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Fällt der Vorhang jetzt für immer? Das 1940 erbaute Haus steht mittlerweile schon zum Verkauf. Während der Kinobetreiber Knut Steenwerth es an Investoren verkaufen will, die das Haus für die Erlebnisgastronomie nutzen wollen, kämpft der Förderverein des Kinos weiterhin um den Erhalt.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Kino zu verkaufen

Kein Geld mehr für die Heizung: Am heutigen Mittwoch läuft im Werderaner Scala-Kino der letzte Film über die Leinwand

Von Eva Schmid

Werder (Havel) - Das Totenglöckchen läutet seit Jahren – doch jetzt scheint seine Botschaft endgültig zu sein. Zum Start der kalten Jahreszeit kündigte der Förderverein des Werderaner Scala-Kinos an, den Betrieb endgültig einzustellen. Das Kino könne nicht mehr beheizt werden, das Geld fehlt. Am heutigen Mittwochabend soll daher zum letzten Mal ein Film über die Leinwand flimmern.

Doch ist es dieses Mal wirklich so weit, wird Werder künftig kein Kino mehr haben? Seit Jahren hängt das Scala am seidenen Faden. Kinobetreiber Knut Steenwerth, der das 1940 erbaute Haus vor rund zwölf Jahren kaufte und renovierte, will nicht mehr. Auch der neue Förderverein hat sein Kino nicht gerettet. Das die jetzige Ankündigung nicht mehr den großen Schrecken auslöst, ist ihm bewusst. Zu oft war bereits von der drohenden Schließung die Rede, danach ging es dennoch weiter. Selbstkritisch stellt Steenwerth fest: „Das führt zu Ungläubigkeit.“

Jetzt aber würden die Kosten explodieren: Das Haus in der Eisenbahnstraße 182 sei nicht wärmeisoliert, rund 10 000 Euro würden im Jahr für die Energiekosten anfallen. Weitere 10 000 Euro bräuchte Steenwerth, um sonstige laufende Kosten decken zu können. Die angehäuften Schulden habe er bisher mit Privatmitteln ausgleichen können. „Das ging so lange gut, bis ich vor zwei Jahren in Pension gegangen bin.“ Sein Ziel, das Kino gegen jede Vernunft, wie Steenwerth sagt, halten zu wollen, habe er nun aufgegeben. Ihm sei jetzt klar, dass er die Werderaner „nicht beglücken kann“.

Seit Ende September steht das Scala zum Verkauf: 360 000 Euro verlangt Steenwerth. Erste Interessenten hätten sich das Gebäude bereits angesehen. Genutzt werden könnte das Scala, wie es in Teltow für das alte Teltower Diana-Kino geplant ist, für die Erlebnisgastronomie, sagt der Kinobetreiber.

Eine Mitschuld an der Misere schreibt Steenwerth auch der Stadt und der Berlin-Brandenburgischen Filmfördergesellschaft zu. Schon lange beklagt er deren fehlendes Engagement. So sei von der Stadt jahrelang keine deutliche Zu- oder Absage zur Förderung gekommen. „Und dann hat man sich dafür entschieden, nur die Comédie Soleil zu unterstützen.“

Mehrere Förderanträge sowie eine Mappe voller Argumente habe die Betreibergesellschaft für die Stadtverwaltung zusammengestellt. Darauf hätte es aber nie eine Antwort gegeben. Enttäuscht sagt Steenwerth: „Man hoffte darauf, dass es sich selbst erledigt, das ist ein ignorantes Verhalten.“ Auch kann der Kinobetreiber nicht verstehen, wieso das Medienboard andere kleine Kinos wie das Thalia in Babelsberg oder das Bali in Berlin-Zehlendorf förderte und Werder leer ausging.

Die Antwort des Medienboards dazu: „Andere Kinos sind deutlich profilierter und erfolgreicher“, so deren Kinobeauftragter Christian Berg. Für den jährlichen Kinoprogrammpreis mit bis zu 12 000 Euro habe sich Steenwerth bis auf einen „Trostpreis“ nie qualifiziert. Laut Berg sei es möglich, in einer so großen Stadt wie Werder ein Kino wirtschaftlich zu betreiben – auch wenn die Konkurrenz durch das nahe Multiplex-Kino in Potsdam groß sei. Zudem hätte Steenwerth nie Hilfen für die Umrüstung auf digitale Technik beantragt – das Anschaffen von moderner Vorführungstechnik ist für den Kinobetreiber trotz Fördermitteln mit hohen Kosten verbunden.

Laut dem Kinobeauftragten sei das Problem des Scala-Kinobetreibers ein grundsätzliches: „Er hat die Werderaner nie mitgenommen.“ Berg nennt ein Beispiel:. „Als er das Kino übernommen hatte, hieß es noch Fontane-Lichtspiele.“ Doch Steenwerth habe gleich in den ersten Tagen an das Kino den Namenszug eines alten geschlossenen Berliner Lichtspielhauses angebracht. Seitdem heißt es Scala.

Auch die Stadt bezieht Stellung gegen die Vorwürfe von Steenwerth: „Die Hausaufgaben wurden nie gemacht“, sagt Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU). Die Anträge des Betreibers, die den Stadtverordneten vorgelegt wurden, seien nicht schlüssig gewesen. Die Rede sei von 600 Veranstaltungen im Jahr gewesen, die im Scala stattgefunden haben sollen. „Wie soll das gehen, wenn das Jahr nur 365 Tage hat?“, so Saß. Die Stadt habe vom Betreiber vielmehr „ein wirtschaftlich tragbares Entwicklungskonzept“ verlangt. Mit Verwunderung habe sie jetzt festgestellt, dass das Kino nun zum Verkauf steht. Zwischen den Stühlen sitzt jetzt der Förderverein des Kinos, der auf den Weiterbetrieb hofft.

Aufgeben, sagt der Vereinsvorsitzende Jens Schneider, wolle man noch nicht. „Wir wissen, dass die Zeit drängt.“ Dennoch werde nach wie vor nach einer Lösung gesucht, um das Kino zu erhalten. „Ich bin zuversichtlich, dass auch die Stadt an einer Lösung ein Interesse hat.“ Andere soziale Einrichtungen oder Kulturinstitutionen könnten das Kino mitnutzen: „Es ist ein toller Raum“, so Schneider. Auch die Werderaner Schulen könnten davon profitieren und den Saal für Theaterproben oder als Aula nutzen.

Schneider will jetzt noch mal mit der neuen Bürgermeisterin sprechen und hofft darauf, dass sich das Totenglöckchen vielleicht doch noch mal zum Lebenszeichen verwandelt.

Die vorerst letzte Aufführung findet am heutigen Mittwoch um 20.15 Uhr in der Eisenbahnstraße 182 statt. Gezeigt wird die amerikanische Komödie „Die Hexen von Eastwick“.

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