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Kirche in Kleinmachnow: Dreiklang im Dorfkern

Der Kleinmachnower Neubau der Auferstehungskirche im alten Dorf ist eingeweiht - und geschmückt mit neuer Kunst, die an die Geschichte des Ortes erinnert.

Kleinmachnow - Kleinmachnow - Es kommt heute selten vor, dass eine Kirche zu klein geworden ist. Das stellte Bischof Markus Dröge gleich zu Beginn seiner Predigt zur Weihe des neuen Kleinmachnower Gemeindehauses im Alten Dorf am Ostersonntag fest. „Wir erleben heute ganz handfest, wie Gott neues Leben schafft“, sagte der evangelische Bischof der Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. „Hier in Kleinmachnow ist die Gemeinde gewachsen, wächst weiter und wird diesen Raum füllen“, so der Bischof im Neubau am Zehlendorfer Damm gegenüber der Dorfkirche. Dröge betonte, dass es dabei nicht nur um ein zahlenmäßiges Wachsen ginge, sondern vor allem um ein geistliches.

Unübersehbar war bei diesem Widmungsgottesdienst, dass der Kirchsaal schon jetzt fast zu klein ist für die Christen im Ort. Etliche Besucher standen noch im Gang und an den Seiten des Saales. „Das ist unglaublich schön, so viele hier zu haben an so einem Tag“, freute sich die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, Cornelia Behm, und sorgte noch vor der Predigt dafür, dass möglichst alle Stühle und Bänke genutzt wurden, damit keiner draußen bleiben musste.

5500 Gemeindemitglieder

Schon vorab war dem Gemeindekirchenrat klar: Die 400 Sitzplätze im Saal werden nicht ausreichen, weshalb man sich auch mit Bänken und provisorisch mit 200 Papphockern behalf, die sich die Kleinmachnower vom Kirchentag zum 500. Reformationsjubiläum im vergangenen Jahr gesichert haben. Neben alten Stühlen, die nun nach und nach ersetzt werden sollen, stehen zudem 150 neue Stühle im Saal, die aus Spenden finanziert wurden. Rund 18 700 Euro seien bisher für die Bestuhlung zusammengekommen, so Behm. Noch immer würden Spenden für weitere Stühle gebraucht.

Der akute Platzmangel in der Dorfkirche und auch im Gemeindezentrum im Jägerstieg hatte sich bereits vor 20 Jahren angekündigt, als die dort jeweils rund 230 vorhandenen Plätze vor allem zu Festtagen wie Weihnachten, Ostern und Konfirmationen zum logistischen Problem wurden. Nur in Etappen, teilweise mit Eintrittskarten, konnte die Gemeinde feiern. Der Grund: Seit 1990 ist die Auferstehungsgemeinde von 1400 auf aktuell 5500 Mitglieder angewachsen war. So war klar, dass eine neue Kirche gebaut werden musste, auch weil die Auferstehungskirche im Jägerstieg, ein Bau aus den 1950er Jahren, nicht erweitert werden konnte.

Kosten von etwa 3,5 Millionen Euro

Im Mai 2008 wurde erstmals ein städtebaulicher Wettbewerb ausgerufen, gleichzeitig wurden mehrere Standorte im Ort geprüft. Der Entwurf des Architekturbüros Löffler und Kühn überzeugte die Gemeinde: ein langgestreckter Klinkerbau. Als Bauplatz wurde schließlich das Areal auserkoren, auf dem einst der Gutshof stand und das in unmittelbarer Nähe der alten Dorfkirche liegt. Doch die Hürden für das Projekt waren hoch und es bedurfte vieler Gespräche, wie Cornelia Behm anmerkte.

Trotz der hohen Kosten von etwa 3,5 Millionen Euro ließ sich die Gemeinde nicht entmutigen. Einen Teil bezahlten Landeskirche und der Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf. Einen großen Anteil trägt jedoch die Kirchengemeinde selbst, sie musste einen über viele Jahre laufenden Kredit aufnehmen. Dazu kamen Spenden sowie der Erlös aus dem Verkauf des Gebäudes im Jägerstieg. Die Räume dort wurde am Karfreitag feierlich entwidmet und die alten Gesangsbücher, Kerzen, Vasen und anderes Interieur am Sonntag in einer feierlichen Prozession in den neuen Kirchsaal gebracht. Darunter sind auch die geschnitzten Skulpturen des Kleinmachnower Künstlers Hermann Lohrisch.

Verbindung zwischen Himmel und Erde

Ein neues Kunstwerk schmückt bereits den Saal und symbolisiert drei Himmelsleitern, die hinauf zum Lichtband des Dachfirstes führen. Das Werk aus Stoff hatte die Kleinmachnower Künstlerin Anke Mühlig mit Pfarrerin Elke Rosenthal initiiert. Die Stoffe kamen von Kleinmachnowern, die ihr dazu auch die Geschichte erzählt haben. Sie soll in Wandtafeln dargestellt werden.

Als Himmel und Erde verbindende Elemente ranken sich die Stoffbahnen hinauf, die aus Stoffstücken patchworkartig aneinandergereiht sind und so auch die Geschichte ihrer einstigen Träger versinnbildlichen. Da ist das Leinenkleid, das einst zum Festkleid umgestaltet wurde und an anderer Stelle ein Stück eines Mantels, der einmal einem Kind Schutz und Wärme gab. Beeindruckt war davon auch Bischof Dröge: „Diese persönlichen Geschichten der Kleinmachnower sind mit den Stoffen, die in das Kunstwerk eingefügt wurden, hinein gewoben in die Geschichte und die Zukunft der Gemeinde. Und diese Geschichten ziehen nun mit der Gemeinde in dieses neue Haus ein“.

Anbindung an den Jakobsweg

Die neue Kirche im alten Dorfkern nannte er eine Brücke, die eine Verbindung von Tradition zur Moderne schlage. Dazu passte auch die österliche Predigt von Jesu Auferstehung, mit der er ein Tor aufgestoßen hatte, dass fortan die Welt mit Gott verband.

Im Alltag werde sich zeigen, so der Bischof, wie die neue Kirche mit Leben gefüllt werde. Darum ging es auch im Anschluss an den Widmungsgottesdienst, dem ein Sektempfang für alle folgte. Dabei wurden bereits Ideen für ein Eltern-Café, Neugeborenenläuten, eine Anbindung an den durch die Region führenden Jakobsweg und verschiedene Workshops diskutiert. Klar ist indes, dass das kirchliche Leben künftig unter drei Dächern stattfinden wird: In der Dorfkirche, der alten Schule und dem neuen Gemeindehaus. Ein Dreiklang im Dorfkern von Kleinmachnow.

Kirsten Graulich

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