 Euro zur Bewirtschaftung des Friedhofs bei. Trotzdem sehe die Kirche die Stadt stärker in der Pflicht. Nicht zuletzt, sagt der Gemeindebeiratsvorsitzende der Kirche, Michael Wilcke, seien zwei Drittel der zwischen 110 und 140 Beerdigungen im Jahr konfessionslos. Hinter der Forderung der Kirche nach einem größeren Engagement der Stadt stecken jedoch auch alte Befindlichkeiten, sagt Nieter. Weil die Kommune kein Geld für den Bau der Kapelle hatte, wurde sie 1933/34 ausschließlich mit Mitteln der evangelischen Kirche errichtet. Auch für Kriegsschäden und den Wiederaufbau habe sie allein aufkommen müssen, zählt die Kirchenratsvorsitzende auf.

Doch auch die Stadt verweist auf ein Problem: Seit 2013 verfügt Teltow über einen Doppelhaushalt, sodass „die organisatorische Einordnung des Projekts bislang nicht abschließend geregelt werden konnte“, so Stadtsprecherin Andrea Neumann. Ein Antrag, den die B.I.T-Fraktion den Stadtverordneten in ihrer letzten Sitzung vorlegte, brachte nun zumindest etwas Bewegung in die Sache. Die Kommunalpolitiker verpflichteten sich, 100 000 Euro für die Sanierung der Kapelle und die Umgestaltung des Friedhofs in den Haushalt 2015/16 einzustellen. Noch ist der Haushalt jedoch nicht beschlossen und auch die Höhe der Gesamtbeteiligung nicht abschließend diskutiert, sagt Stadtsprecherin Neumann. Zusammen mit den 70 000 Euro, die der Bund über das Denkmalschutz-Sonderprogramm zur Sanierung der seit 2011 in der Denkmalliste des Landes eingetragenen Kapelle beisteuert und einem Eigenanteil der Kirche reiche das Geld gerade einmal für den Ausbau des Dachstuhls, moniert der Fraktionsvorsitzende der B.I.T., Ralf Kasdorf. Für ihn ist das nicht akzeptabel. „Die Stadt muss sich bekennen und den kompletten Betrag übernehmen.“ Kasdorf geht von einer Beteiligung der Stadt von mindestens zwei Dritteln der Gesamtsumme, insgesamt 550 000 Euro, aus. Sonst droht Stillstand, sagt er.

In Häsen im Landkreis Oberhavel steht indes abholbereit eine alte Baracke, die als Notkapelle während der Sanierungsphase genutzt werden kann. Ursprünglich entstammt sie einem Außenlager des KZ Ravensbrück in Grünberg, später wurde sie von der Kirchengemeinde im Löwenberger Land umgebaut und für Gottesdienste genutzt. Seit in Gutengermendorf ein Gemeindezentrum errichtet wurde, wird sie nicht mehr gebraucht. Nach den Plänen der Evangelischen Kirche soll sie nun auf den Friedhof Teltow umgesetzt und neben Kriegs- und Zwangsarbeitergräbern einen neuen Platz finden. Auch hierfür muss die Kirche Geld in die Hand nehmen. Etwa 40 000 Euro wird der Ab-, Auf- und Umbau kosten. Sobald die Baugenehmigung für die Ersatzkapelle da ist, könne mit den Arbeiten begonnen werden, kündigt Wilcke, an. Mit der Genehmigung rechnet er spätestens bis April. Bis zur Lösung der Finanzierungsfrage müssen Trauerfeiern jedoch vorerst weiter in der 1934 nach Plänen des Architekten Winfried Wendland errichteten Kapelle unter äußerst schwierigen Bedingungen abgehalten werden. Es ist kalt, klamm, unangenehm, weiß Wilcke. Er hält die Situation für beschämend. Es sei kein positives Bild, das Teltow seinen Trauergästen derzeit präsentiere. Solveig Schuster

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