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Gösta Oelstrom will den Scala-Betrieb in Werder bald wieder aufnehmen.

© Henry Klix

Kino in Werder: Tausend Ideen fürs neue Scala

Filmproduzent Gösta Oelstrom will Kino in Werder im Oktober als „Kulturpalast“ wiedereröffnen

Werder (Havel) - Die Kinosessel haben schon ordentlich Staub angesetzt, jetzt gibt es für das Scala-Kino in Werder einen neuen Anlauf. Der Fernsehproduzent Gösta Oelstrom hat den geschichtsträchtigen Standort in der Eisenbahnstraße angemietet und vorige Woche mit Aufräum- und Renovierungsarbeiten begonnen. Im Oktober soll das Kino als „Scala Kulturpalast“ wieder in Betrieb gehen, sollen wieder Filme über die Leinwand flimmern, sagte Oelstrom am gestrigen Mittwoch gegenüber den PNN. Der Vorführraum soll als „Fontanesaal“ an den alten Namen des denkmalgeschützten Lichtspielhauses erinnern.

Oelstrom will das Kinoprogramm an den Bedürfnissen der Werderaner ausrichten und sich dazu auch mit dem Medienboard Berlin-Brandenburg abstimmen. Neben dem laufenden Programm seien Seniorenkinotage und Kinderfilmveranstaltungen geplant. Er kann sich auch vorstellen, dass am Sonntagabend zum gemeinsamen Tatort-Gucken ins Kino eingeladen wird. Außerdem setzt Oelstrom auf Musik und Comedy und will damit besonders den Freitagabend der Werderaner etwas bunter machen. „Blues war ja hier sehr erfolgreich.“ Tausend Ideen habe er, wolle aber auch schauen, was in der Stadt gewollt ist.

Das Kinocafé, in dem sich zurzeit noch die Umzugskisten stapeln, solle künftig, „am liebsten mit Terrasse“, als Mediencafé täglich geöffnet sein und auch ein Testort für Veranstaltungen werden: „Um zu sehen, was ankommt und dann auch im großen Saal stattfinden kann“, so Oelstrom. Anfangs sollen im Mediencafé Kaffee und Kuchen angeboten werden, später möglicherweise auch warme Küche. Auch eine Konzertkasse soll es im Café-Foyer geben, an der man Karten für Veranstaltungen in Berlin oder Potsdam bekommen kann. Oelstrom hofft, dass das ein kleines Standbein für die Unterhaltung des Hauses wird.

Der 52-Jährige ist fast 30 Jahre in der Fernsehbranche unterwegs, gehörte 1990 zu den Gründern des „Fernsehens aus Berlin FAB“ und versorgt heute mit seiner Firma „Kalif Medien“ das MDR-Boulevardmagazinen Brisant mit Beiträgen aus der Musik- und Promiwelt, zuletzt unter anderem von den Filmfestspielen in Cannes. Seine Fernsehlaufbahn habe begonnen, als er mit der Videokamera einfing, wie Berlinale-Gast Julia Roberts am Brandenburger Tor auf den Resten der Berliner Mauer tanzte. „Die Twentieth Century Fox wollte die Aufnahmen in der Wendezeit unbedingt haben, das war mein Startkapital“, erinnert sich der gebürtige Berliner.

Die Firma Kalif war in Blankenfelde-Mahlow ansässig und wird jetzt nach Werder ins Obergeschoss des Kinos verlegt. Oelstrom, der mit seiner schwangeren Freundin noch in Berlin wohnt, möchte sich dann auch privat in Werder niederlassen. An sich auf der Suche nach einem schönen Wohnplatz für die neue Familie war er im Internet zufällig auf das Scala gestoßen, das zum Verkauf angeboten wurde.

Vor 15 Jahren habe er schon mal überlegt gehabt, das alte Luckenwalder Kino zu übernehmen, allerdings sei ein Multiplexkino in der Nachbarschaft entstanden und er habe es gelassen. Scala-Eigner Knuth Steenwerth sei froh gewesen, dass er jemanden gefunden hat, der sein Lebenswerk fortsetzt und den im Oktober abgebrochenen Kinobetrieb wieder aufnimmt. Der Mietvertrag sei unbefristet und mit einem Vorkaufsrecht versehen. Oelstrom hofft, dass ihn Steenwerth beim Kinobetrieb unterstützt und auch seine technischen Erfahrungen einbringt.

Um den Saal wieder öffnen zu können, müssen noch einige Brandschutzarbeiten abgeschlossen werden. Etwa 9000 Euro würden dazu gebraucht, die Oelstrom per Crowdfunding bei Leuten zusammenbekommen möchte, die sich über den neuen Kulturstandort freuen. Auch an den Fassaden und am Eingangsportal müsse etwas passieren, gestern fegte Oelstrom schon mal die Spinnenweben weg.

Um den „Scala-Kulturpalast“ salonfähig zu machen, will er die Unterstützung seiner Freunde und auch seine Kontakte in die Welt der Prominenten nutzen. „Natürlich hoffe ich, ein paar bekannte Namen für wenig Geld nach Werder zu bekommen.“ Die Bühne, überlegt er, könnte auch als Livestudio für seine Produktionsfirma genutzt werden. „Da kommt dann alles zusammen, was ich sowieso gern mache.“

Gösta Oelstrom hofft, gut in Werder aufgenommen zu werden. Keineswegs solle der neue Kulturpalast in Konkurrenz zu anderen Kulturstandorten in der Stadt stehen. „Aber Kino gehört ins Kino.“ Oelstrom hat, wie er sagt, Spaß daran, Dinge auszuprobieren, organisierte im vergangenen Jahr zum Beispiel eine Tournee der Berliner Coverband Queen II. Er sei jetzt gespannt darauf, mal die andere Seite des Konzertbetriebes kennenzulernen.

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