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Kinderbetreuung: Teltower Kita wegen Giftstoff geschlossen

In Teltow musste eine Kita schließen, da die Belastung mit Naphthalin doppelt so hoch ist wie der erlaubte Grenzwert.

Von Enrico Bellin

Teltow - Die Teltower Kita Käferland ist Anfang April wegen zu hoher Schadstoffbelastungen geschlossen worden. Wie Stadtsprecher Jürgen Stich am Donnerstag den PNN bestätigte, haben Luftproben am 2. April eine zu hohe Belastung mit Naphthalin ergeben, einem Stoff, der im Verdacht steht, Krebs zu erregen und der unter anderem als Mottengift eingesetzt wurde. Eine vorläufige Auswertung der Proben hat ergeben, dass 50 bis 60 Mikrogramm des Schadstoffes pro Kubikmeter Luft im Raum waren. Der Grenzwert liegt bei 30 Mikrogramm. Naphthalin in der Luft kann unter anderem zu Kopfschmerzen und Übelkeit sowie Schleimhautreizungen führen.

Kinder werden in der Schule betreut

Die Kita wurde Stich zufolge vorübergehend geschlossen, die Eltern wurden darüber auf einer Versammlung am 3. April informiert. Die 65 Kinder aus der Integrationskita im Anne-Frank-Weg werden nun im Hort der benachbarten Anne-Frank-Schule betreut, die Hortkinder wiederum werden in Klassenräumen betreut. Die Doppelnutzung der Klassenräume sei genehmigt worden.

Laut dem Stadtsprecher kann es ein bis zwei Monate dauern, bis die endgültigen Analyseergebnisse vorliegen und auch klar ist, aus welchem Stoff oder Bauteil das Naphthalin ausgetreten ist. Dann soll ein Abschlussbericht des Stahnsdorfer Toxikologen und Lebensmittelchemikers Rainer Macholz den Eltern und der Öffentlichkeit präsentiert werden. Macholz sowie Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) waren auch bei der Elternversammlung anwesend.

Die Quelle wird gesucht

„Eine Mitarbeiterin des Kita-Eigenbetriebs, die sich nicht täglich in der Kita Käferland aufhält, hat in einem Raum der Kita einen starken Geruch wahrgenommen“, so Stich. Aus diesem Anlass sei Macholz vorsorglich von der Stadt mit den ersten Untersuchungen beauftragt worden. Drei Luftproben seien von zwei Labors mit unterschiedlichen Methoden analysiert worden, alle hätten die Belastung mit Naphthalin bestätigt.

In der Kita werde nun zunächst nach der Quelle für die erhöhten Naphthalin-Werte gesucht. „Dazu finden Probebohrungen insbesondere in Böden und Decken statt“, so Jürgen Stich. Es liege die Vermutung nahe, dass als Isolierung verwendete Teerpappe die Quelle der erhöhten Schadstoffwerte sei. „Wenn sich das bestätigt, werden diese Bauteile von einer Fachfirma entfernt.“ Wie lange die 65 Kinder in den Horträumen betreut werden müssen, ist derzeit also noch offen.

Andere Kitas werden untersucht

Die Stadt Teltow untersucht Jürgen Stich zufolge nun auch andere Kitas, die wie das Käferland in den 1960er-Jahren errichtet worden sind. Allerdings sei die Belastung nicht zwingend auf die Bauzeit oder in der DDR verwendete Materialien zurückzuführen, sagt der Stadtsprecher. Wann diese Untersuchungen abgeschlossen sind, teilte er nicht mit. Auch in neueren Gebäuden komme es vor, dass Naphthalin aus Bauteilen ausströme. Tatsächlich wird der Stoff noch immer zur Herstellung von Lösungsmitteln, Kunststoffen oder Holzschutzmitteln verwendet. Der Stoff wurde erstmals 1819 aus Steinkohlenteer isoliert.

Bei der Innenraum-Luftbewertung gibt es für etwa 30 Chemikalien Grenzwerte, ab denen eine Gesundheitsgefährdung nicht mehr ausgeschlossen werden kann. Die Grenzwerte legt der Ausschuss für Innenraumrichtwerte fest, der beim Umweltbundesamt im sachsen-anhaltinischen Dessau angesiedelt ist.

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