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Berlinale Goes Kiez 2020 in Kleinmachnow in den Neuen Kammerspiele.

© Manfred Thomas

Kino in Kleinmachnow: Streit um Neue Kammerspiele wird vor Gericht verhandelt

Der Eigentümer des Kinos in Kleinmachnow will die Pächter außerordentlich kündigen. Am 17. März soll das Landgericht darüber entscheiden und es tauchen bereits erste Namen möglicher Nachfolger auf.  

Von Eva Schmid

Kleinmachnow - Die Zukunft der Neuen Kammerspiele in Kleinmachnow ist in der Schwebe. Der Eigentümer des Kinos in der Karl-Marx-Straße hat den Betreibern, der Kleinmachnower Kulturgenossenschaft Neue Kammerspiele eG, bereits Ende vergangenen Jahres außerordentlich gekündigt. Der Grund: Türen sollen offenbar nicht richtig verschlossen worden sein, so der Vorwurf. Regulär würde der Pachtvertrag erst in zwölf Jahren auslaufen. Das wurde im jüngsten Kleinmachnower Kulturausschuss bekannt. Zuerst hatte die Märkische Allgemeine darüber berichtet.

Zu dem Vorfall wollte sich am Donnerstag Valeska Handel, die die Kammerspiele mit Carolin Huder leitet, mit Verweis auf das laufende Verfahren öffentlich nicht äußern. Auch Eigentümer Karl-Heinz Bornemann, dessen Familie das Kleinmachnower Kino 1938 gegründet und auch das Thalia in Babelsberg zeitweise betrieben hat, hielt sich auf Anfrage bedeckt.

Eigentümer hat seit 2015 Hausverbot

Es ist der vorläufige Höhepunkt eines seit Jahren schwelenden Streits. Der Eigentümer liegt vor allem mit der Geschäftsführung des Hauses im Clinch. Seit 2015 hat er Hausverbot, und dagegen bereits mehrmals verstoßen. Öfters musste, so wurde im Kulturausschuss deutlich, die Polizei anrücken. Jetzt wird der Streit am 17. März vor dem Landgericht ausgetragen – dabei könnte es für die Kammerspiele um alles gehen. Fällt das Urteil zugunsten des Eigentümers aus, drohen den Kammerspielen in ihrer jetzigen Form womöglich das Aus.

Die Geschäftsführerinnen:  Valeska Hanel (links) und Carolin Huder (rechts außen). 
Die Geschäftsführerinnen:  Valeska Hanel (links) und Carolin Huder (rechts außen). 

© Manfred Thomas

Wie der Streit vor Gericht ausgehen wird, ist noch völlig offen: Außerordentliche Kündigungen würden bei Gewerberäumen äußerst selten vorkommen, so Rechtsanwalt Benedikt Nowak, Chef des Mieterverein Potsdam und Umgebung. „Eine fristlose Kündigung ist bei Gewerberäumen aus wichtigem Grunde möglich, wenn der Mieter Pflichtverletzungen in erheblichem Maße begangen hat.“ Eine Pflichtverletzung kann sein, dass die Mietsache durch Vernachlässigung erheblich gefährdet ist, so Nowak. Oder, dass der Mieter den Hausfrieden nachhaltig störe.

Kulturgenossenschaft hat Politik auf ihrer Seite

Immerhin hat die Kulturgenossenschaft zahlreiche Gemeindevertreter auf ihrer Seite, viele von ihnen sind Mitglied in der Genossenschaft. So auch Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD), der am Donnerstag für eine Stellungnahme zu dem Streit nicht zur Verfügung stand. Wie schwierig die Situation jedoch ist, machen Mitglieder des Kulturausschusses deutlich: „Der Eigentümer legt der Geschäftsführung bei jedem Vorhaben Steine in den Weg“, so Linke-Gemeindepolitiker Thomas Singer. So würde Bornemann derzeit den Ausbau des zweiten, kleineren Kinosaals blockieren. „Er will alles machen, um die Kulturgenossenschaft raus zu bekommen, obwohl er mit ihnen eine gute Pacht bekommt.“ Singer habe selbst miterlebt, wie Bornemann durch die Fenster fotografieren würde, oder die Türen kontrolliere, ob sie geschlossen sind.

Zum dritten Mal waren die Kammerspiele Berlinale Kiezkino. 
Zum dritten Mal waren die Kammerspiele Berlinale Kiezkino. 

© Manfred Thomas

Auch die FDP-Gemeindevertreterin Hilke Masche, die auch Mitglied in der Kulturgenossenschaft ist und deren Mann, Richard Masche, Vorsitzender im Aufsichtsrat der Genossenschaft ist, sieht das Verschulden bei Bornemann: Er würde als ehemaliger Kinobetreiber, der Kulturgenossenschaft ihren Erfolg neiden.

Erfolgsstory Kammerspiele

Tatsächlich hat Bornemann das Kleinmachnower Kino von 2003 bis 2012 betrieben, sich dann aber zurückgezogen. Mittlerweile haben Carolin Huder und Valeska Hanel den Betrieb laut Masche zu einem „solchen Standortvorteil für Kleinmachnow gemacht, der vergleichbar sei mit einer guten Schulsituation“. Das Kino ist mittlerweile mehrfach für sein Programm ausgezeichnet worden, war in diesem Jahr das dritte Mal Kiezkino der Berlinale, zahlreiche bekannte Künstler treten auf der Bühne im Kinosaal auf. Wie erfolgreich das Haus läuft, zeigen auch die steigenden Besucherzahlen: So seien laut Hanel im vergangenen Jahr 21 795 Zuschauer gekommen. Im Vergleich: der Durchschnitt in Brandenburg lag im Jahr 2019 pro Kinosaal bei 17 685 Personen.

Wird die Kommune das Kino kaufen?

Um den Kulturgenossen den Rücken zu stärken, ist erneut der Kauf der Immobilie durch die Gemeinde im Gespräch. Bornemann wäre, so heißt es aus unterrichteten Kreisen, durchaus bereit zu verkaufen. Und er kann sich wohl auch vorstellen, das Kino – sollte er Recht bekommen – weiterzuführen. Im Gespräch ist dem Vernehmen nach bereits ein Personenkreis, der einspringen könnten, um den Betrieb zu retten. In diesem Zusammenhang fällt auch der Name des Kammerspielgründers Michael Martens, der sich ähnlich wie Bornemann einst mit Carolin Huder überworfen hat. 

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